Weihnachten - Zeit der Engel
In himmlischer Mission begleiten Engel die Menschen seit Jahrtausenden durchs Leben. Dafür werden die Flügel tragenden Wesen weithin verehrt.
Unnahbar nahbar
Sie sind mächtig und gewaltig, Beschützer und Mahner, Krieger und Boten Gottes, aber auch kindlich, wie die weltberühmten Exemplare unter Raffaels "Sixtinischer Madonna": die Engel. Die geflügelten Wesen gelten als Bewohner der unsichtbaren göttlichen Hemisphäre. Sie faszinieren Gläubige seit jeher. Jetzt, in der dunklen Jahreszeit, erleben die himmlischen Lichtgestalten wieder Hochkonjunktur.
Boten Gottes
Engel sind himmlische Boten, die direkt Gottes Willen kundtun. Auch Weihnachten geht solch eine Verkündigung voraus - hier eine Darstellung von Sandro Botticelli in den Uffizien in Florenz: Der Engel des Herrn bringt Maria die Botschaft von ihrer ungewöhnlichen Schwangerschaft. Sie soll Gottes Sohn zur Welt bringen. Engel spielen im Christentum, Judentum und Islam eine wichtige Rolle.
Mit machtvollem Arm
Dabei sind es nicht nur die guten Nachrichten, die Engel überbringen. Vielmehr setzen die Geistwesen mit machtvollem Arm Gottes Wille um, sind Vollstrecker göttlicher Strafen: So ist es ein Engel mit "loderndem Flammenschwert", der Adam und Eva aus dem Paradies vertreibt und sie vom Baum des Lebens fernhält - hier dargestellt von Franz von Stuck in seinem Gemälde "Das verlorene Paradies".
Eindringliche Mahner
Der Rufer, 1958 von Bodo Kampmann für die evangelische Kirche St. Magni in Braunschweig gestaltet, zeigt einen dritten Wesenszug. Der apokalyptische Engel mit einer Stimme laut wie eine Posaune führt dem Seher Johannes die Schrecken vom Ende der Welt vor Augen. Er zeigt ihm mit dem Neuen Jerusalem, das vom Himmel herabkommt, den Sehnsuchtsort der Erlösung.
Von besonderen Erzengeln
Auf der Engelsburg in Rom: Michael steckt das Schwert in die Scheide und kündigt Papst Gregor I. das Ende der Pest an. Michael, Gabriel, Rafael - diese drei Engel werden in der Bibel namentlich genannt, als höhergestellte "Erzengel". Michael kämpft gegen den Drachen, Gabriel verkündet Maria ihre Schwangerschaft und Rafael begleitet als Schutzengel Tobias.
Von Cherubim und Seraphim
Engel mit sechs Flügeln - "mit zwei Flügeln bedeckten sie ihr Gesicht, mit zwei bedeckten sie ihre Füße und mit zwei flogen sie" -, so sieht der Prophet Jesaja die Seraphim - hier auf einem Reliquiar, 11. Jahrhundert, im Musée de la Cour d'Or in Metz. Menschenähnlich beschreibt Ezechiel dagegen die Cherubim. Sie bewachen das Paradies nach dem Sündenfall.
Von gefallenen Engeln
Nicht alle Engel folgen Gottes Wort. So werden Luzifer und seine Heerscharen gewaltsam des Himmels verwiesen. Der Satan erlebt seinen Höllensturz - hier in einer Darstellung im Retiro Park in Madrid. Der Seher Johannes beschreibt, wie Erzengel Michael im Kampf "den großen Drachen, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt" samt "seiner Engel" aus dem Himmel stößt.
Wenn Engel Heil bringen
Bis heute spielen Engel im spirituellen Leben vieler Menschen eine zentrale Rolle. Sie bilden eine Brücke zwischen göttlicher und irdischer Welt. Solch ein Mittler zeigt sich im Taufengel, einer lutherischen Tradition des 17. Jahrhunderts - hier in einer Kirche in Niebendorf. An einem Seil herabgelassen, bringt er das Taufwasser aus himmlischen Sphären in die irdische Wirklichkeit.
Beschützer in der Not
Auch der Glaube an Schutzengel ist weit verbreitet. Immer dann, wenn ein Mensch den Überblick über eine komplexe Situation verliert oder dem Zufall und dem Schicksal völlig ausgeliefert zu sein scheint, braucht es jemanden, der über ihn wacht - wie dieser Stoffengel im Auto. Möge der aufmerksame Schutzengel dafür sorgen, dass schon alles gut gehe!
Begleiter ins Himmelsreich
Auch von Friedhöfen ist er nicht wegzudenken: der Grabengel. Er gilt als Begleiter der Verstorbenen ins Himmelreich. Angehörige verleihen mit ihm der Hoffnung Ausdruck, dass die Seele des geliebten Verstorbenen sicher zu Gott kommt. Zugleich schenkt der himmlische Mittler die Zuversicht, mit dem Toten in spiritueller Weise verbunden zu bleiben.