Was geschah mit Flug MH 370?
Auch ein Jahr, nachdem die Boeing 777 der Malaysia Airlines von den Radarschirmen verschwand, ist das Schicksal des Flugzeugs und der 239 Menschen an Bord ungeklärt.
Planmäßiger Start
Am 8. März 2014, um 0 Uhr 41, startete Flug MH 370 vom Internationalen Flughafen Kuala Lumpur mit 227 Passagieren an Bord in Richtung Peking. 26 Minuten später wurde das automatische System an Bord (ACARS) abgeschaltet, dass Daten über mechanische Funktionen während des Flugs übermittelt.
"Gute Nacht"
Wenige Minuten später verlässt die Boeing die malaysische Luftüberwachung und wird von derjenigen Vietnams übernommen. Eine Stimme aus dem Cockpit sagt "Gute Nacht, Malaysian drei sieben null." Die Fluggesellschaft glaubt, dass es die Stimme des Ko-Piloten Fariq Abdul Hamdi war. Die Wetterverhältnisse sind gut.
Verschwunden und auf falschem Kurs
Um 01 Uhr 31 wird der Transponder an Bord der Maschine abgeschaltet, er übermittelt Informationen über Position und Flughöhe. Die Folge: Das Flugzeug verschwindet von den Bildschirmen der Fluglotsen. Militärische Radarsysteme entdecken das Flugzeug um 02 Uhr 15 südlich von Phuket über der Straße von Malakka: Hunderte Kilometer vom planmäßigen Kurs entfernt.
Sieben Stunden später
Das Flugzeug sandte unterdessen weiterhin Signale an Satelliten aus, zum letzten Mal um 8 Uhr 11. Demnach befand es sich entweder in einem nordwestlichen Korridor zwischen Nord-Thailand und den Südgrenzen Kasachstans und Turkmenistans, oder in einem südwestlichen Korridor zwischen Indonesien und dem südlichen Indischen Ozean.
Suche im Golf von Thailand
Kurze Zeit nach dem Verschwinden des Flugzeugs starten Malaysia und Vietnam eine gemeinsame Such- und Rettungsaktion. Sie konzentriert sich auf den Golf von Thailand zwischen Thailand und Vietnam. Unterdessen wurde bekannt, dass zwei Passagiere im Besitz von gestohlenen Pässen der EU waren. Später fand man heraus, dass es sich um zwei illegale iranische Einwanderer handelte.
Suche ausgeweitet
Seit dem 12. März beteiligen sich zwölf Länder an der Suche, sie erstreckt sich auf beide Seiten der malaysischen Halbinsel und ein Gebiet von etwas mehr als der Fläche Österreichs. Ein chinesischer Satellit entdeckt drei große treibende Teile im Südchinesischen Meer, bei denen es sich um Trümmer der Maschine handeln könnte.
Ermittlungen
Zwei Tage danach gab Malaysias Premier Najib Razak (R) bekannt, dass sich das Flugzeug von seiner planmäßigen Route entfernt hat und dass die Flugbewegungen "mit vorsätzlichen Handlungen einer Person an Bord übereinstimmen". Malaysia leitet polizeiliche Ermittlungen ein, die Wohnungen des Piloten und Ko-Piloten werden durchsucht.
Neue Phase
Elf Tage nach dem Verschwinden von MH 370 sind schon 26 Länder an der Suchoperation beteiligt. Die beiden "Korridore" stehen dabei weiterhin im Fokus. Auch französische Experten beteiligen sich, um ihre Erkenntnisse aus dem Absturz einer Air France-Maschine im Atlantik vor Südamerika im Jahr 2009 beizusteuern.
Hatte jemand ein Motiv?
Die malaysischen Behörden präsentieren eine neue Reihenfolge von letzten Wortmeldungen aus dem Cockpit und dem Abschalten von Kommunikationsgeräten. Als mögliche Ursachen werden Sabotage, Entführung oder Selbstmord des/der Piloten genannt. Bis heute gibt es keine aber Hinweise auf politische oder kriminelle Motive bei Passagieren oder Besatzungsmitgliedern.
