Weltweiter Schlag gegen Plattform von Cyberkriminellen
5. April 2023Strafverfolgern in den USA, Großbritannien, Deutschland und etlichen weiteren Ländern ist nach eigenen Angaben ein gemeinsamer Schlag gegen Betrug im Internet gelungen. Unter dem Decknamen "Operation Krümelmonster" hätten die Behörden rund 120 Verdächtige festgenommen sowie 200 Anwesen durchsucht, erklärte die nationale Kriminalpolizei Großbritanniens, "National Crime Agency" (NCA).
"Eine beispiellose Polizeiaktion unter Beteiligung von 17 Ländern hat zur Zerschlagung von 'Genesis Market', einem der weltweit gefährlichsten Marktplätze, geführt", teilte die europäische Polizeibehörde Europol in Den Haag mit. Die Federführung der Aktion hatten die US-Bundespolizei FBI und die niederländische Polizei.
Die US-Behörde FBI schaltete nach eigenen Angaben im Zuge der Ermittlungen die als kriminell geltende Verkaufsplattform "Genesis Market" ab. Dort wurden nach Angaben der deutschen Behörden gestohlene Zugangsdaten für Internet-Händler und Online-Zahlungsdienste verkauft. Die 2018 gegründete Plattform sei die größte ihrer Art gewesen. Nach Angaben der britischen Online-Sicherheitsfirma Searchlight Cyber wurden die Daten massenweise von Computern erbeutet, die dafür mit Schadsoftware infiziert worden waren.
58 Beschuldigte in Deutschland
Allein in Deutschland wurden bei der konzertierten Aktion am Dienstag 62 Objekte von 58 Beschuldigten durchsucht und zahlreiche Datenträger sichergestellt, wie die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt und das Bundeskriminalamt (BKA) mitteilten. Den Beschuldigten werde eine Vielzahl von Betrugsdelikten im Online-Handel sowie weitere Taten wie Ausspähen von Daten, Datenhehlerei und Geldwäsche vorgeworfen, hieß es. Beteiligt waren Staatsanwaltschaften in allen Bundesländern.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser wertete die Aktion als "erneuten Beleg dafür, dass das Internet kein anonymer, rechtsfreier Raum ist". Die Razzia sei ein "weiterer großer Erfolg deutscher Strafverfolgungsbehörden bei der Bekämpfung der Internetkriminalität". Der Ermittlungserfolg sei "in besonderem Maße durch die hervorragende nationale und internationale Zusammenarbeit der Vielzahl beteiligter Ermittlungsbehörden ermöglicht" worden, so die SPD-Politikerin.
Zwei Millionen Betroffene
Nach Angaben der NCA sind von den Machenschaften der Hacker mehr als zwei Millionen Menschen betroffen. Die Hehler hätten deren Datensätze zu Stückpreisen von 70 US-Cent bis hin zu mehreren hundert Dollar angeboten. Dem BKA zufolge können Internetnutzer auf derServiceseite (https://www.haveibeenpwned.com) überprüfen, ob sie betroffen sind. Auf der Plattform wurden sogenannte Bots verkauft, die die Computer von Nutzern mit Schadprogrammen infizierten oder auf andere Weise die Zugangsdaten für Online-Nutzerkonten abgriffen. Da die Daten in Echtzeit gesammelt wurden, wurden die Käufer sogar darüber informiert, wenn Passwörter geändert wurden.
Anders als andere kriminelle Websites agierte "Genesis Market" nicht im sogenannten Darknet, sondern im allgemein zugänglichen Internet. Vor den Strafverfolgungsbehörden verbarg sich die Plattform nur, indem sie nur Nutzer mit einer entsprechenden "Einladung" zuließ. "Ihre leichte Zugänglichkeit und ihre niedrigen Preise senkten die Eintrittshürden für Käufer und machten sie zu einer beliebten Einnahmequelle für Hacker", erklärte Europol.
Das aus der Fernsehserie "Sesamstraße" bekannte "Krümelmonster" heißt im Englischen "Cookie Monster", was bei der Bezeichnung der konzertierten Aktion offenbar auf die Computer-Cookies mit vertraulichen Daten anspielt, die von den kriminellen Nutzern der Plattform Genesis Market gesammelt wurden.
kle/sti (rtr, afp, dpa)