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Forscher: Fleisch kann Krebs verursachen

26. Oktober 2015

Horrornachricht für alle Freunde von Würstchen, Schinken und Braten. Verarbeitetes und rotes Fleisch kann Krebs erregen, stellen Forscher der Weltgesundheitsorganisation fest.

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Wurtstheke eine bayerischen Metzgerei (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Verarbeitete Fleischerzeugnisse wie Wurst und Schinken sind nach Einschätzung der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) krebserregend. Der regelmäßige Konsum erhöhe das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, teilte die zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehörende Behörde in Lyon mit. Zudem stuften die Experten rotes Fleisch generell als wahrscheinlich krebserregend ein. Darunter wird das Muskelfleisch aller Säugetiere verstanden, also von Rind, Schwein, Lamm, Kalb, Schaf, Pferd und Ziege.

Die Wissenschaftler haben mehr als 800 Untersuchungen ausgewertet, die sich mit einem möglichen Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und Krebsrisiko beschäftigen.

Auch potenziell gefährlich: Das deutsch Hausschwein (Foto: dpa)
Auch potenziell gefährlich: Das deutsche HausschweinBild: picture-alliance/dpa

Auf die Menge kommt es an

Laut Agentur ist das individuelle Risiko einer Krebserkrankung durch den Verzehr verarbeiteter Fleischerzeugnisse statistisch gesehen "gering", steigt jedoch mit der gegessenen Fleischmenge. "Jede verzehrte Portion verarbeiteten Fleischs von täglich 50 Gramm erhöht das Darmkrebsrisiko um 18 Prozent", hieß es in der IARC-Studie.

Verarbeitet bedeutet, dass Fleisch zum Beispiel gepökelt oder geräuchert wurde. Zu den nach der Studie potenziell gesundheitsschädlichen Produkten gehören daher zum Beispiel Würstchen, Dosenfleisch, Trockenfleisch oder Soßen auf fleischlicher Basis. Bei diesen Nahrungsmitteln gebe es "hinreichend Anzeichen" dafür, dass ein Zusammenhang mit der Entstehung von Krebs existiere, stellten die Wissenschaftler fest. Ob eine bestimmte Art der Zubereitung das Risiko verändert, lässt die Studie offen.

Gefahr von Darmkrebs

Zudem gebe es "starke Anzeichen" für einen direkten Zusammenhang zwischen dem Konsum von rotem Fleisch und Darmkrebs, schrieben die Forscher weiter. Auch bei Bauchspeicheldrüse und Prostata sei eine krebserregende Wirkung von rotem Fleisch naheliegend, wenn auch nicht so stark wie beim Darmkrebs. Die IARC fügte verarbeitete Fleischerzeugnisse der selben Kategorie krebserregender Stoffe hinzu, in der sich beispielsweise auch schon Tabakrauch und Asbest befinden. Die WHO-Behörde betonte jedoch, dass dies nicht mit einem genauso hohen Risiko durch Fleischkonsum gleichzusetzen sei.

Deutsche große Fleischesser

Professor Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke, der nicht an dem Bericht beteiligt war, erläuterte: "Man kann jedes Fleisch bedenkenlos essen. Es kommt aber auf die Menge an." Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch und Fleischwaren pro Woche zu essen. Die Realität sehe aber bundesweit anders aus, sagte DGE-Pressesprecherin Antje Gahl in Bonn. So verzehrten Männer im Durchschnitt wöchentlich etwa doppelt so viel - nämlich 1092 Gramm. Frauen liegen demnach mit 588 Gramm an der oberen Grenze.

Nach den Worten des deutschen Medizin-Nobelpreisträgers Harald zur Hausen bestätigt die Einschätzung der Krebsforschungsagentur die vorliegenden Befunde. Der Professor kritisierte jedoch, dass in dem Bericht nicht erwähnt werde, dass es Länder mit hohem Fleischkonsum gebe, in denen die Dickdarmkrebs-Raten trotzdem sehr niedrig sind. Aus seiner Sicht müsste daher mehr zwischen den verschiedenen Sorten
roten Fleisches differenziert werden. So gebe es Anhaltspunkte, dass
vor allem bestimmte Sorten von Rindfleisch das Risiko steigerten, sagte zur Hausen.

Medizin-Nobelpreisträger zur Hausen (Foto: AP)
Medizin-Nobelpreisträger zur HausenBild: AP

wl/kle (dpa, afp)