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Armut trotz Wachstum

Thomas Mösch7. November 2007

Zur Halbzeit der UN-Millenniumsziele haben viele afrikanische Länder noch Schwierigkeiten, die Armut spürbar zu verringern und ihre Bildungs- und Gesundheitssysteme zu reformieren. Doch es gibt auch Fortschritte.

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NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (r., CDU) und der ghanaische Außenminister Akwasi Osei-Adjei unterzeichnen einen Vertrag über die Zusammenarbeit, Foto: DW
NRW und Afrika rücken näher zusammenBild: MGFFI NRW

Afrika sei wirtschaftlich attraktiver geworden. Das zeige nicht nur das Interesse Chinas und Indiens, sagte Johannes-Jürgen Bernsen von der staatlichen Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) bei der "Bonner Konferenz für Entwicklungspolitik" (5. vom 6.11.2007) . Die DEG beteiligt sich in Entwicklungsländern an Privatunternehmen, von denen sie sich positive Impulse für die Wirtschaft eines Landes verspricht. Zu ihren Partnern gehörte vor Jahren auch das noch junge afrikanische Mobilfunkunternehmen Celtel, das heute auf dem Kontinent zu den Großen der Branche zählt. Und Celtel sei kein Einzelfall, so Bernsen: "Das Wachstum des Privat-Sektors ist eine notwendige Voraussetzung zur Erreichung der Millennium-Entwicklungsziele", sagte er und verwies auf Studien der Weltbank, die nachweisen, dass Investitionen das Wachstum fördern, die Armut reduzieren und somit Vorteile sowohl für das Unternehmen als auch für das Land brächten. "Allerdings führt Wirtschaftswachstum nicht automatisch zu Armutsreduzierung", schränkte er ein, das zeige eine Vielzahl von Beispielen in Entwicklungsländern.

Kooperation zwischen Ghana und NRW, Quelle: DW
Auch die engere Zusammenarbeit zwischen NRW und Ghana wurde beschlossenBild: DW-Montage

Zu den Voraussetzungen gehöre, dass ein Land das Investitionsklima fördert und zum Beispiel Rechtssicherheit schaffe. Ghana sei hier ein Vorbild und habe es in diesem Jahr bei der Weltbank-Tochter IFC schon zum zweiten Mal unter die ersten zehn auf der Liste der reformfreudigsten Länder gebracht, hob Bernsen hervor. Er sieht aber auch die internationale Gemeinschaft gefordert, die für einen fairen Wettbewerb sorgen müsse. Mehrere Redner sahen bei der Bonner Konferenz die Welthandelsorganisation WTO in der Pflicht, die Doha-Runde zu einem für die Entwicklungsländer positiven Abschluss zu bringen.

Armut ist weiblich

Maria da Graca Samo vom Frauen-Netzwerk Forum "Mulher" aus Mosambik beklagte, dass ihre Heimat ein Beispiel dafür sei, dass Armut zunehmend ein weibliches Gesicht habe: "In Mosambik stehen bei 30 Prozent der Familien Frauen an der Spitze. In von Männern geführten Familien ist die Armut um 26 Prozent gesunken, das zeigen jüngste Umfragen. Bei den von Frauen geführten Haushalten waren es nur sechs Prozent."

Mutter mit ihrem Kind im Sudan, Foto: AP
Trotzt Investitionen ist die Armut in Afrika immer noch großBild: AP

Schuld daran sei auch der zunehmende internationale Wettbewerb, zum Beispiel in der für Mosambik wichtigen Zuckerindustrie. Frauen würden als erste ihre Arbeitsplätze verlieren und unter schlechten Arbeitsbedingungen und niedrigen Löhnen leiden, berichtete Graca Samo. Fortschritte bescheinigte die Aktivistin Mosambik im Kampf gegen die Korruption. Dieser Kampf sei ein ganz wichtiges Element guter Regierungsführung. Dem stimmte auch Tadjudeen Abdul-Raheem zu. Der Nigerianer ist Afrika-Koordinator der UN-Millenniumskampagne: "Korruption behindert die Entwicklung unserer Gesellschaften. Sie verhindert, dass wir Krankenhäuser, gute Straßen und Schulen haben." Er hob aber auch hervor, dass die Demokratisierung dazu geführt hat, dass der nigerianische Vize-Präsident wegen Korruptionsvorwürfen sein Amt verlor. "Vielen Ex-Gouverneuren droht das gleiche Schicksal. Heute wird vieles nicht mehr akzeptiert", kündigte Tadjudeen Abdul-Raheem an.

Korruption hemmt Entwicklung

Peter Eigen, Gründer von 'Transparency International', Foto: DW
Peter Eigen: 'korruption verhindert Entwicklung'Bild: DW-TV

Angesichts solcher positiven Entwicklungen sollten sich die westlichen Länder lieber um ihren Anteil an dem Problem kümmern, empfahl er. Peter Eigen sieht das ähnlich. Eigen war Gründer der Anti-Korruptionsorganisation "Transparency International" und ist heute Vorsitzender der Initiative für Transparenz in der Bergbau-Industrie (EITI). Auch in Deutschland setze sich erst langsam die Erkenntnis durch, dass Korruption bei Auslandsgeschäften inakzeptabel ist. Die Siemens-Affäre sei dafür nur ein Beispiel, so Eigen. Dabei gehe es nicht nur um das unterschlagene Geld, sondern um eine "Pervertierung von Wirtschaftspolitik" in vielen Ländern, die dazu führe, dass die Länder sich nicht aus der Armut befreien könnten, so Eigen: "Dafür tragen wir immer noch eine Mitverantwortung, und zwar genauso wie die Neuankömmlinge in Afrika, China, Indien und Brasilien, die sich an viele Regeln noch nicht mit derselben Nachdrücklichkeit halten, wie sich das bei uns inzwischen allmählich durchsetzt."

Wie langsam das auch in Deutschland gehe, zeige der Umgang mit den Firmen, die im Bericht über das irakische Öl-für-Lebensmittel-Programm der Vereinten Nationen der Korruption bezichtigt wurden. Von den 54 Unternehmen sei bisher kein einziges bestraft worden, kritisierte Eigen.

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