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VW-Konzern will schnell zurück zu alter Stärke

16. März 2021

Das robuste Abschneiden im Corona-Jahr gibt Volkswagen Rückenwind. Konzernchef Diess peilt nun wieder eine Rendite von sieben bis acht Prozent an. Die Plattformstrategie soll auf Software und Batterien erweitert werden.

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Bild: Ole Spata/dpa/picture alliance

Bei Volkwagen geht es derzeit Schlag auf Schlag. Zu Wochenanfang hatte der Konzern bereits angekündigt, in großem Stil auch Batteriezellen selbst herzustellen. Dazu sollen allein in Europa bis zum Ende des Jahrzehnts sechs Gigafabriken mit einem Energiegesamtwert von 240 Gigawattstunden im Jahr hochgezogen werden. Branchenexperten rechnen damit, dass dafür mindestens zwölf Milliarden Euro investiert werden müssen. Außerdem will VW mit Partnern die Zahl der öffentlichen Schnell-Ladestationen europaweit bis 2025 auf 18.000 verfünffachen.

Den Ausblick für das laufende Jahr bekräftigte das Management bei der Bilanzvorlage für das vergangenen Geschäftsjahr 2020. Demnach peilt Volkswagen eine operative Rendite am oberen Ende der prognostizierten Spanne zwischen fünf und 6,5 Prozent an. In den Folgejahren will Volkswagen "schnellstmöglich" wieder eine Rendite zwischen sieben und acht Prozent erzielen. Im Corona-Jahr 2020 hatte der Konzern dank der Erholung in der zweiten Jahreshälfte und seines starken China-Geschäfts einen operativen Gewinn vor Sondereffekten von 10,6 Milliarden Euro erzielt. Das sind zwar 45 Prozent weniger als im vorangegangenen Rekordjahr, aber deutlich mehr als Analysten und Volkswagen selbst erwartet hatten. Nach Steuern blieben bei VW insgesamt rund 8,8 Milliarden Euro in der Kasse.

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Transformation auf Zukunftstechnologien beschleunigen

Volkswagen bündelt für die enormen Ausgaben beim Wechsel in die E-Mobilitätseine Kräfte. Künftig sollen Fahrzeuge und Dienste aller Marken auf weitgehend einheitlichen technischen Grundlagen aufbauen. Damit weitet der weltweit zweitgrößte Autobauer dieses schon vor Jahren zunächst bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren und danach bei Elektroautos eingeführte Prinzip auf Zukunftstechnologien wie Software, Batterien, das Laden von E-Autos und Mobilitätsdienste aus. Dadurch soll die Komplexität des Riesenkonzerns verringert und Kostenvorteile zwischen den Marken besser genutzt werden. Die Transformation will Volkswagen dadurch beschleunigen.

Die Wolfsburger sehen die Entwicklung einer eigenen Software für Elektrofahrzeuge und selbstfahrende Autos durch den Konzern als Modell, damit sich Europa im Wettbewerb mit China und den USA behaupten kann. "Es gibt nur einen einzigen komplexen Softwarebereich, in dem Europa überhaupt noch eine führende Rolle spielen kann: die nächste Generation von Automobilsoftware", sagte Konzernchef Herbert Diess. Dafür sei die von den Wolfsburgern gegründete Software-Organisation, die ein eigenes Betriebssystem für E-Autos entwickeln soll, in einer optimalen Ausgangslage. "Das ist eine riesige Chance für Deutschland und Europa", warb Diess.

VW-Konzernchef Herbert Diess
VW-Konzernchef Herbert Diess Bild: picture-alliance/dpa/A. Hilse

"Wir bündeln die Kräfte unserer Marken und können Zukunftstechnologien so noch schneller skalieren und für möglichst viele Menschen verfügbar machen", sagte Diess. Das gute Abschneiden im Krisenjahr 2020 gebe Volkswagen Rückenwind für die Beschleunigung der Transformation. An der Börse kommen die Pläne gut an: Die VW-Aktie ist mit einem Plus von über acht Prozent Spitzenreiter im Deutschen Aktienindex. 

