Jens Weidmann, Präsident der Bundesbank und damit ranghöchster deutscher Vertreter im Rat der Europäischen Zentralbank, hat überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Konkrete Gründe nannte er nicht.
Zehn Jahre hat Weidmann die Rolle als Warner vor Inflationsgefahren und Gegner der lockeren Geldpolitik der EZB konsequent gegeben. Mit dem früheren EZB-Chef Mario Draghi ist er darüber oft aneinandergeraten, mit der aktuellen Chefin Christine Lagarde auch. Trotzdem sagte Lagarde heute, sie bedaure Weidmanns Rücktritt zutiefst. Er sei ein "guter persönlicher Freund" und seine Bereitschaft, Kompromisse zu finden, habe sie immer beeindruckt, so Lagarde.
Weil Weidmanns Vorstellung von Geldpolitik im Rat der EZB nie mehrheitsfähig war, liegt der Leitzins heute noch immer bei Null, und noch immer flutet die Zentralbank die Märkte mit Geld. Profitiert davon haben unter anderem die Börsenkurse, die neue Höhen erklommen.
Inflation in der Eurozone steigt
Einen direkten Zusammenhang gibt es nicht, doch die Meldungen passen gut zusammen. Just an dem Tag, an dem der größte Inflationswarner im Rat der EZB seinen Rücktritt ankündigt, gibt es neue Zahlen zur Inflation in der Eurozone. Die war im September so hoch wie seit 13 Jahren nicht mehr.
Keine Zulassung für Nord Stream 2?
Fraglich ist allerdings, ob die Europäer in der Lage sind, beim Einkauf von Strom und Gas an einem Strang zu ziehen. Gerade beim Gas ist der Kontinent sehr zerstritten, was nicht zuletzt an der Gaspipeline Nord Stream2 liegt. Die soll russisches Gas ohne Umweg über Drittstaaten direkt nach Deutschland liefern. Die EU-Kommission, das EU-Parlament, zahlreiche EU-Länder und auch auch die USA - alle waren gegen das Projekt, weil sie eine Abhängigkeit von Russland fürchten. Unter der scheidenden Bundeskanzlerin Merkel hielt Deutschland an den Plänen fest, inzwischen ist die Pipeline fertiggestellt. Doch noch während in Berlin die Sondierungsgespräche für eine neue Regierung laufen, hat sich Grünen-Chefin Annalena Baerbock zur Pipeline geäußert. Nord Stream 2 solle vorerst nicht in Betrieb gehen, sagte sie, denn Russland habe eine Mitverantwortung für die derzeit hohen Gaspreise.
Die Zukunft des Bitcoin
Gestern ging in den USA der erste börsengehandelte Bitcoin-Fonds an den Start, wir haben hier im Podcast darüber berichtet. Fans der Kryptowährung sehen das als weiteren Beleg, dass sich der Bitcoin etabliert. Allerdings schwankt der Kurs extrem. Erst im Juli hatte der Bitcoin fast die Hälfte seines Wertes verloren, nun steht er wieder kurz vor einem neuen Rekordhoch. Woher diese Volatilität kommt und welche Zukunft die Kryptowährung hat, darüber hat Nico Martin mit Sören Hettler gesprochen, Devisenanalyst bei der DZ Bank.
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Redakteur am Mikrofon: Andreas Becker
Technik: Christoph Groove