1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

VW will ehrlicher werden

11. Oktober 2016

Autobauer wenden bei Verbrauchstests alle möglichen Tricks an, um den Verbrauch und damit auch den CO2-Ausstoß zu senken. VW will künftig realistischere Werte ausweisen.

https://p.dw.com/p/2R8Ew
Archivbild Symbolbild Volkswagen im Krisenmodus
Bild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte

Fast jeder Autofahrer kennt das: Die vom Hersteller angegebenen Verbrauchswerte stimmen meist nicht mit dem überein, was das eigene Auto tatsächlich verbraucht. Der Grund: Die Autobauer wenden bei Verbrauchstests alle möglichen - legalen - Tricks an, um den Verbrauch und damit auch den CO2-Ausstoß zu senken - ein Graubereich, über den die Hersteller bisher lieber nicht sprechen wollten.

Abgefahrene Reifen, keine Klimaanlagen

Volkswagen will diese Praxis ändern. Der Konzern verspricht, realistischere Werte für den Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid vorzulegen. Das Unternehmen habe entschieden, "zukünftig die gesetzlich zulässigen Toleranzwerte einzuengen und damit realitätsnähere CO2-Werte auszuweisen", teilte der Autobauer mit. Darüber hatten die "Süddeutsche Zeitung" sowie NDR und WDR berichtet. Demnach steigt dadurch über diverse Modelle hinweg im Schnitt der Ausstoß um zwei Gramm Kohlendioxid pro Kilometer.

Dem Rechercheteam liegt ein internes Papier von Volkswagen vor, das zeigt, wie der Wolfsburger Hersteller bisher getrickst hat. Die Reifen seien mitunter zur Hälfte abgefahren gewesen, die Autos hätten nichts eingebaut gehabt, was den Luftwiderstand erhöht, die meist übliche Klimaanlage habe in den Testfahrzeugen oft gefehlt, die Batterie habe man in der Regel vollständig aufgeladen. Zudem hätten Profis die Autos in einer Sparvariante gefahren, die nichts mit dem Alltag auf der Straße zu tun hat. Bei VW heißt es dem Rechercheverbund zufolge nun, man wolle das, was bei den Kohlendioxid-Messungen technisch und rechtlich möglich sei, "nicht bis zur letzten Schraube ausreizen".

Wolfsburger Imageoffensive

Der neue Unternehmenskurs im Umgang mit den Kunden ist Folge der Abgas-Affäre bei Dieselfahrzeugen. Die Wolfsburger wollen ihr Image verbessern. Das bringt beim Kohlendioxid-Ausstoß die ganze Autobranche unter Druck. Ab 2020/21 sind in der Europäischen Union (EU) bei Neuwagen im Schnitt nur noch 95 Gramm CO2 pro Kilometer erlaubt, sonst werden Strafzahlungen fällig. Die meisten Konzerne liegen zum Teil noch weit darüber. Bislang nutzen viele Hersteller die gesetzlichen Vorgaben für die Emissionstests im Labor, um auf dem Papier niedrigere Werte auszuweisen, als sie auf der Straße vorkommen.

cr/rk (afp, tagesschau.de)