Viel Pomp, kaum Prominenz
16. Februar 20075000 Gäste feierten am Donnerstagabend (15.2.07) in der ausverkauften Staatsoper bis zum Morgengrauen den Höhepunkt des Wiener Faschings. Einer der Stars der Veranstaltung war die amerikanische Hotelerbin Paris Hilton, die der Wiener Baulöwe Richard Lugner eingeladen hatte. Star Nummer zwei war die russische Sopranistin Anna Netrebko, die drei Arien aus Jule Massenets "Manon" bei der traditionellen Tanzgala zum Besten gab. Dabei blieb Österreichs Elite aus Wirtschaft und Politik angesichts der fern gebliebenen internationalen Spitzengäste weitgehend unter sich.
Millionengewinne und wenig Protest
Dennoch kann das Wiener Opernhaus nach Medienberichten auch in diesem Jahr wieder mit einem Millionengewinn aus den Einnahmen rechnen. Der Opernball ist die bei weitem größte und erfolgreichste der bis zu 500 Tanzveranstaltungen während der Wiener Ball- und Faschingssaison.
Leichter Dauerregen und die fehlende Prominenz trugen dazu bei, dass die üblichen Demonstrationen in diesem Jahr ausfielen. Einer Hand voll Protestierer standen 300 schwarz gekleideten Polizisten gegenüber, die das historische Gebäude am Wiener Opernring weiträumig abgesperrt hatten.
Medienmagnet Hilton
Im Mittelpunkt des Medieninteresses stand wieder einmal der Stargast des Wiener Bauunternehmers und ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Richard Lugner (74). Nach Begleiterinnen wie Pamela Anderson und Geri Halliwell, war seine Wahl diesmal auf Paris Hilton gefallen. Die reiche Hotelierstochter, die an diesem Samstag ihren 26. Geburtstag feiert, wurde von Pressefotografen fast erdrückt, als sie in ihrem goldgelben Abendkleid das Foyer des Prachtbaus betrat.
Familie Lugner und ihre Gäste waren gleich mit zwei Stretch-Limousinen angereist. Die Eröffnung dürfte für das Party-Girl aber nicht so interessant gewesen sein wie ihr elektronisches Spielzeug: Während die zweite Gruppe der Debütanten in den Saal kam, spielte Hilton wahlweise mit ihrem Handy oder kontrollierte ihr Aussehen in einem kleinen Spiegel.
Lippenstift und Kommunisten
Am Nachmittag hatte die Hotelerbin in einem Wiener Einkaufszentrum Autogramme an kreischende Fans verteilt. Als allerdings ein paar Gegenstände in ihre Richtung geworfen wurden, wurde sie schnell von Sicherheitsbeamten weggeleitet. Bei den Objekten handelte es sich um eine Zigarettenschachtel, Taschentücher und Lippenstifte, wie Gastgeber Lugner hinterher mitteilte. Die Nachrichtenagentur dpa hingegen spricht von Zetteln, "die kommunistische Aktivisten mit anti-kapitalistischen Parolen beschrieben hatten."
Lugner zeigte sich begeistert von der Hotelerbin. "Die Paris Hilton schlägt alles", sagte er. In puncto Medienaufmerksamkeit übertreffe sie alle bisherigen Gäste und werde auch Pamela Anderson den Rang ablaufen.
Opernballdirektor Ioan Holenders Versuch, den erwarteten Rummel um Paris Hilton zu kontern, schlug fehl. Holender ließ sich als Kutscher in rotem Livree verkleidet an der Seite von Opernschönheit Anna Netrebko auf einer historischen Kutsche in die Arena ziehen. Gegen die Popularität von Paris Hilton kam der Schimmel allerdings nicht
an.
Walzer bis zum Morgen
Erstmals in der Geschichte des Opernballes gaben die 176 Debütanten-Paare, die den Abend traditionell mit einer Reihe von sorgfältig einstudierten Walzern und Polkas einleiten, das Kommando für die Eröffnung des Spektakels. Nach ihrem unisono gerufenen "Alles Walzer" stürmten Hunderte Gäste das Tanzparkett. Die letzten Tanzwütigen verließen die Edelfeier erst mit dem Morgengrauen. (al)