1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Hallo Blogosphäre!

Silke Wünsch12. Juli 2013

Man muss sich in der Szene behaupten, wenn man mit dem Bloggen anfängt. Das geht zum Beispiel dann, wenn man so krasse Dinge schreibt, dass man auffällt. Aber wie macht man das nur?

https://p.dw.com/p/196hD
Schatten eines Mannes mit Megaphone (Foto: Fotolia/Jonathan Stutz)
Bild: Fotolia/Jonathan Stutz

Oh Gott. Erst einen Monat lang online und schon eine Schreibblockade - sicher haben Sie das auch schon mal gedacht, als Sie vor den kläglichen vier ersten Einträgen Ihres Blogs saßen und traurig auf die Statistiken starrten. Am besten Tag gab es neun Aufrufe, fünf davon waren Sie selbst, um zu gucken wie es "draußen" aussieht. Die anderen vier hat sich ihr bester Kumpel angeschaut und gesagt: "Hab Geduld, du hast einen tollen Schreibstil, bleib am Ball, aller Anfang ist schwer."

Immer wieder zappe ich durchs Netz, schaue mir Blogs von anderen an, um zu gucken, was die so machen. Also das sind berühmte Leute, über die spricht, oder besser: bloggt man, deren Inhalte werden kommentiert, geteilt, auf Twitter angepriesen, sie werden auch schon mal als "Netzprominenz" bezeichnet. Das ist ein elitäres Clübchen, glauben Sie nicht, dass Sie da so schnell reinkommen, wenn Sie versuchen, sich in Kommentaren oder mittels Trackbacks bemerkbar zu machen. Es gibt einfach zu viele von Ihnen!

Anleitungen zuhauf

Natürlich gehen Sie im Netz auf die Suche nach Tipps. Unter dem Motto "Wie blogge ich richtig" gibt es eine unüberschaubare Menge nützlicher und unnützer Tipps. Als Neuling müssen Sie aber auch besonders aufpassen, wenn Ihnen ein Online-Grimmepreisgekrönter Blogger rät: "Sei mysteriös und gemein! Mache jeden Scheiß mit! Misch dich ein!" Das klingt zunächst plausibel, ist aber ganz gemeine Ironie. Solches Verhalten wird nämlich in Wirklichkeit in der gehobenen Blogosphäre, zu der Sie ja bald gehören wollen, nicht gerne gesehen.

Jemand sitzt an einer alten Schreibmaschine vor einem leeren Blatt und denkt nach. Copyright: DW.
Bild: DW

Und tun Sie auf keinen Fall das, was mir kürzlich in einem "Handbuch für die Frau" geraten wurde. Darin gibt es neben Häkel-, Koch- und Gartentipps ein Kapitel mit einer Anleitung zum Bloggen. Da steht doch allen Ernstes: "Die erfolgreichsten Blogs haben immer was mit Sex zu tun." Und weiter: Ich solle allen von meinen Lieblingspraktiken erzählen und von meinen Erlebnissen bei der letzten Swingerparty. Dann würde ich auf jeden Fall gelesen, verspricht der fragwürdige Leitfaden.

Nur eine Kleinigkeit

Vergessen Sie bitte all dies, egal ob Sie Mann oder Frau sind. Ein Blog ist ja nichts anderes als ein Tagebuch, in dem man seine Gedanken zusammenfasst und sie dann dem Rest der Welt mitteilt, ob der es braucht oder nicht. Einfach drauflos schreiben und dranbleiben, Ihr Kumpel hat schon Recht. Und hören Sie um Himmels Willen auf, sich selbst Page-Impressions zu besorgen, indem Sie von jedem erdenklichen Computer auf Ihre Seiten gehen.

Wie schön wird es dann sein, wenn Sie Ihren ersten Kommentar von einem Ihnen völlig unbekannten Blogger aus einem anderen Land bekommen. Kein Spam à la "Wow I just found your blog - your style is gorgeous" (wie kann ein offensichtlich nicht Deutsch sprechender Mensch finden, dass ich einen guten Schreibstil habe, hä?). Sondern eine Äußerung, die ehrliche Anteilnahme und Interesse an dem Thema zeigt, über das Sie schreiben. Es mag ein winziges Zeichen sein – aber es ist ein Anfang.

Silke Wünsch ist Redakteurin der Seite "Digitales Leben". Eines Tages wurde sie gefragt, ob sie diese Seite gerne betreuen möchte. Sie sagte: "Nun, ich bin bei Facebook und liebe hübsche Computer aus Cupertino, warum eigentlich nicht?" Und schon hatte sie den Job. An dieser Stelle schreibt sie über die schrägen Seiten des Digitalen Lebens, kommentiert das Treiben des Netzvolkes und wundert sich über die Skurrilitäten, die dieses komische Internet so spannend machen.

Silke Wünsch, Redakteurin. Foto und Copyright Christel Becker-Rau
Bild: DW / Christel Becker-Rau