Weniger Geburten in EU-Krisenzeiten
10. Juli 2013Im Durchschnitt von 28 europäischen Ländern sank die Kinderzahl pro Frau umso stärker, je höher die Arbeitslosenquote anstieg. Das geht aus einer Studie des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock hervor, die am Mittwoch in der Fachzeitschrift "Demographic Research" online veröffentlicht wurde.
Deutliche Änderung in Spanien
Die Forscher stellten fest, dass die Geburtenrate aufgrund der Finanz- und Wirtschaftskrise am deutlichsten in Spanien gesunken ist: Dort brachten Frauen vor dem Beginn der Krise Ende 2007 im Schnitt 1,47 Kinder zur Welt, im Jahr 2011 lag die Quote bei 1,36 Kindern.
Insbesondere Menschen unter 25 Jahren verzichteten bei steigender Arbeitslosigkeit auf Kinder. Das wirkte sich vor allem auf die Geburt eines ersten Kindes aus. Die jungen Leute verschoben zumindest die Familiengründung, wenn sie auf dem Arbeitsmarkt erst gar nicht Fuß fassen konnten, erläutert der Bericht.
Ein Prozent mehr Arbeitslose = 0,1 Prozent weniger Kinder
Ob und wie wirtschaftliche Bedingungen das Geburtenverhalten der Menschen beeinflussen, ist nach Angaben des Max-Planck-Instituts eine der großen offenen Fragen der demografischen Forschung. Die Studie belege für das heutige Europa, dass die Höhe der Arbeitslosigkeit im eigenen Land sich durchaus auf die Bereitschaft, Kinder zu bekommen, auswirkt. Steigt die Arbeitslosenrate um ein Prozent, sinkt die Geburtenrate bei den 20- bis 24-Jährigen um etwa 0,1 Prozent, in Südeuropa um 0,3 Prozent, so die Wissenschaftler.
Dem Bericht zufolge gab es auch in Ungarn, Irland, Kroatien und Lettland deutliche Einbrüche. In Tschechien und Polen, Großbritannien oder Italien stoppte die Krise die wachsende Geburtenrate lediglich.
Keine Änderungen in Deutschland
In Deutschland, Österreich und der Schweiz, deren Arbeitsmärkte die Krise ohne größere Belastungen überstanden, änderte sich auch bei den Geburtenraten wenig. In Deutschland etwa pegelte sich die Rate bei einem Wert von unter 1,4 Kindern pro Frau ein.
Die Forscher schließen nicht aus, dass es auch in Zukunft weiter negative Auswirkungen auf die Geburtenrate gibt, solange die wirtschaflichen Probleme in den EU-Staaten anhalten. Bislang wurden Daten für die Jahre 2001 bis 2010, teils bis 2011, untersucht.
li/sti (afp, dpa)