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Isländer wählen neuen Präsidenten

25. Juni 2016

Island hat 330.000 Einwohner. Etwa 30.000 von ihnen sind als Fans bei der Fußball-EM in Frankreich. Sie können auch dort ihren neuen Präsidenten wählen.

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Islands Fußballer beim Training in ihrem EM-Camp im französischen Annecy (Foto: Getty Images/AFP)
Bild: Getty Images/AFP/O. Andersen

Fußballerisch befindet sich Island auf einem Höhenflug, entsprechend groß ist die Begeisterung. Bei der EM in Frankreich steht die Nationalmannschaft im Achtelfinale. Viele Bewohner der Nordatlantikinsel sind schon in Frankreich oder auf dem Weg dorthin, um ihr Team zu unterstützen. Nach Schätzungen halten sich etwa 30.000 Isländer in Frankreich auf, rund ein Zehntel der gesamten Einwohnerschaft.

Damit es an diesem Samstag nicht heißt, in Island ist Präsidentenwahl und keiner geht hin, hat das Innenministerium in Reykjavik beschlossen, im Camp der isländischen Mannschaft in Annecy (Das Artikelbild zeigt trainierende Spieler) ein Wahllokal einzurichten.

Bald Islands Ex-Präsident: Olafur Ragnar Grimsson (Foto: dpa)
Bald Islands Ex-Präsident: Olafur Ragnar GrimssonBild: picture-alliance/dpa/B.P. Hardarson

"Panama Papers" sorgen für Wirbel

Gesucht wird ein Nachfolger für Amtsinhaber Olafur Ragnar Grímsson, der 1996 zum Präsidenten gewählt und seitdem immer wieder im Amt bestätigt wurde. Wahrscheinlich hätte er es jetzt auch ein sechstes Mal geschafft, wenn die "Panama Papers" nicht dazwischen gekommen wären. Die Enthüllungen über Briefkastenfirmen in Steueroasen wirbelten insbesondere in Island den politischen Apparat kräftig durcheinander.

Erst musste Islands Regierungschef Sigmundur David Gunnlaugsson zurücktreten, weil seiner Frau eine Briefkastenfirma auf den Britischen Jungferninseln gehört. Dann geriet auch Grímsson in Bedrängnis. Der Name auch seiner Frau tauchte in den "Panama Papers" auf. Der Langzeit-Präsident erklärte daraufhin seinen Kandidaturverzicht.

Neun Kandidaten

Grímssons Rückzug machte Platz für eine Reihe schillernder Präsidentschaftsbewerber, unter ihnen ein Lkw-Fahrer, ein Chefredakteur, eine Dichterin, eine Krankenpflegerin und ein Schriftsteller. Neun Kandidaten kämpfen insgesamt um das höchste Staatsamt - mehr als jemals zuvor. Großer Favorit ist laut Umfragen der Historiker Gudni Jóhannesson. Er hatte seine Landsleute nach den Enthüllungen der "Panama Papers" mit seinen Analysen in Fernsehinterviews beeindruckt. Die Wahllokale sind bis Mitternacht (MESZ) geöffnet.

wl/se (dpa, afp, rtr)