Weishaupt siegt beim Großen Preis
18. Juli 2016Außenseiter Philipp Weishaupt hat auf seinem Hengst Convall völlig überraschend die wichtigste Springprüfung des CHIO in Aachen gewonnen. Drei Tage vor seinem 31. Geburtstag setzte sich der Deutsche in zwei Umläufen gegen die gesamte Konkurrenz durch. Er profitierte dabei von seiner Nervenstärke und vom scheuenden Pferd eines Konkurrenten. Für seinen Sieg erhielt Weishaupt ein Preisgeld von rund 350.000 Euro.
Keiner ohne Fehler
Im ersten Umlauf ging es über 14 Hindernisse, verteilt auf eine Parcourslänge von 560 Metern. Das Zeitlimit betrug 84 Sekunden. Die 40 besten Reiter der Tage in Aachen hatten sich bei zwei Qualifikationsspringen und über den Nationenpreis für die wichtigste Prüfung des CHIO qualifiziert. Allerdings waren die Aufgaben, die Parcoursbauer Frank Rothenberger den Athleten stellte, alles andere als einfach: Keines der Paare blieb im ersten Umlauf fehlerfrei.
Der deutsche Olympiareiter Daniel Deusser sammelte mit seiner Stute Equita van't Zorgvliet fünf Fehlerpunkte, genauso Rio-Ersatzreiterin Meredith Michales-Beerbaum auf Fibonacci und Christian Ahlmann auf Epleaser van't Heike. Marcus Ehning war auf Pret A Tout mit vier Strafpunkten etwas besser. Ganz schlecht lief es für Ludger Beerbaum, dessen Stute Chiara im Wassergraben landete. Beerbaum brach seine Runde daraufhin ab. Bester Deutscher war zur Halbzeit mit lediglich zwei Zeitstrafpunkten Weishaupt. Besser als er waren nur Martin Fuchs aus der Schweiz und der Niederländer Gerco Schröder mit jeweils einem Zeitstrafpunkt.
Ein besonderer Erfolgsdruck hatte auf dem Schweizer Steve Guerdat gelastet, der als Sieger des Grand Prix in Genf aus dem vergangenen Jahr, die Chance hatte, mit einem Sieg in Aachen, der zweiten Station der Turnierserie Rolex Grand Slam, einen Bonus von 500.000 Euro zu gewinnen. Mit Corbinian kam er insgesamt aber auf neun Fehlerpunkte und schied aus.
Weishaupt behält die Nerven
Denn nur die 18 Besten des ersten Umlauf waren auch im zweiten Umlauf noch am Start, bei dem es auf 525 Metern zwölf Hindernisse zu überwinden galt. Die erlaubte Zeit lag bei 79 Sekunden. Deusser, Michaels-Beerbaum, Ahlmann und Ehning blieben fehlerfrei. Allerdings hatten sie mit ihren Fehlerpunkten aus dem ersten Umlauf keine Chance auf ein Stechen oder gar den Sieg, da sie von dem ebenfalls fehlerfreien Weishaupt verdrängt wurden.
Nun musste es sich bei den Ritten der letzten beiden Reiter, Martin Fuchs und Gerco Schröder, entscheiden, wer den Großen Preis gewinnen würde. Fuchs war bereits auf dem Weg zu einer sicheren Nullrunde, als sein Pferd Clooney vor dem letzten Hindernis scheute und verweigerte - mit der daraus resultierenden Zeitüberschreitung ergab das neun Fehlerpunkte für den Schweizer. Da sich auch Schröder einen Abwurf leistete, durfte Weishaupt, der als Bereiter im Stall von Ludger Beerbaum angestellt ist, am Ende aber doch jubeln. Die weiteren Plätze belegten der Brite Scott Brash und Carlos Alvarez Moya aus Spanien. Ehning kam auf Rang vier.
"Das wa heute ein perfekter Tag", sagte Weishaupt bei der Siegerehrung. "Ich bin gerade noch so in den Großen Preis reingerutscht und musste als Erster starten. Aber dann lief es einfach."
Deutsche Reiterinnen dominieren die Dressur
Mit einem dreifachen Erfolg ist zuvor der Große Dressurpreis von Aachen zu Ende gegangen. Die beste Leistung des Tages im abschließenden Grand Prix Kür zeigte Kristina Bröring-Sprehe auf Desperados. Das Paar erreichte das Weltklasse-Resultat von 88,825 Prozentpunkten, ein persönlicher Rekord. Auf den weiteren Plätzen folgten Isabell Werth auf Weihegold (86,950), die sich mit hauchdünnem Vorsprung vor Dorothee Schneider und Showtime schob (86,925). "Drei Paare über 85 Prozentpunkten, das ist unglaublich, das hat es hier noch nie gegeben", sagte Bundestrainerin Monica Theodorescu.
Die Equipe-Chefin kann mit den Ergebnissen in Aachen äußerst zufrieden sein. Am Tag zuvor hatten Bröring-Sprehe, Werth und Schneider gemeinsam mit Sönke Rothenberger den Nationenpreis gewonnen. Das gute Einzelergebnis zum Abschluss unterstrich noch einmal die Favoritenstellung der deutschen Dressurreiter bei den Olympischen Spielen in Rio. Allerdings fehlten die starken Niederländer, weil zeitgleich ihr nationale Meisterschaft stattfand. Zudem mied Olympiasiegerin Charlotte Dujardin aus Großbritannien den CHIO in diesem Jahr und ging einem direkten Duell kurz vor Rio aus dem Weg.