Schockbotschaft für Angehörige
Am 24. März teilt Premier Najib Razak mit, neuen Satellitendaten zufolge sei Flug MH 370 wahrscheinlich im südlichen Indischen Ozean abgestürzt. Viele der leidgeprüften Angehörigen, die von Anfang an von den Behörden schlecht informiert wurden, reagieren mit Wut und Verzweiflung. Es kommt zu Demonstrationen vor der malaysischen Botschaft in Peking.
Enttäuschte Hoffnungen
Immer wieder werden Hoffnungen enttäuscht – Flugzeuge fotografieren Objekte auf der Meeresoberfläche, die sich dann nicht als Wrackteile, sondern als Müll herausstellen. Mal ist es eine verknotete Fischerleine, oder eine Boje oder der Deckel einer Kühlbox.
Suche nach der Black Box
Am 5. April will ein chinesisches Schiff ein "Puls-Signal" im Indischen Ozean empfangen haben, zwei Tage später ein australisches Schiff zwei getrennte lange Audio-Signale. Es könnte sich um die "Pings" eines Flugschreibers (Black Box) handeln. Daraufhin untersucht die internationale Such-Flotte wochenlang 850 Quadratkilometer im südlichen Indischen Ozean ab, aber ohne Erfolg.
Australien sucht weiter südlich
Im Oktober verlagert Australien seine Suchaktionen weiter nach Süden. Die Auswertung der stündlichen Kontakte zwischen dem Flugzeug und einem Satelliten des britischen Betreibers Immarsat deuten auf einen Absturzort innerhalb eines schmalen Bogens ("seventh arc") vor der australischen Westküste hin.
Alle an Bord offiziell für tot erklärt
Ende Januar 2015 erklärt Malaysias Zivilluftfahrtbehörde, dass Flug MH 370 verunglückt sei und alle Menschen an Bord gestorben seien. Durch diese Mitteilung wurden die Angehörigen in die Lage versetzt, Schadenersatzforderungen zu stellen. Gleichzeitig wollte Malaysia einen kriminellen Hintergrund nicht ausschließen und betonte, dass die Suche weiterhin Priorität habe.
"Keine Beweise für einen Unfall"
Einige Angehörige akzeptieren die Erklärung der malaysischen Behörden nicht. So auch die Amerikanerin Sarah Bajc. Sie war unter denjenigen, die in Peking vergeblich auf Flug MH 370 warteten, an Bord war ihr Partner Philipp Wood, ebenfalls Amerikaner. Bajc bezeichnete gegenüber DW die malaysische Erklärung als eine "bequeme Entschuldigung", es gebe keine Beweise für die Theorie eines Unfalls.
Bessere globale Flugüberwachung
Als Konsequenz aus dem Fall MH 370 hat die Internationale Zivilluftfahrtorganisation IATA eine Regelung vorgeschlagen, wonach Passagiermaschinen alle 15 Minuten ihre Position mitteilen müssen. Dies soll nur die erste Stufe eines geplanten Überwachungssystems namens "Global Aeronautical Distress and Safety System" sein.
Proteste und Trauer
Angehörige von chinesischen Passagieren demonstrierten am Neujahrsfest vor der malaysischen Botschaft in Peking. Die Suche müsse weitergehen, fordern sie. Auch zum ersten Jahrestag des Verschwindens von MH 370 sollen Treffen zum Gedenken in Peking und Kuala Lumpur stattfinden.
Wie lange noch suchen?
Vier Schiffe unter australischer Koordination suchen derzeit mit Sonargeräten einen schmalen Streifen des Ozeans mindestens 1600 Kilometer vor der westaustralischen Küste ab. Die Operation mit einem Budget von 93 Millionen US-Dollar soll bis Mai dauern. Australiens Premier Tony Abbott sagte, er könne nicht versprechen, dass die Suche mit dieser Intensität unbegrenzt fortgeführt werde.