Wachstum in Milliarden-Schritten
11. Juli 2003Generell gilt: je größer die Armut, desto höher ist auch die Geburtenrate, so der Weltbevölkerungsbericht der UN. Ein Beispiel: Die UNFPA, der Weltbevölkerungsfonds der Vereinten Nationen, geht davon aus, dass sich bis zum Jahr 2050 die Bevölkerungszahl in Äthiopien nahezu verdreifachen wird. Das Land gehört damit zu einer Gruppe von acht Nationen, auf die etwa die Hälfte des gesamten Zuwachses der Weltbevölkerung in den nächsten fünf Jahrzehnten entfallen wird.
Trotz der leicht steigenden Akzeptanz von Verhütungsmitteln wird sich die Bevölkerung in den 49 ärmsten Ländern von jetzt 668 Millionen auf dann 1,7 Milliarden Menschen erhöhen. Andererseits wird Aids das Bevölkerungswachstum wieder bremsen. Zumindest mit einer Verdoppelung der dortigen Bevölkerung sei demnach bis 2050 zu rechnen, berichtete die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung anlässlich des Weltbevölkerungstages an diesem Freitag (11.07.2003).
Die Vereinten Nationen gehen derweil bei ihrer Prognose der Weltbevölkerung im Jahr 2050 inzwischen von einer mittleren Variante aus. Soll heißen: In 47 Jahren leben wohl rund drei Milliarden Menschen mehr auf der Erde.
Erfolgreiche Aufklärung
Wie wichtig Investitionen in Verhütung und Gesundheitsversorgung sind, zeigen Schwellenländer wie Vietnam oder Brasilien. Dort sind die Kinderzahlen inzwischen auf 2,5 bzw. 2,3 Kinder pro Frau gesunken und werden bis 2050 voraussichtlich noch weiter sinken auf etwa 1,85 Kinder. Auch in Kenia und dem Senegal sind erfolgreiche Aufklärungs- und Verhütungsprogramme gelaufen. Im Gespräch mit der Deutschen Welle lobt UNFPA-Sprecher Stan Bernstein vor allem die iranische Gesundheitspolitik. Nicht nur die Familienplanung sei besser geworden, sondern auch die Betreuung bei der Entbindung.
Es gebe aber auch negative Faktoren, die das Wachstum der Weltbevölkerung positiv beeinflussen. Dazu gehöre vor allem die Immunschwäche-Krankheit Aids: "In den 53 am schwersten betroffenen Ländern werden bis 2050 wegen Aids wahrscheinlich 248 Millionen mehr Menschen sterben, als ohne Aids gestorben wären."
Makaberer Hoffnungsschimmer
Stan Bernstein schätzt, dass im südlichen Afrika etwa, in Botswana, Lesotho oder auch Swasiland die Bevölkerung durch Aids deutlich spürbar abnehmen wird und dass die Frauen in den 53 Aids-Hochrisiko-Ländern fast 180 Millionen weniger Kinder zur Welt bringen werden. So makaber es klingt, für die Zukunft der Weltbevölkerung kann dies ein kleiner Hoffnungsschimmer sein. Denn hier wie überall auf der Welt gilt: Kinderreichtum fördert materielle Armut.
Aber nicht Aids, sondern Familienplanung sollte der wachsenden Weltbevölkerung entgegen wirken. Eine zentrale Aufgabe für ein menschenwürdiges Überleben auf diesem Planeten ist daher die weltweite Förderung von Bildung, Gesundheit und Familienplanung. Die Vereinten Nationen betonen immer wieder, dass dies eine globale Aufgabe sei, die nicht nur die armen Länder etwas angeht. Die UNFPA appelliert deshalb ausdrücklich an die Industrienationen, ihren selbst eingegangenen Verpflichtungen doch endlich nachzukommen.