VW will mit E-Autos schnell Geld verdienen
16. November 2018Das beschloss der Aufsichtsrat am Freitag. Für den letzten fünfjährigen Planungszeitraum bis 2022 hatte VW noch ein Investitionsvolumen von 34 Milliarden Euro für diese Bereiche festgelegt. Die neue Summe entspreche nun etwa einem Drittel der für den Zeitraum geplanten Gesamtausgaben. "Wir fokussieren uns mit unseren Investitionen auf die Zukunftsfelder der Mobilitätund setzen unsere Strategie konsequent fort", sagte Konzernvorstand Herbert Diess in Wolfsburg.
Das Geld dafür will sich VW selbst erarbeiten - im Klartext durch milliardenschwere Sparprogramme bei mehreren Marken finanzieren. VW-Vorstand Oliver Blume bestätigte, dass drei Werke für die E-Auto- Produktion umgerüstet werden. Außerdem will der Konzern eine neue Fabrik in Osteuropa bauen.
VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh erklärte: "Ich bin besonders stolz darauf, dass es uns gelungen ist, die Elektromobilität zu großen Teilen hierzulande in unseren Werken anzusiedeln." Neben China und den USA werde Westeuropa Vorreiter bei der Einführung von E-Autos sein.
Sofort mit Gewinn
Elektroautos sollen beim Volkswagen-Konzern von Anfang an Gewinn abwerfen. Volkswagen werde wegen seiner schieren Größe der profitabelste Hersteller von Elektroautos weltweit sein, erklärte Herbert Diess. Im Schnitt wolle Volkswagen über den Zeitraum der Umstellung auf E-Autos bis Mitte des kommenden Jahrzehnts eine operative Rendite von sieben Prozent weitgehend halten.
E-Autos sollen bis 2025 ein Fünftel der westeuropäischen Produktion ausmachen. Produziert VW heute sechs Modelle mit Batterieantrieb, sollen es bis 2025 mehr als 50 sein. Insgesamt rund 30 der 44 Milliarden Euro fließen in die E-Mobilität. Zu möglichen Investitionen in eine europäische Batteriefertigung wollte sich VW noch nicht festlegen.
Zehn Jahre Kündigungsschutz
Vom gesteigerten Investitionsvolumen sollen vor allem die Werke in Zwickau, Emden und Hannover profitieren. Während in Zwickau bereits 2020 der Volkswagen ID als erstes E-Auto der neuen Modelloffensive vom Band rollen soll, werden in Emden ab 2022 batteriebetriebene Kleinwagen und Limousinen für mehrere Marken des Konzerns gebaut. In Hannover soll ab 2022 der elektrische Bulli-Nachfolger ID Buzz montiert werden. Die Beschäftigten in Emden und Hannover bekommen Kündigungsschutz bis 2028.
Die Passat-Produktion verlagert VW weg aus Deutschland in das tschechische Skoda-Werk Kvasiny. Für eine neue Fabrik in Osteuropa, in der für Skoda und Seat produziert werden soll, sucht Volkswagen derzeit noch einen geeigneten Standort.
Arbeitsplatzverluste sind unvermeidlich
Die Umstellung auf die weniger komplexe Elektromotoren wird Arbeitsplätze kosten. Daher wird Volkswagen in Emden und Hannover die befristet Beschäftigten nicht übernehmen, sondern ihnen anbieten, an andere Standorte des Konzerns umzusiedeln, wie das Unternehmen mitteilte. Die Stammbelegschaft soll durch Altersteilzeit reduziert werden. Zum Umfang wollte sich der Aufsichtsrat nicht äußern.
Aufsichtsrat stärkt Diess
Der Aufsichtsrat beschloss außerdem, dass Unternehmenschef Diess künftig noch mehr Macht bekommen soll: Er übernimmt Mitte Januar 2019 die Kontrolle über den wichtigsten Markt China. Im täglichen Geschäft soll er dabei von Manager Stephan Wöllenstein unterstützt werden. Der derzeitige China-Chef Jochem Heizmann tritt in den Ruhestand.
Auch die Ford-Allianz soll der E-Revolution dienen
Die Allianz von Volkswagen und Ford bei leichten Nutzfahrzeugen soll deutliche Kosteneinsparungen für beide Autobauer bringen und womöglich noch ausgebaut werden. "Wir rechnen mit signifikanten Synergieeffekten", sagte VW-Chef Diess. Mehrere Modelle sollten auf gemeinsamen Plattformen produziert werden.
Bei der Kooperation, die bis Ende des Jahres unter Dach und Fach gebracht werden solle, gehe es um mehrere Modelle wie etwa Transporter. Auch außerhalb der Nutzfahrzeug-Allianz gebe es Potenzial für eine Zusammenarbeit, und VW wolle sich um weitere Synergien gemeinsam mit Ford bemühen, erklärte Diess weiter. In Konzernkreisen hieß es dazu, es gehe um Elektromobilität und autonomes Fahren als Felder einer erweiterten Kooperation.
Ford-Chef Jim Hackett hatte sich dazu in dieser Woche gegenüber Reuters vorsichtiger geäußert und von einer Gratwanderung gesprochen, weil Ford und VW auch Konkurrenten seien. "Selbstverständlich bleiben wir Wettbewerber", so Diess. Deshalb sollten bei der Partnerschaft Marketing oder Preisstrategie außen vor bleiben.
dk/st (afp, dpa, rtr)