Warum Diktatoren Angst vor Literatur haben
Bei Salman Rushdie, über den der Ayatollah Khomeini 1989 eine Fatwa verhängte, dauerte es 33 Jahre, bis der Mordaufruf beinahe erfolgreich vollstreckt wurde. Im Sommer 2022 wurde der Autor der "Satanischen Verse" bei einem Messeranschlag lebensgefährlich verletzt. Der Vorwurf an Rushdie: sein Roman sei blasphemisch.
Stella Nyanzi aus Uganda saß zweimal im Hochsicherheitsgefängnis, ihre Familie wurde bedroht. Wegen eines Gedichts, in dem sie Präsident Museveni beschimpfte.
Gioconda Belli, Bestsellerautorin aus Nicaragua, wurde von Präsident Ortega die Staatsangehörigkeit entzogen und aller Besitz konfisziert. Sie lebt im Exil, aber schreibt und kämpft weiter gegen ein Unrechtsregime, wie sie sagt.
Die Zahl der Schriftsteller, die verfolgt und oft ins Exil getrieben werden, steigt seit Jahren in der ganzen Welt, sagt Burhan Sönmez, Präsident der Schriftstellervereinigung PEN International. Er selbst, türkischer Kurde, war unter verschiedensten türkischen Regimen im Gefängnis und erhält bis heute Todesdrohungen.
Dmitry Glukhovsky aus Russland lebt seit Beginn des Ukrainekrieges im Exil. Der Bestsellerautor dystopischer Romane ist erst vor wenigen Wochen als "ausländischer Agent" zu acht Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Ein Autor als Staatsfeind, weil er den Krieg verurteilte.
Kultur Intensiv spricht mit Salman Rushdie, Stella Nyanzi, Gioconda Belli, Burhan Sönmez und Dmitry Glukhovsky darüber, welche Macht Romane und Gedichte haben. Und warum sie alle nicht aufgeben wollen.