VW baut Elektro-Geländewagen in den USA
15. Januar 2019Andere deutsche Autobauer hatten auf ihre Teilnahme ohnehin verzichtet - BMW, Mercedes, Porsche, selbst die VW-Tochter Audi zeigt sich nicht auf der Detroit Motor Show in diesem Jahr. Nur Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess ist in die amerikanische Autostadt gereist, wo er eigentlich die US-Messe als Podium für große Neuigkeiten nutzen wollte: eine Allianz mit Ford, der Nummer zwei im US-Automarkt. Doch jetzt wurde die Pressekonferenz abgesagt.
Es gebe noch nicht ausreichend "Details", um vor die Presse zu treten, sagte ein Ford-Sprecher. Stattdessen wollen VW und Ford eine Telefonkonferenz abhalten. Dabei soll nach Angaben aus informierten Kreisen eine Partnerschaft beim Bau von Nutzfahrzeugen verkündet werden. Eigentlich war aber die Verkündung einer strategischen Allianz von VW und Ford bei der Elektromobilität und dem autonomen Fahren erwartet worden. Dazu sind gewaltige Investitionen nötig, damit die klassischen Autobauer mit den großen Konzernen des Silicon Valley konkurrieren können.
VW baut Werk in Tennessee aus
Herbert Diess nutzte die Messe jedoch für Ankündigungen in eigener Sache. Angesichts drohender US-Zölle auf Importwagen will der deutsche Autokonzern Elektroautos in den USA bauen: Die Wolfsburger stecken rund 700 Millionen Euro für die Fertigung der Stromer in ihr Werk in Chattanooga. 2022 soll dort mit dem Stadtgeländewagen ID Crozz das erste vollelektrische Modell auf Basis des VW-Elektrobaukastens vom Band rollen.
"Die Entscheidung, unsere US-Fertigung für Elektrofahrzeuge in Chattanooga anzusiedeln, ist ein wesentlicher Bestandteil der Wachstumsstrategie von Volkswagen in Nordamerika", sagte Diess. Lange hatte das Unternehmen offengelassen, ob es das Werk in Tennessee auf Elektrofahrzeuge umrüstet. Chattanooga gilt als vergleichsweise gering ausgelastet.
Davon abgesehen war zum Auftakt des Branchentreffens in Michigans alter Industriemetropole nicht viel los. Die Messe ist auf dem absteigenden Ast, Produktpräsentationen sind rar. Ab 2020 soll die Messe mit neuem Konzept in den Juni verschoben werden.
Marktforscher: US-Markt könnte einbrechen
Ein Grund für die schlechte Stimmung auf der Messe ist der schwelende Handelsstreit. Die deutschen Autokonzerne zittern vor einer Eskalation des Konflikts zwischen den USA und Europa. Präsident Donald Trump, der sein Land von Handelspartnern unfair behandelt sieht, droht mit hohen Sonderzöllen auf Importautos.
Die USA sind nach Angaben des deutschen Branchenverbands VDA nicht nur als Absatzmarkt, sondern auch als Produktionsstandort bedeutend. "2018 waren rund 118.000 Mitarbeiter in ihren Werken direkt beschäftigt, davon mehr als 80.000 bei unseren Zulieferern", sagt Klaus Bräunig, Geschäftsführer des VDA. Damit sei im Vergleich zum Vorjahr die US-Beschäftigung der deutschen Firmen um etwa 8000 Stellen gestiegen. Noch nicht eingerechnet sind die 1000 direkten neuen Arbeitsplätze und weitere Jobs bei Zulieferern, die durch den Ausbau des Werks in Chattanooga entstünden - die Zahlen teilte Volkswagen mit.
Die Zeit drängt: Derzeit läuft im Verfahren um mögliche Zollerhöhungen auf Autos und Zulieferteile beim US-Handelsministerium eine Frist bis zum 17. Februar. An diesem Tag sind die Augen der Branche auf US-Handelsminister Wilbur Ross gerichtet. Er soll eine Einschätzung vorlegen, ob der Import von Autos und Zulieferteilen die nationale Sicherheit beeinträchtigt. Danach hat Trump 90 Tage, um eine Zollentscheidung zu treffen.
Auch dem US-Markt könnten zusätzliche Zölle auf importierte Autos und Zulieferteile große Schwierigkeiten bereiten. Kommen weitere Einfuhrabgaben von 25 Prozent, wie derzeit vom US-Handelsministerium in Erwägung gezogen, dürfte der Absatz von Autos auf dem US-Markt stärker einbrechen als in einer Rezession, schätzt der US-Marktforscher Cox Automotive.
nob/wa (dpa, rtr)