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Politik

Wahl in Liberia: Weah geht in Führung

13. Oktober 2017

Nach Bürgerkrieg und Ebola-Epidemie steht Liberia der erste demokratische Machtwechsel seit Jahrzehnten bevor. Der frühere Weltfußballer George Weah liegt in den ersten provisorischen Auszählungen vorn.

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George Weah tritt bereits zum dritten Mal als Präsidentschaftskandidat an (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/A. Jallanzo

Die nationale Wahlkommission veröffentlichte am späten Donnerstag Daten, denen nach der Kandidat und ehemalige Profi-Fußballer George Weah in 11 von 15 liberischen Bezirken führt. Vizepräsident Joseph Boakai lege allein in seinem Heimatkreis Lofa an der Spitze. Da 20 Präsidentschaftskandidaten angetreten sind, gilt eine Stichwahl als wahrscheinlich.

Kommissionsleiter Jerome Korkoya gab zu bedenken, dass die ersten Ergebnisse nur einen kleinen Anteil des gesamten Wahlergebnisses ausmachen. Bislang seien nur rund 30 Prozent der Stimmen ausgezählt worden. Nach DW-Informationen wurden bisher 349.357 gültige Stimmen ausgezählt. Weah erhielt demnach 39,4 Prozent der Stimmen, Joseph Boakai nur 30,5 Prozent.

Wahlkommissionsleiter Korkoya warnte Anhänger von Kandidaten vorzeitig einen Wahlsieg auszurufen. Eine der größten Parteien, die Freiheitspartei, hatte am Donnerstag einen Auszählungsstopp gefordert, da sie Unregelmäßigkeiten und Wahlbetrug vermutete.

Wähler warteten stundenlang auf Stimmabgabe

Die Bürger des westafrikanischen Landes wählten am Dienstag neben dem Staatschef auch ein neues Parlament. Wähler standen teils Stunden an, um ihre Stimme abzugeben. Damit steht in dem einst von Bürgerkriegen und der Ebola-Epidemie erschütterten Land der erste friedliche Machtwechsel seit Jahrzehnten bevor. Rund 2,2 Millionen Liberianer waren wahlberechtigt.

Die Friedensnobelpreisträgerin und erste frei gewählte Präsidentin Afrikas, Ellen Johnson-Sirleaf, trat nach zwei Amtszeiten nicht mehr an. Die 78-Jährige war 2011 für ihre Arbeit zur Befriedung des von 14 Jahren Bürgerkrieg zerrütteten Landes mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden.

Weah kooperiert mit Frau eines Bürgerkriegsherrn

Nur drei der 20 Präsidentschaftskandidaten werden ernsthafte Chancen eingeräumt. Vizepräsident Joseph Boakai von der regierenden Partei für Einheit (UP) tritt mit Amtsbonus und reichlich Erfahrung an. Die größte Oppositionspartei, die Koalition für Demokratischen Wechsel (CDC), schickt Weah ins Rennen.

Der 51-jährige Senator war bei den Wahlen 2005 gegen Johnson-Sirleaf unterlegen. Als Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin hat er Jewel Howard Taylor in sein Team aufgenommen, die Ex-Frau des in Großbritannien wegen Kriegsverbrechen inhaftierten früheren Kriegsherrn Charles Taylor.

Liberias Zukunft bleibt eine Herausforderung

Für die Liberalen (LP) tritt erneut Charles Brumskine an. Der Gewinner der Wahl wird nur wenig Mittel zur Verfügung haben, um das Schicksal der armen Bevölkerung zu verbessern: Liberias Staatshaushalt hat ein Volumen von gut 500 Millionen Dollar (460 Millionen Euro). Das entspricht zum Beispiel einem Viertel des Haushaltes der Stadt Nürnberg, wo gut 500.000 Menschen leben.

Liberia mit rund 4,6 Millionen Einwohnern ist von der Fläche her etwas größer als Österreich. Einem UN-Index zufolge gehört Liberia zu den 15 ärmsten Ländern der Welt. Liberias lange Bürgerkriege, in denen auch viele Kindersoldaten kämpften, sind schätzungsweise 250.000 Menschen ums Leben gekommmen. Erst 2003 kehrte Ruhe ein.

myk/kle (dpa, rtre)