Weltweiter "March for Science"
22. April 2017Den Anfang machten mehrere Hundert Forscher und ihre Unterstützer in der neuseeländischen Hauptstadt Wellington und fünf weiteren Städten des Landes. Wie ihre Kollegen in aller Welt betonten sie die Wichtigkeit von wissenschaftlichen Erkenntnissen als Handlungsgrundlage für die Politik.
Der Klimawissenschaftler James Renwick sagte beim Protestmarsch in Wellington, das Phänomen des Klimawandels zu verstehen und zu erklären sei zwar ein wissenschaftliches Problem. Doch die richtigen Konsequenzen daraus zu ziehen, sei ein soziales und politisches Problem. "Wir brauchen gute Wissenschaft als Informationsquelle für gute Politik", betonte er.
Auch in Australien beteiligten sich Hunderte Wissenschaftler in elf Städten am "March for Science". Viele nahmen den Wahlkampf-Slogan von US-Präsident Donald Trump auf und formulierten ihn um: "Make Science great again".
USA als Angstmacher
Einer der Hauptanlässe für die Demonstrationen der Wissenschaftler sind die Veränderungen in der US-Politik unter Präsident Trump. "Der jüngste Politikwechsel in den Vereinigten Staaten und anderen Ländern hat Wissenschaftler in hohem Maße beunruhigt", sagten die Organisatoren des neuseeländischen Marsches.
Mit ihrer Demonstration wollten sie ihre Solidarität mit den US-Kollegen zeigen und gegen die Verleugnung des Klimawandels als von Menschen gemachtes Phänomen protestieren. Außerdem wandten sie sich - wie ihre Kollegen in Japan, Südkorea und anderen asiatischen Staaten - gegen Gesetze, die Wissenschaftler aufgrund ihrer Herkunft, Rasse oder Religion benachteiligen.
Der Marsch geht um die Welt
Nach und nach werden in mehr als 600 Städten Protestmärsche beginnen. Das Datum ist symbolträchtig: Der 22. April ist der "World Earth Day", an dem zum Schutz der Erde aufgerufen wird. Mindestens 16 Städte in Deutschland beteiligen sich. Meist sind es Hochschulstandorte. In Berlin nahmen nach Veranstalterangaben rund 11.000 Menschen teil, in Bonn versammelten sich 1000 Protestler.
Die zentrale Veranstaltung findet in der US-Hauptstadt Washington direkt am Weißen Haus statt. Vor dem Sitz des US-Präsidenten werden mehrere Tausend Demonstranten erwartet, um gegen die nach ihrer Einschätzung offen wissenschaftskritische Haltung von Donald Trump zu protestieren. Als Rednern wird auch Nancy Roman erwartet, die Leiterin der Astronomieprogramme der US-Raumfahrtbehörde NASA.
Grüne fordern Solidarität
Angesichts der weltweiten Massendemonstrationen für die Freiheit der Wissenschaft fordern die Grünen von der Bundesregierung politische Rückendeckung für Forscher. "Es reicht nicht aus, die weltweit massiven Gängelungen in Forschung und Lehre nur zu beobachten und allenfalls Sorge zu äußern", sagte Kai Gehring, Wissenschaftsexperte der Grünen, der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Nötig sei "aktiver Einsatz" und deutlicher diplomatischer wie politischer Druck zum Schutz freier Wissenschaft. "Wenn in der EU Haushaltsdefizite sanktioniert werden, dann muss das erst recht für Demokratieabbau gelten", fügte Gehring hinzu.
mak/uh (dpa, afp)