Weltweites Entsetzen über Gewalt in Nigeria
26. Dezember 2011Bei den Bombenanschlägen auf drei Kirchen im westafrikanischen Nigeria wurden am ersten Weihnachtsfeiertag mindestens 40 Menschen getötet. Allein nahe der Hauptstadt Abuja starben am Sonntag (25.12.2011) mindestens 30 Menschen durch einen Sprengsatz. Ziel der Attentäter war die katholische Kirche St. Theresa im Vorort Madalla. Durch die Explosion während der Weihnachtsmesse wurden das vordere Dach der Kirche und auch umliegende Häuser zerstört.
Auch im nordöstlichen Gadaka und im zentralnigerianischen Jos waren zwei Kirchen Ziele von Anschlägen. In Jos starb nach Angaben eines Regierungssprechers ein Polizist, als Bewaffnete das Feuer auf örtliche Sicherheitskräfte eröffneten, nachdem vor der Kirche eine Bombe explodiert war. Zwei weitere Sprengsätze seien in Gebäuden in der Nähe der Kirche entdeckt und entschärft worden. In Damaturu im Norden soll es zwei Detonationen gegeben haben. Eine sei durch eine Autobombe vor einem Büro der Geheimpolizei verursacht worden, sagte ein Sprecher der Polizei.
Angriffe das zweite Jahr in Folge
Die nigerianische Islamistengruppe Boko Haram, die für einen islamischen Gottesstaat im Norden des Landes kämpft, bekannte sich zu den Taten. Es war das zweite Jahr in Folge, dass Boko Haram Anschläge zu Weihnachten verübte. Im vergangenen Jahr wurden bei den Attentaten am Fest von Jesu Geburt 32 Menschen getötet und 74 weitere verletzt.
Nigerias Staatspräsident Goodluck Jonathan sprach von einem Affront gegen die kollektive Sicherheit und Freiheit im Land. Er sicherte zu, die Attentäter ihrer Strafe zuzuführen. Vier Verdächtige wurden festgenommen.
Internationale Anteilnahme
Die Anschläge nigerianischer Islamisten auf Christen lösten international Bestürzung aus. Papst Benedikt XVI. verurteilte die Angriffe in Rom als "absurde Geste". "Gewalt führt nur zu Schmerz, Zerstörung und Tod", sagte er am Montag in seinem Angelusgebet. Die US-Regierung kondolierte dem nigerianischen Volk und den Familienangehörigen der Todesopfer. Das US-Präsidialamt sprach von sinnloser Gewalt und einem tragischen Verlust von Menschenleben.
Auch Bundespräsident Christian Wulff verurteilte die Anschläge und sprach den Angehörigen sein Beileid aus. "Besonders verabscheuungswürdig ist es, dass sich die Anschläge gegen Menschen richteten, die sich friedlich an Weihnachten in ihren Gotteshäusern versammelt hatten", schrieb Wulff am Sonntag in einem Telegramm an den nigerianischen Präsidenten Goodluck Jonathan. Diese feige Gewalt sei von keiner Religion gerechtfertigt.
"Mein Mitgefühl und meine Anteilnahme sind mit den Angehörigen der Opfer, meine Wünsche für baldige Genesung gelten den vielen Verletzen", erklärte auch Außenminister Guido Westerwelle (FDP) in Berlin. Es bleibe eine wichtige Aufgabe, dass sich Deutschland gemeinsam mit Freunden, Partnern und Gleichgesinnten aus der ganzen Welt dem Übel des Terrorismus, der Gewalt und Unterdrückung mit ganzer Kraft entgegenstelle, in Afghanistan und Nigeria ebenso wie in Syrien, in Weißrussland und anderswo.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte ein Ende der religiös motivierten Gewalt in Nigeria. Kein Ziel rechtfertige solche Taten. Paris und London verurteilten die Anschläge ebenfalls.
Kämpfe mit der Armee
Die Bevölkerung in Nigeria ist im Norden überwiegend islamischen, im Süden christlichen Glaubens. Das ölreiche Land ist mit 150 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste in Afrika. Die Sekte Boko Haram setzt bei ihrem erklärten Ziel eines islamischen Staates auch auf brutale Gewalt. Erst im August verübte die Gruppe, deren Name übersetzt "westliche Bildung ist Sünde" bedeutet, einen Selbstmordanschlag auf das regionale UN-Hauptquartier. 23 Menschen wurden getötet.
Folgt man einer Zählung der Nachrichtenagentur AP, dann ist Boko Haram allein in diesem Jahr für den Tod von mindestens 491 Menschen verantwortlich. Auch der Einsatz der Sicherheitskräfte schreckt die Islamisten nicht ab. Bei Kämpfen zwischen Armee und Boko Haram starben am Samstag im Norden von Nigeria mindestens 68 Menschen.
Autor: Dirk Eckert (afp, dapd, dpa, rtr)
Redaktion: Nicole Scherschun / Ursula Kissel