Wege der Demokratie: Historische Orte in Bonn
Das Grundgesetz wird 70 Jahre alt. In seinem Geburtsort Bonn befinden sich noch Spuren vergangener Hauptstadt-Zeiten und geschichtsträchtige Orte.
Das ehemalige Bundesratsgebäude
Inzwischen steht dieses Gebäude unter Denkmalschutz, doch bis zum Umzug im Jahr 2000 nach Berlin war das der zentrale Sitz des Bundesrates. In der angrenzenden Aula der Pädagogischen Akademie fanden die Plenarsitzungen statt: Dort wurden Gesetze entworfen, diskutiert, entschieden. Auch das Grundgesetz, die rechtliche und politische Grundordnung in Deutschland, hat in diesem Umfeld seinen Ursprung.
Eröffnungsfeier des Parlamentarischen Rates im Museum König
Der Parlamentarische Rat, zu dessen Präsidenten Konrad Adenauer gewählt wurde, hatte die Aufgabe, ein demokratisches Grundgesetz für den künftigen westdeutschen Staat auszuarbeiten. Im Alexander-König-Museum fand am 1.9.1948 die Eröffnungsfeier des Parlamentarischen Rates im Rahmen eines Festaktes statt. Das Zoologische Forschungsmuseum ist noch heute ein Naturkundmuseum.
Ein historischer Saal
In diesem Saal des Bundesratsgebäude verhandelte der Parlamentarische Rat über eine provisorische Verfassung für die junge Bundesrepublik Deutschland. Der Rat bestand aus 65 Mitgliedern – 61 Männer und vier Frauen. Nach langen Verhandlungen wurde das Grundgesetz im Mai 1949 mit 53 gegen 12 Stimmen beschlossen. Von 1949 bis 2000 tagte an diesem Ort der Bundesrat.
Geschichte erleben
Die Ausstellung "Unser Grundgesetz" rückt den historischen Saal als Ort der Beratung und Verkündung des Grundgesetzes der Bundesrepublik in den Fokus. Das Haus der Geschichte in Bonn hat hier zahlreiche historische Objekte aus der Zeit der Bonner Republik zusammengetragen.
Der Kanzlerbungalow
Einstöckig, schlicht, hell: Der Kanzlerbungalow war Repräsentationssitz und Privatrefugium für den Bundeskanzler. Hier fanden wichtige Gespräche und historische Begegnungen statt. Staatsoberhäupter gingen ein und aus, wie etwa Michail Gorbatschow im Juni 1989. Heute ist der Bungalow unbewohnt, regelmäßig finden Veranstaltungen und Konzerte statt.
Das Kanzlerzimmer
Die Schaltzentrale der Bonner Republik, das Arbeitszimmer der Bundeskanzler. Hier blättert Helmut Schmidt in Akten, neben ihm der obligatorische Aschenbecher, wir schreiben das Jahr 1976. Der letzte Bewohner war Bundeskanzler Gerhard Schröder, der das Büro ein Jahr lang nutzte, ehe er 1999 nach Berlin umzog. Heute ist das Arbeitszimmer im ehemaligen Bundeskanzleramt für Besucher offen.
Palais Schaumburg
Ein weißes Schlösschen umgeben von einer weitläufigen Parkanlage. Das Palais Schaumburg war der erste Dienstsitz des Bundeskanzlers, von 1976 bis 1999 wurde es vorwiegend zu repräsentativen Zwecken genutzt. Die Villa ist aber viel älter als die Bonner Republik: Sie wurde im 19. Jahrhundert erbaut und nach ihrem zweiten Besitzer aus dem Fürstenhaus Schaumburg-Lippe benannt.
Villa Hammerschmidt
Das ist das "Weiße Haus", allerdings nicht in Washington, sondern in Bonn: die Villa Hammerschmidt, ein Symbol für die junge Demokratie in der Bundesrepublik. Hier amtierte der erste Bundespräsident. Das Gebäude liegt direkt neben dem Palais Schaumburg im Zentrum der alten Bundeshauptstadt und dient heute - nach Schloss Bellevue in Berlin - als zweiter Amtssitz des Bundespräsidenten.
Bundespressekonferenz
Im historischen Saal der Bundespressekonferenz (BPK, Foto) standen Regierungsmitglieder und Abgeordnete sowie Vertreter von Vereinen oder Parteien regelmäßig Rede und Antwort. Im Herbst 1949 wurde die BPK offiziell gegründet - als Zusammenschluss hauptberuflicher Journalisten. Auch ausländische Vertreter waren zu Gast, wie hier der sowjetische Außenminister Andrej Gromyko im November 1979.
Gästehaus Petersberg
Ein Prachtbau mit atemberaubendem Ausblick und einer besonderen Historie. Im Herbst 1949 wurde hier das Petersberger Abkommen zwischen den Alliierten Hohen Kommissaren und dem Bundeskanzler Konrad Adenauer ausgehandelt. Das Abkommen war ein wichtiger Schritt in die Eigenständigkeit der Bundesrepublik: Das Besatzungsstatut wurde gelockert, was mehr Souveränität für die junge Demokratie bedeutete.
Bonner Hofgarten
Im 17. und 18. Jahrhundert war die Wiese vor dem heutigen Universitätsgebäude ein prachtvoller Ziergarten, später eine landwirtschaftlich genutzte Fläche. Heute ist sie ein Erholungsort für Studenten, doch der Bonner Hofgarten hat auch turbulente Zeiten erlebt: In den 1960er, 1970er und 1980er Jahren fanden hier zahlreiche Demonstrationen statt - unter anderem gegen die atomare Aufrüstung.