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Geht der ISS der Nachschub aus?

Hanna Pütz2. Juli 2015

Geht der ISS der Nachschub aus? Der Weltraumfrachter "Dragon" ist auf dem Weg dorthin verglüht, nun versucht die russische Weltraumbehörde, eine Kapsel mit Lebensmitteln zur Internationalen Raumstation zu bringen.

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M31 Galaxie, Andromeda-Galaxie:
Bild: R. Gendler

Es sollte der siebte Versorgungsflug des Raumfrachters "Dragon" werden. Alle vorherigen hatten - abgesehen von kleineren Pannen - stets reibungslos geklappt. Doch am vergangenen Freitag, zwei Minuten nach dem Start, explodierte die Falcon-9-Rakete mit dem Transporter "Dragon" an Bord. Damit ist erneut innerhalb weniger Monate ein Versorgungsflug zur Internationalen Raumstation ISS gescheitert. Zuletzt wurden die drei Astronauten an Bord der ISS im April mit Lebensmitteln, Wasser und Ausrüstung versorgt.

"Die Besatzung ist nicht gefährdet", sagt der Pressesprecher vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Andreas Schütz. Auch die Nasa und die Betreiberfirma SpaceX betonen, dass die drei Astronauten an Bord der ISS in Sicherheit seien. Der Grund dafür klingt plausibel: Die Vorräte auf der ISS reichten der Nasa zufolge mindestens bis Ende Oktober. Das bestätigt auch Schütz vom DLR gegenüber der DW. Und im Ernstfall könnten Astronauten und Kosmonauten sich Rationen teilen, ergänzt Alexander Agurejew von der Russischen Akademie der Wissenschaften.

Weltraum-Gebäck und Äpfel für die Astronauten

Dennoch sollte das außerirdische Vorratslager nicht erst in letzter Sekunde aufgefüllt werden. Deshalb richtet sich die volle Aufmerksamkeit am Freitag auf den russischen Versorgungsfrachter "Progress". Obwohl die Beziehungen zwischen der Raumfahrtbehörde der Russischen Föderation Roskosmos und der Nasa wegen der Ukraine-Krise zuletzt angespannt waren, startet die "Progress" am Freitag mit zweieinhalb Tonnen Fracht ins All - beladen mit Lebensmitteln für die Besatzung der ISS.

Fleisch - und Fischkonserven, frische Äpfel, Tomaten, Apfelsinen, Zwiebeln und Knoblauch sowie süßes Gebäck soll die "Progress" an Bord haben. Sie wird planmäßig vom Weltraumbahnhof in Baikonur starten, meldeten russische Agenturen.

Astronautennahrung Space Food
Lecker! Am Freitag soll es Spacefood-Nachschub gebenBild: GettyImages/AFP/Y. Tsuno

Doch es bleibt spannend, ob der Frachter tatsächlich für Lebensmittel-Nachschub im All sorgen kann: Die Proton-Trägerrakete war zuvor bereits pannenanfällig. Erst im April war sie bei einem Versorgungsflug auf eine falsche Umlaufbahn geraten; nach einem zehntägigen Irrflug verglühte das sieben Tonnen schwere Raumschiff über dem Pazifik.

Schütz vom DLR hofft, dass der Start der Progress am Freitag erfolgreich verläuft. Und er sagt: "In der Raumfahrt-Technik besteht immer ein gewisses Risiko, genauso wie beim Autofahren auch. Das ist das ganz normale Geschäft." Sechs Stunden wird die "Progress" unterwegs sein, insofern alles glatt läuft. Zudem soll im August ein japanisches HTV-Raumschiff mit Proviant der "Progress" folgen, um die Lage im Orbit zu sichern.

Wasserfilter fehlen, Besatzung kann aber im All bleiben

Nur um Wasser für die Astronauten sorgt sich Nasa-Manager Bill Gerstenmeier. Teil der 2000 Kilogramm schweren Nachschubladung und Ausrüsung an Bord des "Dragon" waren Wasserfilter. Eine Fuhre davon war bereits im Oktober abhanden gekommen, als der Frachter "Cygnus" - ebenfalls mit Proviant beladen - bei seinem Flug zur Raumstation verglühte. Gerade die Filter sind jedoch wichtig für die Astronauten: Das Wasseraufbereitungssystem an Bord der ISS "recycelt" damit Abwasser, Urin und sogar Wasserdampf, der beim Ausatmen verloren geht. Sollten die Filter sich dem Ende neigen, kann die Crew aber noch immer auf Konservenwasser zurückgreifen. Das soll zwar nicht besonders gut schmecken, reicht aber ebenfalls bis Ende Oktober.

Der Manager des ISS-Programms, Mike Suffredini, erklärte auf der Pressekonferenz von SpaceX und Nasa: Nur wenn auch der nächste Versorgungsflug scheitere und die Vorräte an Bord der ISS für weniger als 45 Tage reichten, werde über eine Evakuierung der Raumstation nachgedacht. Mit Aussicht auf die russische und die japanische Hilfe sei das aber unwahrscheinlich.