Ermittlungen gegen Pötsch eingestellt
20. August 2020Ein weiteres juristisches Kapitel im Dieselabgasskandal wird geschlossen: Der Chef der VW-Holding Porsche SE, Hans Dieter Pötsch, muss auch in Stuttgart kein Gerichtsverfahren wegen Marktmanipulation mehr fürchten. Wie eine Sprecherin der Behörde mitteilte, hat die Staatsanwaltschaft entsprechende Ermittlungen gegen ihn und Ex-Volkswagen-Chef Matthias Müller im Zusammenhang mit dem Dieselskandal nach rund dreieinhalb Jahren eingestellt - im Fall von Pötsch gegen Zahlung von 1,5 Millionen Euro.
Das Verfahren drehte sich um den Verdacht, die finanziellen Konsequenzen der VW-Dieselaffäre für die Porsche Automobil Holding SE, kurz Porsche SE oder PSE, seien den Anlegern zu spät mitgeteilt worden. Die PSE weist die Vorwürfe als unbegründet zurück. Die Holding ist die Hauptaktionärin von VW. Auch Müller hatte mehrere Jahre ihrem Vorstand angehört.
Porsche-SE übernimmt Geldauflage
Vor drei Monaten war bereits das Strafverfahren gegen Pötsch und den aktuellen VW-Chef Herbert Diess am Landgericht Braunschweig vor Prozessbeginn per Geldauflage beendet worden. Pötsch ist zugleich Aufsichtsratschef bei VW. Neun Millionen Euro - 4,5 Millionen pro Person - hat Volkswagen überwiesen.
Auch im Stuttgarter Verfahren zahlt Pötsch die Geldauflage nicht selbst. Diesmal übernimmt die PSE die Rechnung. "Nach Einschätzung des Aufsichtsrats liegt die Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegen Herrn Pötsch im Interesse des Unternehmens", teilte ein PSE-Sprecher mit, da keine Anhaltspunkte für Pflichtverletzungen von Vorstandsmitgliedern der Porsche SE bestünden.
Winterkorn weiter im Fadenkreuz
Gegen den früheren VW- und PSE-Vorstandschef Martin Winterkorn ermitteln die Stuttgarter Staatsanwälte jedoch weiter, wie die Sprecherin der Behörde sagte. Auch bei ihm geht es um den Verdacht der Marktmanipulation. Winterkorn ist auch in Braunschweig weiterhin wegen dieses Vorwurfs angeklagt. Die Entscheidung, ob es zum Prozess kommt oder nicht, steht dort noch aus.
Abgeschlossen ist die Dieselaffäre für die Porsche SE mit dem Ende der strafrechtlichen Ermittlungen nicht. Die Holding sieht sich weiterhin mit einer Vielzahl von Klagen von Aktionären konfrontiert, die Schadenersatz in Höhe von zusammen rund 1,1 Milliarden Euro verlangen. Auch sie werfen der PSE vor, sie zu spät über die finanziellen Folgen des Dieselskandals informiert zu haben. Auch diese Vorwürfe weist die Holding zurück.
AR/ww (dpa, rtr)