"Walled Off" - Kunsthotel und politisches Statement von Banksy in Bethlehem
"Das Hotel mit der schlechtesten Aussicht der Welt." Gleich neben der israelischen Sperrmauer im palästinensischen Bethlehem hat der britische Künstler Banksy sein neustes Kunstprojekt errichtet: ein Hotel.
Nahost-Konflikt inklusive
Unmittelbar an der israelischen Sperrmauer hat das "Walled Off Hotel" seine Pforten für Gäste geöffnet. Wer hier in einem der Zimmer nächtigen will, muss erst durch einen Checkpoint der israelischen Armee. Hotelier ist der britische Straßen- und Graffiti-Künstler Banksy. Er hat das lange leerstehende Gebäude in ein Kunst-Hotel verwandelt – mit Protestkunst und "25 Minuten Sonnenlicht" am Tag.
Israels umstrittene Sperrmauer im Visier
Die Sperranlage soll Israelis Sicherheit garantieren. Für Palästinenser bedeutet sie eine massive Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit. In Bethlehem umschließt die bis zu acht Meter hohe Betonmauer mit Wachttürmen die Geburtsstadt Jesu. Schon früh hat der britische Künstler seine Arbeiten auf der Sperrmauer verewigt. Heute sind seine Kunstwerke Millionen wert.
Hoteldekor erinnert an vergangene Zeiten
"Vor 100 Jahren hatte Großbritannien die Kontrolle über Palästina", lässt Banksy in einer Pressemitteilung verlautbaren. Die Hotelausstattung mit Bar im Kolonialstil erinnert an die britische Mandatszeit, die bis 1948 andauerte.
Keine friedliche Urlaubsstimmung
Die koloniale Atmosphäre von damals wurde an heutige Verhältnisse angepasst: Eine griechische Statue wird von Tränengas umnebelt, auf einer recyclten Öl-Leinwand ist ein Meer mit Rettungswesten von Flüchtlingen zu sehen. Ein Jahr lang hat das Banksy-Team den früheren Töpferladen umgebaut.
Jedes Zimmer - ein Ausstellungsort der Kunstwerke
In den Zimmern sind Werke des britischen Künstlers zu sehen. So wie hier: Ein israelischer Soldat liefert sich eine Kissenschlacht mit einem Palästinenser. Dabei fliegen statt echter Schusspatronen Federn. Es ist eines seiner bekanntesten Werke. Auch palästinensische Künstler haben einige der Zimmer gestaltet.
Geteilte Meinungen in Bethlehem – und Hoffnung auf mehr Tourismus
Bethlehem zieht vor allem Pilger an, die die Geburtskirche besuchen. "Vielleicht hilft es, den stagnierenden Pilger-Tourismus in ein jüngeres und anderes Publikum zu verwandeln", sagt Elias, ein junger Architekt aus Bethlehem. Auch der Taxifahrer Mohammed hofft, dass nun auch Besucher kommen, die nicht nur die Geburtskirche sehen wollen. Denn es gebe "noch viel mehr zu entdecken."
"Mauertourismus" im Konfliktgebiet
Einige Bethlehemer sehen den "Mauertourismus" kritisch. "Der Konflikt dauert noch an. Ihn für den Tourismus zu verwenden, halte ich nicht für richtig", sagt Fadi Kattan, der eine kleine Pension in der Bethlehemer Altstadt betreibt. Palästinenser können nur mit einer Genehmigung der israelischen Behörden die Checkpoints passieren.