Wer reich ist, lebt länger
Mithilfe von Daten der Bundesregierung zur Rentenbezugsdauer errechneten Politiker der Partei "Die Linke" die Lebenserwartung der Menschen in Deutschland. Sie stellten fest, dass bei geringverdienenden Frauen die Rentenbezugsdauer zwar um einige Monate stieg, sie bei männlichen Arbeitnehmern aber deutlich sank. 2001 bekamen sie noch durchschnittlich 12,5 Jahre lang Rente, 2010 waren es nur noch 10,5 Jahre.
Armutsforscher und Sozialverbände glauben, dass diese Zahlen einen lange bekannten Trend bestätigen: Bildung und Einkommen bestimmen die Gesundheit. Auch der Sozialbericht, der alle zwei Jahre von der Bundesregierung veröffentlicht wird, zeigt: Menschen mit Abitur leben rund 5 Jahre länger als solche mit einem Hauptschulabschluss.
Aus diesem Grund hat die Wohlfahrtsorganisation "Caritas" für das Jahr 2012 das Motto "Armut macht krank" ausgewählt. Sie kritisiert auch die "Zweiklassenmedizin": Hohe Praxisgebühren und gestiegene Medikamentenzuzahlungen halten Geringverdiener und Arbeitslose vom Arztbesuch ab. Dabei sind ihre körperlichen Belastungen höher: Sie fangen früher an zu arbeiten, und zwar in körperlich anstrengenden Berufen. Und sie neigen eher zu Übergewicht oder Tabak- und Alkoholkonsum.
Glossar
anhand von - mithilfe von; unter Berücksichtigung von
Statistik, die - eine Liste von Zahlen, die zeigt, wie häufig bestimmte Dinge vorkommen
Lebenserwartung, die - die Zahl der Jahre, die Menschen durchschnittlich leben
Daten, die (nur im Plural) - die Informationen
Rentenbezugsdauer, die - die gesamte Zeit, in der ein Mensch Rente bekommt
geringverdienend - so, dass man wenig Geld verdient
Sozialverband, der - Organisation, die bei sozialen Fragen und Problemen hilft
Trend, der - hier: die Entwicklung
etwas bestimmen - etwas beeinflussen
Abitur, das - höchster Schulabschluss in Deutschland, mit dem man berechtigt ist, an einer Universität zu studieren
Hauptschule, die - eine von drei Schularten nach der Grundschule, nur bis zur 9. Klasse
Wohlfahrtsorganisation, die - eine Organisation, die Armen, Kranken und Alten hilft
Motto, das - ein kurzer Satz, der den wichtigsten Gedanken einer Gruppe darstellt
Praxisgebühr, die - die Gebühr von zehn Euro, die man in Deutschland einmalig alle drei Monate bezahlen muss, wenn man zum Arzt geht
Medikamentenzuzahlung, die - das Geld, das man selbst für Medikamente zahlen muss und das nicht von der Krankenkasse gezahlt wird
jemanden von etwas abhalten - jemanden daran hindern, etwas zu tun
Belastung, die - etwas, das für jemanden nur schwer zu ertragen ist
Übergewicht, das - das zu hohe Körpergewicht
Konsum, der - der Verbrauch
Fragen zum Text
1. Die Partei "Die Linke" fand heraus, dass …
a) geringverdienende Frauen kürzer leben als geringverdienende Männer.
b) Geringverdiener eine geringere Lebenserwartung haben als Besserverdienende.
c) geringverdienende Frauen weniger Rente beziehen als geringverdienende Männer.
2. Menschen mit geringerer Bildung … als Menschen mit einem guten Schulabschluss.
a) sterben im Durchschnitt früher
b) arbeiten im Durchschnitt weniger
c) zahlen höhere Praxisgebühren
3. Ärmere Menschen …
a) können in Deutschland nur zu schlechten Ärzten gehen.
b) gehen oft nicht zum Arzt, weil ihnen die Kosten zu hoch sind.
c) bekommen in der Apotheke billigere Medikamente.
4. Welcher Satz ist grammatisch richtig?
a) Die Lebenserwartung von geringverdienenden Männern sank um 2 Jahren.
b) Die Lebenserwartung geringverdienender Männern sank um 2 Jahre.
c) Die Lebenserwartung geringverdienender Männer sank um 2 Jahre.
5. Gestiegene Medikamentenzuzahlungen bedeuten …
a) höheren Ausgaben beim Kauf von Medikamenten.
b) höhere Ausgaben bei Kauf von Medikamenten.
c) höhere Ausgaben beim Kauf von Medikamenten.
Arbeitsauftrag
Schauen Sie sich unter dem Wikipedia-Link http://de.wikipedia.org/wiki/Lebenserwartung die Statistik zur Lebenserwartung der Menschen weltweit an. Zwischen einigen Ländern gibt es große Unterschiede in der Lebenserwartung, die zum Teil auch mit der Bildung und dem Einkommen zusammenhängen. Kennen Sie weitere Gründe für diese Unterschiede weltweit? Schreiben Sie diese auf.
Autorinnen: Gessat, Rachel/Natali Petala
Redaktion: Raphaela Häuser