Werkzeugmaschinenbauer besorgt über Trump
2. Februar 2017Seit seinem Amtsantritt vor gut zwei Wochen beherrschen düstere Szenarien und immer neue Spekulationen und Befürchtungen die Schlagzeilen. Die USA sind mit 7,5 Milliarden Euro im Jahr für den deutschen Werkzeugmaschinenbau der zweitwichtigste Markt weltweit, jedoch nur etwas über ein Drittel so groß wie China. Über 60 Prozent des amerikanischen Bedarfs werden durch den Import von Maschinen gedeckt. Deutschland ist nach Japan der zweitwichtigste Lieferant mit einem Anteil von zuletzt 16 Prozent.
Vielfach gibt es in den USA kein leistungsfähiges Angebot in der Breite der Werkzeugmaschinentechnologie mehr. "Will Trump aber seine Versprechungen von der Rückführung wettbewerbsfähiger Industriearbeitsplätze wahrmachen, ist er auf Importe von Hochtechnologie für die Produktion vor allem aus Deutschland angewiesen", hofft Heinz-Jürgen Prokop, Vorsitzender des Vereins deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW).
Deshalb gehen Experten auch davon aus, dass die USA künftig nicht auf hochpräzise Technologie "Made in Germany" verzichten können. "Wir erwarten deshalb, dass sich der US-Absatz mittelfristig nicht deutlich verringert", meint Prokop. "Trotzdem verfolgen wir protektionistische Tendenzen nach dem Machtwechsel in den USA mit Ausstrahlung auf den Nafta-Standort Mexiko, der sich zuletzt extrem günstig entwickelt hatte, mit erheblicher Sorge."
Punktlandung
Das gilt ganz und gar nicht für das abgelaufene Jahr. Nach vorläufigen Ergebnissen hat die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie 2016 Maschinen für 15,2 Milliarden Euro produziert, ein Prozent mehr als im Vorjahr. "Somit legt unsere Branche auch nach dem Rekordjahr 2015 eine Punktlandung gemäß unseren Erwartungen auf abermals sehr hohem Niveau hin", sagt Prokop. Damit sei es den Unternehmen gelungen, sich in einem überaus schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeld "sehr erfolgreich zu behaupten".
Entsprechend optimistisch startet die Branche ins neue Jahr. "Wir erwarten für das laufende Jahr einen deutlichen Produktionszuwachs von drei Prozent", sagt Prokop. Grundlage für die Einschätzung sind die internationale Industrieproduktion und die globale Werkzeugmaschinennachfrage, die sich laut dem Wirtschaftsforschungsinstitut Oxford Economics gut entwickeln sollen. Gestützt wird die Prognose auch durch das dicke Auftragspolster aus 2016. Bis November stiegen die Aufträge der deutschen Hersteller umsieben7 Prozent, getrieben durch das Ausland.
Im internationalen Wettbewerb sind deutsche Werkzeugmaschinenhersteller weiterhin Spitze. 2016 ist es gelungen, mit deutlichem Abstand Exportweltmeister vor Japan zu werden. Die Hersteller erzielten ein Exportergebnis von 7,6 Milliarden Euro. "Der Vorjahresmeister Japan musste herbe Verluste von mehr als einem Fünftel auf 6,3 Milliarden Euro verkraften", heißt es in der Jahresbilaz des VDW. Grund für den japanischen Einbruch sei die Schwäche des asiatischen Absatzmarktes.
Weniger heftige Konjunkturzyklen
Über viele Jahre war die Entwicklung der Werkzeugmaschinenindustrie durch Zyklen geprägt. Starken Aufschwüngen folgten im Zweijahresturnus auch immer wieder extreme Abschwünge. Das gilt so nicht mehr, sagt VDW-Vorsitzender Prokop. "Stattdessen ist eine weitgehende Glättung der Wachstumsentwicklung erkennbar. Die Branche klettert in kleinen Schritten von einem Produktionsrekord zum nächsten." Man könnte auch von einer Waschbrett-Konjunktur sprechen.
Das läge daran, dass immer mehr Schwellenländer, allen voran China, zur Weiterentwicklung ihrer industriellen Basis verstärkt in Fertigungstechnik investierten. Heutzutage unterbrechen allerdings exogene Faktoren dieses Muster. "Das erleben wir auch derzeit wieder mit den zahlreichen Turbulenzen weltweit. Investoren sind verunsichert und stellen ihre Vorhaben zurück. Das wiederum führt dazu, dass der Weltmarkt für Werkzeugmaschinen langsamer wächst als noch vor Jahren", so Prokop.
Dennoch feierten die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie immer wieder Erfolge. Was auch an der technologischen Führungsposition der Branche liege. Ihre Produkte seien gefragt, besonders wenn es um Hightech, strategische Investitionen oder diffizile Problemlösungen geheP.