Entwicklungsländer leiden unter Wetterextremen
8. November 2016Es ist eine verheerende Bilanz: In den vergangenen 20 Jahren haben extreme Wetterereignisse wie Stürme, Hitzewellen und Überschwemmungen weltweit mehr als 528.000 Menschen getötet und Sachschäden in Höhe von 2780 Milliarden Euro (3100 Milliarden US-Dollar) angerichtet. So steht es im neuen globalen Klima-Risiko-Index (KRI), den die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch auf der Klimakonferenz in Marrakesch veröffentlichte.
Der Index nimmt die Jahre zwischen 1996 und 2015 in den Blick. In diesem Zeitraum gab es demnach weltweit fast 11.000 extreme Wetterereignisse. Am stärksten betroffen waren Honduras, Haiti und Myanmar. Deren Spitzenplatz ist auf die drei tropischen Wirbelstürme "Mitch", "Nargis" und "Sandy" zurückzuführen, die 1998, 2008 und 2012 gewütet hatten.
Hitzewelle forderte 2015 die meisten Todesopfer
Bei einer Einzelbetrachtung des vergangenen Jahres waren Mosambik und Malawi in Afrika sowie der karibische Inselstaat Dominica die am stärksten betroffenen Länder. Dominica wurde 2015 von einem Tropensturm verwüstet und Mosambik und Malawi waren einem Monsun mit verheerenden Regenfällen ausgesetzt. "Der Klimawandel ist real", erklärte Taonga Mbale von der malawischen Umweltagentur in Marrakesch. "Wir in Malawi müssen die Folgen ertragen."
Weltweit betrachtet haben Hitzewellen im vergangenen Jahr die meisten Todesopfer gefordert. Besonders betroffen war Indien mit mehr als 4300 Todesfällen. In Frankreich kamen bei Temperaturen von bis zu 41 Grad mehr als 3300 Menschen ums Leben. "Mit zunehmenden Starkregenereignissen und Überschwemmungen sowie häufigen Hitzewellen verzeichnet der Klima-Risiko-Index genau die Wetterextreme, die in einer sich durch den Klimawandel aufheizenden Welt zu erwarten sind", sagt Sönke Kreft von Germanwatch.
Entwicklungsländer besonders betroffen
Den Klima-Risiko-Index errechnet Germanwatch auf Grundlage von Daten über Wettextreme des weltweit tätigen Rückversicherungskonzerns Munich Re. Maßgeblich für das Ranking sind dabei die Todesopfer sowie direkte wirtschaftliche Verluste, die in Beziehung zur Bevölkerungszahl und Wirtschaftskraft gesetzt werden.
Die Organisation veröffentlichte den Index bereits zum zwölften Mal. Sie betont aber, dass der Index keine Aussage über den Einfluss des Klimawandels auf die Ergebnisse zulasse. Er könne aber als "Warnsignal" verstanden werden, sich durch Anpassung und mehr Katastrophenvorsorge besser auf Wetterextreme vorzubereiten, die durch den Klimawandel bedingt sind.
Experten gehen davon aus, dass der Klimawandel vielerorts zu stärkeren Wetterextremen führen wird. So kann warme Luft mehr Wasser aufnehmen. Das verstärkt Niederschläge. Die Folgen sind aber regional unterschiedlich.
Laut KRI waren 2015 Regen, Überflutungen und Erdrutsche die Hauptursachen für Versicherungsschäden. "Das starke Auftreten extremer Regenfälle entspricht wissenschaftlichen Erwartungen verstärkter Wasserkreisläufe durch die Klimaerwärmung", erklärt Sönke.
Die Organisation wies zudem darauf hin, dass vor allem ärmere Staaten von Wetterextremen betroffen sind. Neun der zehn zwischen 1996 und 2015 am heftigsten betroffenen Länder seien Entwicklungsländer mit niedrigem Pro-Kopf-Einkommen.
Hohe Kosten für Deutschland, Asien und die USA
Deutschland ist im Langfrist-Index nach Frankreich und Portugal die am drittstärksten betroffene Industrienation (Rang 23). Die verheerendsten Folgen hatte dort eine Hitzewelle im Jahr 2003. Sie forderte mehrere Tausend Menschenleben. Aber auch schwere Stürme und immer wieder auftretende "Jahrhundert-Hochwasser" fallen ins Gewicht.
Die materiellen Schäden seit 1996 beliefen sich in Deutschland auf umgerechnet rund 3,6 Milliarden pro Jahr. Die Länder mit den durchschnittlich höchsten Schadenssummen pro Jahr sind die USA (39,1 Milliarden), China (32,8), Indien (11,3), Thailand (7,6) und Pakistan (3,8).
(mit DPA und AFPD)