Hilfspaket soll Great Barrier Reef retten
28. Januar 2022Australiens Premierminister Scott Morrison kündigte an, dass die Regierung über neun Jahre insgesamt eine Milliarde Australische Dollar (630 Millionen Euro) in Maßnahmen zum Erhalt des Great Barrier Reefs investieren will. Die Mittel kämen zu einem bereits bestehenden Paket von zwei Milliarden Dollar hinzu.
Der Großteil der Mittel soll dafür verwendet werden, die Verschmutzung des Riffs vor der Küste des Bundesstaates Queensland durch schädliche Abwässer aus der Landwirtschaft zu verhindern, die Wasserqualität zu verbessern und das Riff mit neuen Technologien zu schützen. So soll ein Teil Geldes für die Bekämpfung des giftigen Dornenkronenseesterns eingesetzt werden, der Korallen frisst.
"Wir setzen uns für die Gesundheit des Riffs und die wirtschaftliche Zukunft der Tourismusanbieter, des Gastgewerbes und der Gemeinden in Queensland ein, die das Herzstück der Riffwirtschaft sind", heißt es in der Erklärung des konservativen Premiers. Die Regierung in Canberra hat bereits seit 2015 Milliarden Dollar in den Schutz des Riffs gesteckt, das in der Vergangenheit Millionen von Touristen angezogen hatte.
Weltnaturerbestatus gefährdet
Die UNESCO hatte erst im Juli gedroht, das Riff auf die Rote Liste des "gefährdeten" Weltnaturerbes zu setzen. Auf Druck der australischen Regierung war das Great Barrier Reef der Herabstufung durch die Sonderorganisation der Vereinten Nationen aber gerade noch einmal entgangen.
Es wird angenommen, dass die von Australien eingeleiteten Maßnahmen das Tempo des Rückgangs der Korallen aufgehalten haben, aber ein großer Teil des Riffsystems ist bereits geschädigt. Das Great Barrier Reef hat in den vergangenen drei Jahrzehnten mehr als die Hälfte seiner Korallen verloren.
Das Riff ist die größte lebende Struktur der Welt und besteht aus mehr als 3000 zusammenhängenden Riffen, die sich über 2300 Kilometer erstrecken, auf einer Fläche so groß wie Italien.
Hitzewellen in den vergangenen Jahren hatten zu massenhaftem Auftreten der Korallenbleiche geführt, die zum Absterben des Riffs führen kann. Massenkorallenbleichen wurden vor der Küste Queenslands zuletzt in den Jahren 2016, 2017 und 2020 beobachtet. Die dafür ursächlichen ansteigenden Meerestemperaturen werden auf den menschgemachten Klimawandel zurückgeführt.
Australiens Regierung fördert klimaschädliche Industrien
Morrisons Regierung steht bei Umweltschützern wegen ihrer Unterstützung für die wirtschaftlich zentralen Exporte von Kohle und Gas schwer in der Kritik, deren Verbrennung als Treiber des Klimawandels gelten.
Dementsprechend verglich der australische Klimarat auch die jüngsten Ankündigungen des Regierungschefs mit einem "Pflaster auf einem gebrochenen Bein". Lesley Hughes, Professorin für Biologie an der Macquarie University, sagte: "Mit der einen Hand Geld für das Great Barrier Reef zu verteilen, während man mit der anderen Hand genau die Industrie - fossile Brennstoffe - finanziert, die verheerende Klimaauswirkungen wie marine Hitzewellen und Korallenbleiche verursacht, bedeutet, dass man genau das Problem verschärft, von dem man behauptet, es lösen zu wollen."
qu/pg (afp, rtr, dpa)