Wahl in Afghanistan von Gewalt überschattet
28. September 2019Es war die vierte Abstimmung dieser Art in dem Land seit dem Fall der Taliban im Jahr 2001 - und die zweite, die gänzlich von den Afghanen selbst durchgeführt und gesichert wird. Jetzt heißt es warten. Erste vorläufige Resultate sollen am 19. Oktober veröffentlicht werden, die offiziellen am 7. November.
Wahlbeteiligung dürfte gering sein
Eines scheint aber jetzt schon sicher. Die Einschüchterungstaktik der islamistisch-militanten Taliban dürfte funktioniert haben. Der lokale TV-Sender ToloNews berichtete, nach vorläufigen Statistiken der Unabhängigen Wahlkommission (IEC) hätten weniger als zwei Millionen Menschen gewählt. Offizielle IEC-Zahlen gibt es noch nicht. Wegen der schlechten Sicherheitslage, Enttäuschung über die Regierung und mangelndem Vertrauen in Wahlen generell gingen manche afghanische Experten im Vorfeld der Wahl sogar davon aus, dass lediglich 1,5 Millionen Menschen ihre Stimme abgeben werden. Zudem liegen schon jetzt Hunderte Beschwerden über Unregelmäßigkeiten bei der Stimmabgabe vor.
Analysten zufolge gibt es mindestens 13,5 Millionen Wahlberechtigte in Afghanistan. Mehr als 9,6 Millionen Afghanen waren zur Wahl registriert, rund ein Drittel davon Frauen.
Zwei Tote, mindestens 17 Verletzte
Bilder in sozialen Medien zeigten Menschen in mehreren Provinzen, die ihre Stimme abgaben oder vor Wahllokalen warteten. Mehr als 72.000 Soldaten, Polizisten und Geheimdienstmitarbeiter hatten die Abstimmung abgesichert. Wegen der prekären Sicherheitslage konnte allerdings rund ein Drittel der Wahlzentren nicht öffnen. Die Taliban hatten angekündigt, die Abstimmung mit Attacken zu behindern.
Aus vielen Landesteilen wurden meist kleinere Angriffe und Feuergefechte gemeldet. Bislang ist von mindestens fünf Toten und mehr als 40 Verletzten in mehreren Provinzen die Rede. Bei der Explosion einer Mine in einem Wahllokal im Bezirk Surchrod in der östlichen Provinz Nangarhar wurden nach Behördenangaben mindestens eine Person getötet. In der nördlichen Provinzhauptstadt Kundus wurde ein Wahlbeobachter beim Einschlag einer Rakete in der Nähe eines Wahllokals getötet. Explosionen wurden zudem aus der Hauptstadt Kabul sowie aus Dschalalabad und Ghani gemeldet.
Ursprünglich waren bei der Wahl 18 Kandidaten angetreten. Vier von ihnen zogen ihre Kandidatur zurück. Realistische Chancen auf einen Sieg haben der amtierende Präsident Aschraf Ghani und sein Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah. Beide gaben ihre Stimme in Stimmlokalen in Kabul ab. Ghani bedankte sich in einer kurzen Ansprache bei den Menschen, die zur Wahl gingen.
Kann kein Kandidat mehr als 50 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang auf sich vereinen, geht es in eine Stichwahl der beiden bestplatzierten Kandidaten. Diese wird voraussichtlich Ende November stattfinden.
qu/sti/uh (afp, dpa, rtr)