Westerwelle setzt auf Afghanistans Nachbarn
19. Juli 2010Mit dem Konflikt in Afghanistan haben sich schon viele internationale Konferenzen befasst. Doch das am Dienstag in Kabul beginnende Treffen hat nach Ansicht von Bundesaußenminister Guido Westerwelle einen entscheidenden Vorzug: An ihm nehmen auch Vertreter der Nachbarstaaten teil. Zentralasien könne nur stabilisiert werden, wenn es in der gesamten Region keine Konflikte mehr gebe, erklärte Westerwelle am Montag (19.07.2010).
Westerwelle: Region einig im Kampf gegen Terror
Westerwelle räumte ein, die Nachbarländer Afghanistans verfolgten vielfach unterschiedliche Interessen. Sie hätten nach seinem Eindruck jedoch das gemeinsame Anliegen, dass der Terrorismus in Afghanistan keine neue Chance bekomme. Der Westen brauche die Staaten der Region, um am Hindukusch erfolgreich zu sein.
Hochrangige Teilnehmer in Kabul
Die Konferenz in der afghanischen Hauptstadt ist dort die größte Versammlung hochrangiger ausländischer Politiker seit mehr als 30 Jahren. Neben US-Außenministerin Hillary Clinton nehmen daran auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und die Außenminister Großbritanniens, Frankreichs und Dutzender weiterer Länder teil. Aus Sicherheitsgründen werden Teile der Hauptstadt sowie der Flughafen zeitweise gesperrt.
Rasmussen: Kampf geht auf lange Sicht weiter
Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen stellte Afghanistan weitere Hilfen des Militär-Bündnisses in Aussicht. Diese seien auch auf lange Sicht notwendig, schrieb Rasmussen in einem Beitrag für das "Hamburger Abendblatt". Die geplante Übergabe der militärischen Führung an die afghanische Regierung bedeute nicht, dass der Kampf um Afghanistans Zukunft als stabiles Land vorbei sei.
Für die kommenden Monate rechnet Rasmussen mit steigenden Opferzahlen unter den Soldaten. Grund seien die Militäroffensiven in dem Land, die jedoch von enormer politischer Bedeutung seien. Die Angriffe trügen dazu bei, die Taliban zu schwächen. Es werde vermehrt Überläufer geben, die ihre Posten bei den Islamisten verließen, um sich für Versöhnung einzusetzen. Rasmussen räumte ein, die internationale Gemeinschaft habe den Krieg in Afghanistan unterschätzt. Der zu zahlende Preis sei aufgrund der vielen gefallenen Soldaten viel höher als erwartet.
Wieder Angriff auf Bundeswehr
Ein Sprecher der Bundeswehr bestätigte unterdessen einen erneuten Sprengstoffanschlag auf eine Patrouille in der Provinz Kundus. Dabei seien vier Soldaten verletzt worden. Die Bundeswehr wird derzeit fast täglich von Taliban-Kämpfern angegriffen.
Autor: Christian Fähndrich (dpa, rtr, afp, epd)
Redaktion: Christian Walz