Weg für Bau von Intel-Chipfabrik in Magdeburg frei
19. Juni 2023Die Bundesregierung unterstützt die geplante Ansiedlung des US-Chipherstellers Intel in Sachsen-Anhalt mit 9,9 Milliarden Euro. Demnach investiert Intel einschließlich staatlicher Hilfen damit mehr als 30 Milliarden Euro. Die Aufstockung der staatlichen Hilfen muss von der EU-Kommission allerdings noch genehmigt werden. Zuvor hatte das Handelsblatt über die Einigung berichtet. Im März 2022 hatte Intel bekanntgegeben, dass in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg ab 2027 Chips produziert werden sollen. In einer ersten Ausbaustufe sollen zwei Halbleiterwerke gebaut werden, mehrere Tausend Arbeitsplätze könnten entstehen.
Außerdem ist ein High-Tech-Park für die Ansiedlung von Zulieferern geplant. Ursprünglich hatte Intel seine Investitionssumme für Magdeburg mit mindestens 17 Milliarden Euro angegeben. Wegen steigender Bau- und Energiekosten wird es jedoch teurer. Zudem will das Unternehmen auf noch modernere Technologien bei der Chipproduktion setzen. Insgesamt verdoppele Intel seine Investitionen nahezu, hieß es aus Regierungskreisen. Die Förderung des Bundes steige von zunächst geplanten 6,8 auf 9,9 Milliarden Euro. Vertreter der Bundesregierung und des Unternehmens hatten am Montagnachmittag in Berlin eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet (siehe Artikelbild). Zuvor hatte sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit Intel-Chef Pat Gelsinger getroffen. Der Bund und der Chiphersteller hatten bis zuletzt intensiv über die Höhe der staatlichen Unterstützung verhandelt. Auf dem Gelände in Magdeburg laufen derweil bereits archäologische Untersuchungen und Vorarbeiten für den Bau.
Intel investiert auch in Israel und Polen
Bis zuletzt war um die Höhe der Subventionen für dieses Projekt gerungen worden. Intel hatte auf gestiegene Kosten verwiesen. Einem Bericht der Agentur Bloomberg zufolge wurde die Fördersumme wie zuletzt diskutiert auf zehn Milliarden Euro aufgestockt, obwohl sich Bundesfinanzminister Christian Lindner dagegen gesträubt hatte. Ursprünglich hatte der Bund 6,8 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Von der Regierung gab es zunächst keine Bestätigung des Subventionsvolumens.
Unklar war bislang auch, ob Intel ebenfalls mehr Geld in die Hand nimmt. Mit den Verhandlungen vertraute Personen hatten dies unter Hinweis auf EU-beihilferechtliche Fragen zuvor ins Gespräch gebracht. Ursprünglich waren für das Projekt insgesamt 17 Milliarden Euro veranschlagt worden. Bloomberg berichtete unter Berufung auf mit den Plänen Vertraute, Intel werde nun 30 Milliarden Euro investieren.
Der US-Chipkonzern ist weltweit auf Expansionskurs: In den vergangenen Tagen hatte Intel den Bau eines 25 Milliarden Dollar schweren Werks in Israel angekündigt. "Das ist die größte Investition, die jemals ein internationales Unternehmen in Israel getätigt hat", sagte Benjamin Netanjahu, der Ministerpräsident des Landes. Rund 4,6 Milliarden Dollar will Intel außerdem in Polen investieren: In Breslau soll ein Werk zum Test und zur Montage von Prozessoren entstehen.
Clemens Fuest, Chef des Ifo-Instituts in München, hält die milliardenschweren Subventionen für die Ansiedlung einer Fabrik des US-Chipherstellers Intel in Magdeburg für "fragwürdig". "Lieferrisiken gibt es bei vielen Produkten, das gehört zum normalen Geschäftsleben", sagte er Nachrichtenagentur Reuters angesichts der Halbleiteroffensive der EU, die damit die Abhängigkeit von Lieferungen aus Asien und den USA verringern will. "Absicherung dagegen ist primär Aufgabe der Unternehmen, nicht des Staates."
Die im Raum stehende Fördersumme von bis zu zehn Milliarden Euro sei eine sehr hohe Versicherungsprämie. Zudem gebe es Alternativen zu heimischer Produktion wie etwa Diversifizierung der Lieferanten, Lagerhaltung und Recycling. "Darüber hinaus ist nicht klar, was eigentlich genau in Magdeburg produziert wird, ob es die Chips sind, die Deutschland oder Europa brauchen, und an wen diese Chips im Krisenfall geliefert werden", kritisierte Fuest.
hb/iw (rtr,dpa)