Warenhaus-Fusion: Angst um Arbeitsplätze
9. September 2018In den nächsten Tagen werden die Warenhausketten Kaufhof und Karstadt wohl ihre Fusion bekannt geben. Die Eigner - der nordamerikanische Konzern HBC und die österreichische Signa des Karstadt-Eigners Rene Benko - hätten sich bereits auf entsprechende Pläne verständigt, heißt es aus Insiderkreisen. Zuletzt hatten auch die Banken der Zusammenlegung zugestimmt. Nach der Fusion soll ein dreistelliger Millionenbetrag in die kriselnde Kaufhof-Kette investiert werden, berichtet die "Bild am Sonntag". Karstadt-Eigentümer Benko wolle demnach 250 bis 300 Millionen Euro für die Sanierung des Unternehmens und Abfindungen investieren. Im Zuge der Fusion könnten nämlich zwischen 4500 bis 5000 der noch knapp 20.000 Arbeitsplätze bei Kaufhof gestrichen werden, heißt es aus Insiderkreisen.
Respektloser Kahlschlag
Bei den Mitarbeitern der Warenhausketten wächst die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren. Auch die verbleibenden Mitarbeiter müssen sich auf unsichere Zeiten einstellen. Medienberichten zufolge könnten sie einen Sanierungstarifvertrag mit schlechteren Konditionen bekommen. Einsparungen sind auch bei den Zentralen sowie in der Logistik und beim Einkauf geplant. Ein Hauptsitz, entweder von Kaufhof in Köln oder von Karstadt in Essen, solle aufgelöst werden.
Es sei "respektlos", wie durch Berichte über einen Kahlschlag bei Kaufhof mit "der Psyche unserer Kolleginnen und Kollegen umgegangen wird und Verlustängste geschürt werden", heißt es in einem internen Schreiben des Gesamtbetriebsrats an die Belegschaft, das der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt. Die Arbeitnehmervertreter hätten bislang keinerlei Informationen über einen Abbau erhalten. Auch Übereinkünfte zwischen Kaufhof und den Arbeitnehmern für einen Sanierungstarifvertrag oder Gespräche über einen Sozialplan gibt es Insidern zufolge indes nicht.
Die Gewerkschaft Verdi verlangt, Arbeitnehmervertreter unverzüglich in die Planungen einzubeziehen: "Personalabbau löst keines der Probleme", sagte Bernhard Franke, der für Verdi im Kaufhof-Aufsichtsrat sitzt, der "Wirtschaftswoche". Lediglich die Kosten zu senken, bringe noch keine Kunden zurück ins Warenhaus. "Eine Fusion stillt vielleicht kurz die Blutung, aber heilt nicht die Wunde", sagte Franke. Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger fügte hinzu: "Wer Geld für solch eine Transaktion hat, muss auch Geld für die Beschäftigten haben." Sie hatte eine Beschäftigungs- und Standortsicherung sowie die Tarifbindung für Karstadt und Kaufhof gefordert.
Verlorene Jahre
Die Fusion von Kaufhof und Karstadt werde die Warenhausketten über Jahre beschäftigen, erwartet der frühere Kaufhof-Chef Lovro Mandac. "Das wird ein riesiges Stück Arbeit. Einen solchen Zusammenschluss zweier großer Handelshäuser zu vollziehen, dauert fünf bis sieben Jahre", sagte Mandac der "Wirtschaftswoche". Langfristig entscheidend sei, dass die Mitarbeiter mitgenommen und motiviert werden. Erschwert werde der Zusammenschluss durch die wirtschaftliche Lage beider Unternehmen. Trotz erster Sanierungserfolge sei Karstadt noch nicht über den Berg. Kaufhof schrieb unter dem kanadischen Eigentümer HBC zuletzt Verluste. "Bei Kaufhof waren die letzten Jahre verlorene Jahre, es wurden viele Fehler gemacht", sagte Mandac.
Der kanadische Kaufhof-Eigentümer Hudson's Bay Company (HBC) und der österreichische Karstadt-Eigner Benko sprechen bereits seit Juni über eine mögliche Fusion der Kaufhausketten. Nach übereinstimmenden Medien-Berichten soll in der Warenhausfusion künftig das zuletzt erfolgreichere Unternehmen Karstadt das Sagen haben. Benkos Signa-Holding übernehme 50,01 Prozent am Warenhausgeschäft.
pgr/ml (dpa, rtr)