"Wer braucht Gründe, wenn man Heroin hat"
Die Suche nach der Opiumtablette in der "dreckigsten Toilette Schottlands", rabenschwarze Dialoge und ein hypnotischer Soundtrack. 5 Gründe, die Danny Boyles Trainspotting zum Kultfilm machten.
Kultfilm in Fortsetzung
Danny Boyle zeigte den Drogenmissbrauch im schottischen Edinburgh als schnelle und wahnwitzige Tragikomödie mit hypnotischem Soundtrack. Mit einem Budget von gerade einmal 3 Millionen Euro wurde der Film 1996 mit Kritikerlob und Preisen überhäuft - und spielte weltweit über 70 Millionen Euro ein. Was machte den Film zum Kult?
Erstens: Ungeschminkte Darstellung von Drogenkonsum
"Nimm den besten Orgasmus, den du je hattest. Nimm ihn mal 1000, und du bist noch nicht mal nah dran." So enthusiastisch beschreibt Erzähler Mark Renton seinen Heroinkonsum. Trainspotting zeigt eine Welt, die man so noch nicht gesehen hatte. Einige Kritiker warfen Regisseur Danny Boyle allerdings eine Ästhetisierung und damit Glorifizierung von Drogenkonsum vor.
...auch die furchtbaren Seiten
Dabei wurd das Elend der Sucht vielfach sichtbar: Das Baby einer drogensüchtigen Freundin stirbt wegen Vernachlässigung. Hauptfigur Tommy stirbt an einer wahrscheinlich durch AIDS begünstigten Toxoplasmose, Erzähler Renton wird von den Eltern zum kalten Entzug gezwungen. Außerdem wird die Verrohung und Selbstverachtung mit fortgeschrittener Sucht deutlich.
Zweitens: Gesellschaftskritik durch Scheißegal-Attitüde
Trainspotting zeichnet ein negativ-satirisches Bild der britischen Gesellschaft in den späten Achtzigerjahren. Die messerscharfe, provokante Sprache von Autor Irving Walsh tat ihr übriges: "Sag ja dazu, am Schluss vor dich hinzuverwesen, dich in einer elenden Bruchbude vollzupissen und den missratenen Ego-Ratten von Kindern, die du gezeugt hast, damit sie dich ersetzen, nur noch peinlich zu sein."
Drittens: Abgedrehte Charaktere
In Trainspotting stimmte beides: die schillernden Charaktere und ihre Besetzung. Für Ewan McGregor markierte Trainspotting den Start einer großen internationalen Karriere. Auch Schauspielkollegen Carlyle, Miller und Bremner wurden schlagartig bekannt.
Viertens: Szenen wie die, in der Ewan McGregor in eine Kloschlüssel eintaucht
Zugegeben: Exkremente sind bei Danny Boyle immer wieder Thema. Auch in seinem oscarprämierten "Slumdog Millionaire" musste die Hauptfigur in Scheiße baden. Aber so abgedreht und zugleich poetisch wie Ewan McGregors Eintauchen in "die dreckigste Toilette Schottlands" - das zu einem halluzinogenen Tauchgang auf der Suche nach einem verloren Opiumzäpfchen transformiert - war Kino selten.
Fünftens: Starker Soundtrack
Rentons Sex-Gespielin im Film brachte es auf den Punkt: "Iggy Pop? Ich dachte, der sei schon lange tot." Tatsächlich wurden fast vergessene Ikonen der Siebzigerjahre wie Iggy Pop und Lou Reed durch den Soundtrack wieder populär. Alte Songs wie Iggy Pops "Lust for Life" und Lou Reeds "Perfect Day" wurden im Film und später von den Zuschauern gefeiert. Daneben aber auch Brit Pop von Blur.