Watzke: "Sicherheitsmaßnahmen im neuen Stil"
21. April 2017Nach der Festnahme eines Tatverdächtigen für den Sprengstoffanschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund will der Verein Konsequenzen ziehen: "Wir werden jetzt im Rahmen unserer Möglichkeiten die Sicherheitsvorkehrungen noch mal dramatisch nach oben schrauben", sagte Klub-Boss Hans-Joachim Watzte der Bild-Zeitung. Konkreter schilderte Watzke seine Pläne in der Süddeutschen Zeitung. "Ich habe in den letzten Tagen bereits Vorstellungsgespräche mit Sicherheits-Experten geführt, die wir dafür einstellen wollen, etwa mit früheren GSG9- und BKA-Leuten", sagte Watzke: "Die Entwicklungen zwingen uns offenbar dazu, Sicherheitsmaßnahmen in ganz neuem Stil zu ergreifen."
Auch aus dem Versuch der gewaltsamen Manipulation des Dortmunder Aktienkurses will Watzke Lehren ziehen. Der Verein will in den nächsten Wochen prüfen, "ob wir auch Restriktionen im Bereich des Handels unserer Aktien oder von anderen Papieren rund um unsere Aktie einführen müssen".
Versuch, die BVB-Aktie zum Absturz zu bringen
Unterdessen hofft der Verein auf eine schnelle und umfassende Aufklärung des Falls. "Es scheint ja so, dass wir kurz davor sind. Es würde vielen Spielern helfen", sagte BVB-Trainer Thomas Tuchel auf der Pressekonferenz des Vereins vor dem Bundesligaspiel am Samstag bei Borussia Mönchengladbach.
Nach Angaben der Bundesanwaltschaft hatten Beamte der Spezialeinheit GSG 9 am frühen Freitagmorgen im Raum Tübingen einen 28-jährigen Deutsch-Russen festgenommen. Er soll aus Habgier versucht haben, möglichst viele Spieler des Vereins zu verletzen oder gar zu töten, um die BVB-Aktie zum Absturz zu bringen. Noch am Tag des Anschlags erwarb er angeblich über die IP-Adresse des Dortmunder Teamhotels, in das er sich auch eingemietet hatte, 15.000 Verkaufsoptionen in Bezug auf das Dortmunder Wertpapier - und hätte bei starken Verlusten der Aktie an der Börse einen Gewinn von bis zu 3,9 Millionen Euro erzielen können.
"Krasser Einschnitt"
Dass Habgier das Motiv des Anschlags gewesen sein könnte, "ist für mich nicht nachzuvollziehen, weder emotional noch rational", sagte Tuchel. "In diesen Abgrund will ich mich gar nicht begeben." Das Trauma sei längst noch nicht von allen verarbeitet. "Es war schon ein krasser Einschnitt", so Tuchel. Das bevorstehende Bundesligaspiel am Samstag in Mönchengladbach könne nicht nicht losgelöst von den Ereignissen vor anderthalb Wochen betrachtet werden. "Ich kann von den Spielern nicht Leistung einfordern, wie ich es normalerweise tun würde. Es ist viel Fingerspitzengefühl nötig, inwieweit wir überhaupt Kritik üben dürfen. Mir geht es aktuell sehr gut, aber ich traue mich nicht, das für jeden Spieler zu sagen."
Zuvor hatten sich bereits BVB-Präsident Reinhard Rauball und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke erleichtert über den Fahndungserfolg der Ermittler geäußert: "Wir hoffen, dass in dem Tatverdächtigen nun der Verantwortliche für den niederträchtigen Anschlag auf unsere Spieler und Staff-Mitglieder gefasst werden konnte." Mannschaftskapitän Marcel Schmelzer sagte, die Spieler hofften, "dass wir die tatsächlichen Hintergründe des Anschlags erfahren. Für alle, die im Bus saßen, wären diese Informationen wichtig, denn sie würden den Verarbeitungsprozess deutlich erleichtern." Der BVB hatte nach dem Zwischenfall die beiden Champions-League-Viertelfinalspiele gegen den AS Monaco verloren und war ausgeschieden.
Bei dem Anschlag am Dienstag vergangener Woche war BVB-Abwehrspieler Marc Bartra schwer am Arm verletzt worden und hatte operiert werden müssen.
sn/asz (sid,dpa, BVB)