Warnstreik sorgt für Flaute an Flughäfen
27. April 2016Wegen des Tarifstreits im öffentlichen Dienst herrschte an deutschen Flughäfen vielfach Stillstand. Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt am Main wurden rund 390 von normalerweise geplanten 1330 Flügen annulliert. Am Münchner Flughafen fielen nach Angaben eines Sprechers zwei Drittel der Flüge aus, 740 von rund 1100 geplanten Flügen. Aufgerufen zum Streik ist auch das Bodenpersonal der Flughäfen Dortmund, Düsseldorf, Hannover und Köln-Bonn. In Düsseldorf wurden rund 50 Flüge annulliert, in Köln-Bonn rund 90.
Auch in anderen Bereichen war das öffentliche Leben wegen des Ausstands beeinträchtigt. In Berlin und anderen Städten legten Mitarbeiter bei Behörden wie der Stadtreinigung, des öffentlichen Nahverkehrs, der Wasserbetriebe und der Bäderbetriebe die Arbeit nieder.
Streik mit Millionenschäden
Bundesinnenminister Thomas de Maizière kritisierte den Ausstand als unverhältnismäßig, vor allem weil es dazu bislang keinen Anlass gegeben habe. Zuletzt habe man den Gewerkschaften eine Tariferhöhung von drei Prozent sowie weitere Zugeständnisse angeboten. "Darüber sollte man doch erst mal reden, anstatt zu streiken", sagte de Maizière in Berlin. Eine auf zwei Drittel des Tages ausgelegte Arbeitsniederlegung, die große Teile des gesamten Flugverkehrs behindere, sei kein Warnstreik, sondern "ein Streik, der mit wirtschaftlichen Millionenschäden verbunden ist und nicht mehr als Warnung verstanden werden kann".
Mit der Aktion will die Gewerkschaft in den laufenden Tarifverhandlungen für die 2,1 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes Druck machen. Gefordert werden sechs Prozent mehr Geld. Mitte April hatte die Gewerkschaft ein Angebot der Arbeitgeber über ein Lohnplus von drei Prozent verteilt auf zwei Jahre abgelehnt und neue Warnstreiks angekündigt. Die nächste Verhandlungsrunde findet am Donnerstag und Freitag statt.
Verdi-Chef Frank Bsirske verteidigte die Warnstreiks gegen Kritik. Sinn solcher Arbeitsniederlegungen sei es, Tarifverhandlungen zu beschleunigen, sagte er der "Süddeutschen Zeitung" . "Ich hoffe, dass dieses Signal verstanden wird und wir bei der dritten Runde am Donnerstag und Freitag zu einer Einigung kommen."
Mit dem Streik reagiere Verdi "auf ein Angebot, das den Beschäftigten einen Reallohn-Verlust zumuten will", sagte Bsirske. Er bestritt die Darstellung der Arbeitgeber, dass dieses Angebot drei Prozent für zwei Jahre betrage. Da die drei Prozent in zwei Stufen angeboten würden und jede der beiden Erhöhungen erst jeweils im Juni wirksam werden solle, betrage es auf zwei Jahre gerechnet nur 1,8 Prozent. Die Inflation werde jedoch in diesem und im nächsten Jahr zusammengenommen zwei Prozent betragen.
stu/jj (afp, dpa, rtr)