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Warum weht Sahara-Staub nach Europa?

Clare Roth
28. April 2024

Staubstürme, die Partikel aus der Sahara nach Europa tragen, kommen seit Jahren regelmäßig vor. Aber wie entstehen sie? Wie bewegen sie sich? Und wie kann man sich schützen?

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Ein Paar sitzt während eines Staubsturms auf einem Hügel über der Stadt Athen
Besonderer Blick auf Athen im Staubsturm - nach offiziellen Angaben gilt er als einer der schlimmsten in Griechenland seit 2018 Bild: ANGELOS TZORTZINIS/AFP/Getty Images

Staub aus der Sahara wehte in dieser Woche über Tausende von Kilometern hinweg nach Athen. Dies sorgte für ein beeindruckenden Naturereignis, denn es sah aus, als würde die Akropolis zumindest vorübergehend auf dem Mars liegen. Alles war mit einem rötlich-orangen Farbton überzogen.

Dass Stürme Staub aus der Sahara nach Europa tragen ist keine Seltenheit und dies geschieht auch schon lange. Hier erfahren Sie, wie solche Stürme entstehen, wie sie sich bewegen und ob sie eine Gefahr darstellen.

Wie entsteht ein Staubsturm in der Sahara?

Staubstürme entstehen, wenn starke Winde bei trockenen Bedingungen durch die Sahara wehen. Diese Wüste erstreckt sich über weite Teile von Nordafrika. Der Wüstensand besteht aus vielen verschiedenen Partikeln, erklärt Carlos Perez Garcia-Pando, Experte für Sand und Staub am Barcelona Supercomputing Center, der DW.

Einige Partikel sind groß und schwer, das sind die ersten Partikel, die von starken Winden erfasst werden. Allerdings sind das nicht die Partikel, die letztendlich über das Mittelmeer nach Europa geweht werden.

Wenn diese größeren Partikel zwangsläufig zu Boden fallen, zerbrechen bei ihrem Aufprall andere Sandklumpen, die sich in ultrakleine Staubpartikel auflösen, erklärt Garcia-Pando. Und genau diese kleineren Partikel werden über weite Strecken verweht, weil sie so winzig und leicht sind.

Damit sich solche Staubstürme bilden, müssen die Bedingungen trocken sein. Sonst verklumpen die Partikel und werden zu schwer, um lange Strecken fliegen zu können. Sandstürme treten am ehesten in Gebieten auf, in denen es wenig Vegetation gibt, denn diese würde den Wind abbremsen und der Staub bliebe an den Pflanzen hängen.

Blick auf Athen, einschließlich der Akropolis, beim Staubsturm
Der Staubsturm färbte die Stadt Athen samt Akropolis rotBild: Costas Baltas/Andalou/picture alliance

Warum bringen diese Stürme Staub nach Europa?

Staubstürme treten in der Sahara-Wüste regelmäßig auf. Damit diese Stürme jedoch Tausende von Kilometern nach Norden ziehen können, müssen sie auf eine Wetterlage treffen, die starke Winde erzeugt. Nur dann könne die Stürme große Entfernungen zurücklegen.

In den meisten Fällen transportiert ein Tiefdruckgebiet den Saharastaub über das Mittelmeer nach Europa. Diese Systeme sind sehr stark und üben starke Winde gegen den Uhrzeigersinn aus, so Garcia-Pando. Sie treten typischerweise im Frühjahr auf. In seltenen Fällen können auch Hochdruckwetterlagen solche Ereignisse verursachen.

Die Staubpartikel, die schließlich nach Europa fliegen, können deswegen so lange in der Luft bleiben, weil sie viel kleiner als Sand sind, der viel schneller zu Boden fallen fällt, erklärt Stuart Evans, Staubexperte an der University of Buffalo in New York, in einer E-Mail an die DW. "Was in Europa ankommt, ist ein Staubsturm, aber kein Sandsturm", so Evans.

Blick auf Athen von einem Hügel aus, alles sieht dunkel orange-rot aus
Kein Feuerschimmer sondern roter Saharasand färbte den Himmel über Athen diese Woche orange Bild: Marios Lolos/Xinhua/imago images

Sind Staubstürme ein Problem?

"Das hat es in der Geschichte immer wieder gegeben, Staub ist fast so alt wie die Erde", sagt Garcia-Pando. "Das ist nichts Neues."

Bei der Analyse dieser Staubstürme gehe es darum, das Phänomen zu verstehen und zu erkennen, was es für die Gesellschaft und das Klima bedeute, so Garcia-Pando. Staub sei nicht immer etwas Schlechtes: Er diene zum Beispiel als eine Art Nährstoff für Wälder und Ozeane, indem er Eisen und Phosphor zuführe.

Die Staubmenge auf der Erde hat seit der vorindustriellen Zeit zugenommen, so Garcia-Pando. Dies ist größtenteils auf die Bewirtschaftung der Böden durch den Menschen, aber auch auf den Klimawandel zurückzuführen.

Um die Funktionsweise zu verdeutlichen muss man sich ein Stück verkrustete Erde vorstellen. Wenn man darauf tritt oder wenn ein Auto darüber fährt, lösen sich viele Partikel oder Schmutz. Und "all diese Partikel werden leicht vom Wind erfasst".

Im Zusammenhang mit dem Klimawandel nennt Garcia-Pando das Beispiel von Wasserquellen, die als Reaktion auf eine Dürre austrocknen. "Wenn ein See ausgetrocknet ist, sind die im See verbleibenden Sedimente äußerst brüchig und können sehr leicht in die Atmosphäre abgegeben werden", sagt der Staub-Experte.

Gegenwärtig sind sich die Wissenschaftler jedoch noch nicht sicher, ob der Klimawandel zu mehr oder weniger Wind auf der Erde führen wird. Entsprechend schwer lässt sich vorhersagen, wie die Zukunft der Staubstürme aussehen könnte.

"Dies ist eine der größten Unsicherheiten, die wir bei Prognosen über die Zukunft des Staubs haben", sagt Garcia-Pando. "Wir müssen verstehen, wie sich die Winde in verschiedenen Situationen entwickeln werden - nicht nur der durchschnittliche Wind, sondern auch die extremen Winde."

Kinder laufen bei einem Staubsturm in Syrien an Zelten vorbei
Staubstürme aus der Sahara erreichen auch andere Länder, wie hier SyrienBild: Aref Watad/AFP/Getty Images

Wie bleibt man in einem Staubsturm sicher?

Wer in Europa in einen Staubsturm gerät, sollte laut Garcia-Pando die gleichen Ratschläge befolgen, die für Tage mit besonders schlechter Luftqualität gelten. Staub ist eine Gefahr für die Atemwege. Daher sollte man eine Maske tragen und auf sportliche Aktivitäten im Freien verzichten. Dies gilt insbesondere für Menschen mit Atemwegserkrankungen.

Adaption aus dem Englischen: Alexander Freund

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