Eine Million elektrifizierte Fahrzeuge 2021

In diesem Jahr sollen eine Million elektrifizierte Fahrzeuge ausgeliefert werden. 2020 war es schon mehr als eine Verdreifachung, bei Plug-in-Hybriden ein Anstieg um 175 Prozent. Einen festen Zeitpunkt für das Ende des Verbrennungsmotors lehnt VW weiter ab. "Der Wechsel zur E-Mobilität erfolgt weltweit unterschiedlich schnell, abhängig von der lokalen Gesetzgebung und Verfügbarkeit von CO2-freier Primärenergie", sagte Diess. VW setze eher auf die Marktdurchdringung mit E-Autos: "2030 gehen wir davon aus, dass die Hälfte der Fahrzeuge, die wir weltweit verkaufen, batterieelektrisch angetrieben sein wird." Audi hatte angekündigt, ab sofort zumindest keine neue Generation von Verbrennungsmotoren mehr zu entwickeln.

Deutschland Zwickau | Volkswagenwerk | Produktion des ID.4
Mitarbeiter im Volkswagenwerk in Zwickau komplettiert einen VW ID.4Bild: Hendrik Schmidt/dpa/picture alliance

Ein Problem bleibt der Teilemangel bei Halbleitern. "Die Situation ist noch immer unübersichtlich", meinte Diess. "Bisher kommen wir gut durch, haben aber auch eine Produktion von 100.000 Autos verloren, die wir im Jahresverlauf wohl nicht aufholen werden." Der scheidende Finanzchef Frank Witter sagte: "Wir werden die Auswirkungen im Zaum halten, aber das wird uns das ganze Jahr beschäftigen."

Konzernmarken schnitten besser ab als erwartet

Die einzelnen Konzernmarken schnitten im vergangenen Jahr meist besser ab als zwischenzeitlich erwartet. Die Hauptsparte VW Pkw schaffte es dank der zweiten Jahreshälfte mit einem Betriebsgewinn von 454 Millionen Euro doch noch in die schwarzen Zahlen. Der Umsatz der Marke brach um ein knappes Fünftel auf 71,1 Milliarden Euro ein.

Bei Audi machte sich die Krise mit einem Umsatzminus von zehn Prozent auf 50 Milliarden Euro und einem operativen Ergebnisrückgang um 40 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro bemerkbar.

Porsche AG - Emblem - Logo - Fabrik in Stuttgart-Zuffenhausen
Luxussportwagen der Marke Porsche bringen auch in Corona-Zeiten höchste RenditeBild: Reuters/M. Rehle

Gut weg kam Porsche, wo der Umsatz mit 26,1 Milliarden Euro stabil blieb und das operative Ergebnis nur um 5 Prozent auf 4,0 Milliarden Euro sank.

Die leichten VW-Nutzfahrzeuge, Seat und der Lkw-Bauer MAN meldeten dagegen klare Verluste im laufenden Geschäft.

Die VW-Gemeinschaftsunternehmen im Kernmarkt China, deren operative Ergebnisse nicht in die Konzernbilanz einfließen, verdienten mit 3,6 Milliarden Euro etwa 800 Millionen Euro weniger.

Abgasaffäre kostete weitere 2;5 Milliarden Euro

Zur Bewältigung der Dieselkrise flossen 2020 weitere 2,5 Milliarden Euro aus dem Konzern ab. "Wir werden, was die Auszahlungen betrifft, das 2021 in etwa wieder sehen", sagte Witter. Es geht hierbei um Verpflichtungen etwa aus Prozessen und Vergleichen. 931 Millionen Euro kamen im vorigen Jahr als zusätzliche Ergebnisbelastung hinzu. Der Dieselskandal hat VW bislang bereits 32 Milliarden Euro gekostet. 

Die CO2-Ziele der EU verfehlte der Konzern im vorigen Jahr knapp - VW gab die Abweichung mit aktualisiert 0,8 Gramm an. Insgesamt konnten allerdings deutliche Einsparungen des Treibhausgases erzielt werden, der Ausstoß sank um gut ein Fünftel. Umweltschützer kritisieren die Berechnung und sehen Schlupflöcher - die reale Klimabilanz vieler Autobauer seit weiter deutlich schlechter als offiziell angegeben.

Der gesunkene Gewinn von Volkswagen hat 2020 auch das Gehalt von Konzernchef Diess etwas geschmälert. Der Topmanager erhielt - ohne Berücksichtigung von Rentenansprüchen - laut Vergütungsbericht rund 6,1 Millionen Euro, gut 900.000 Euro weniger als für das Vorjahr. Das lag vor allem an einer deutlich geringeren variablen Komponente, in die unter anderem die Entwicklung des zuletzt von der Corona-Krise getrübten Geschäftsergebnisses einfließt. Diese fiel um mehr als 2,2 Millionen Euro niedriger aus.

ul/hb (rtr, dpa)

Der Artikel wurde um 11.45 Uhr aktualisiert.