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Chaos im Flüchtlingslager Jarmuk

11. April 2015

Die Lage in dem syrischen Flüchtlingslager bleibt unübersichtlich. Nach wie vor gibt es Schießereien zwischen IS-Kämpfern und der Bürgerwehr. Hilfsorganisationen warnen vor einer Hungerkatastrophe.

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Ein Mann räumt Trümmer im zerstörten Flüchtlingslager Jarmuk auf (Foto: DPA)
Bild: picture-alliance/epa/Y. Badawi

Seit Anfang April kontrolliert der "Islamische Staat" (IS) das palästinensische Flüchtlingslager südlich von Damaskus. Die rund 16.000 Menschen, die hier noch leben, sind Nachfahren von Flüchtlingen, die sich während des ersten arabisch-israelischen Kriegs 1948 in Jarmuk angesiedelt hatten. Nun sind sie, ähnlich wie ihre Eltern oder Großeltern, erneut Opfer eines kriegerischen Konflikts geworden, und die Lage wird von Tag zu Tag dramatischer.

"Die Menschen hungern"

Seit Tagen liefern sich palästinensische Bürgerwehren, syrische Regierungstruppen und IS-Kämpfer Gefechte in den Ruinen der Stadt. Wegen der anhaltenden Kämpfe ist die Versorgung der Bewohner mit Lebensmitteln, Trinkwasser und Arzneimittel weitestgehend zusammengebrochen. "Die Menschen hungern", erklärte Rene Schulthoff, ein Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes, der für die Hilfe in Syrien zuständig ist. Unbestätigten Angaben zufolge sollen in den vergangenen Tagen bereits mehr als 100 Bewohner verhungert sein.

Nach wie vor ist unklar, wie die Menschen in der zerstörten Stadt gerettet werden können. Die Vereinten Nationen denken über eine Evakuierung nach, doch angesichts der schwierigen Verhandlungen über den Zugang zum Lager in den vergangenen Jahren, glauben viele nicht an eine schnelle Lösung. Auch Rene Schulthoff vom Roten Kreuz ist skeptisch: "Wie konkret eine solche Idee umgesetzt werden kann, ist fraglich. Denn den Menschen muss zeitnah geholfen werden".

Ein Kämpfer der palästinensischen Bürgerwehr bei der Patrouille in Jarmuk (Foto: DPA)
Ein Kämpfer der palästinensischen Bürgerwehr bei der Patrouille in JarmukBild: picture-alliance/dpa/Y. Badawi

Allianz gegen den IS

2013 gelang es syrischen Regimegegnern, die Flüchtlingsstadt Jarmuk unter ihre Kontrolle zu bringen. Die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad sperrten daraufhin die Zugänge ab, so dass Jarmuk seitdem zu großen Teilen von der Außenwelt abgeschnitten ist. Kämpfern des "Islamischen Staats" gelang es vor wenigen Tagen, in das Lager einzudringen und weite Teile zu kontrollieren. Am Donnerstagabend beschlossen dann mehrere palästinensische Bürgerwehren, gemeinsam mit der syrischen Armee gegen die IS-Kämpfer vorzugehen. Seitdem wird die Lage in Jarmuk immer unübersichtlicher.

Auch an anderen Orten in Syrien gehen die Kämpfe weiter. In Aleppo, der zweitgrößten Stadt des Landes, haben Aufständische in der Nacht zum Samstag einen von Regierungstruppen gehaltenen Bezirk unter Beschuss genommen und dabei mindestens fünf Menschen getötet. Der syrische Großmufti Ahmed Badr al-Din al-Hassun rief im staatlichen Fernsehen die Einwohner auf, alle Gebiete zu verlassen, aus denen Rebellen Granaten abfeuerten. Anschließend forderte er vom Militär die komplette Zerstörung dieser Bezirke.

djo/sp (ap, dpa, kna, rtr)