Vorname: Hitler
23. Juli 2003In Brasilien können Kinder nahezu jedes Wort als Vornamen bekommen. Die einzige Bedingung: Das Wort muss schon mal gedruckt worden sein. Wo, ist ganz egal. Ist der Nachweis beispielsweise eine Postkarte aus Baden-Württemberg - darf sich ein Kind fortan mit dem Namen "Württemberg Araujo da Silva" schmücken.
Manchmal wählen Brasilianer ihre Vorbilder zu Namensgebern. "Elvis", "Goethe", "Rambo", "Mao-Tse-Tung" oder "Rummenigge" bekommen dann brasilianische Namensvetter. Zum Teil scheint es, als entstünden Vornamen auch einfach nach Lust und Laune. Das Ergebnis: Vornamen wie "Julia Yin Pin Lin" oder "Hale Bopp", nach dem Kometen, der 1997 zu sehen war.
Schluss mit Hitler ...
Leider kommt bei der Wahl auch schon mal ein "Hitler" oder "Himmler" heraus. "Mein Vater aus italienischer Familie mochte die Nazis", erzählt "Hitler Cazelle", ein freundlicher Mann aus Sao Paulo. Dank einer neuen Gesetzgebung müssen "Hitlers" und "Himmlers" ihren Namen wenigstens nicht mehr mit ins Grab nehmen. Ohne Angaben von Gründen kann man den Namen innerhalb eines halben Jahres wieder los werden.
... oder Hitler aus Bequemlichkeit?
Dafür braucht man allerdings einen Anwalt. Den können sich aber viele nicht leisten, denn die Massenarbeitslosigkeit trifft auch die Mittelschicht. Aber selbst diejenigen, die das Geld für den Anwalt erübrigen könnten, entscheiden sich zum Teil dafür, ihren unheilvollen Namen zu behalten. So der Polizeichef "Hitler Mussolini Pacheco" und der angesehene Richter "Hitler Cantalice".
"Hitler Cazelle" aus Sao Paulo meint: "Bei meinen erwachsenen Kindern stehe ich so in den Personalausweisen und in vielen anderen Dokumenten. Zu kompliziert, das alles wieder zu ändern. Meine Frau kennt mich nun schon mehr als 30 Jahre als Hitler - und will auch nicht, dass ich mich umbenenne."
Verleihnix gibt’s nicht
In Deutschland sieht das ganz anders aus: Seinen Vornamen kann man nur ändern, wenn es wichtige Gründe gibt. Und: Nicht jedes Wort kann Vorname werden. Darüber wachen die Standesbeamten. Sie weisen Vornamen zurück, die die allgemeine Sitte und Ordnung verletzten. Keine Chance haben Namen, die anstößig oder völlig unverständlich sind wie "Verleihnix" oder "Unit".
Nicht akzeptabel sind außerdem Namen, die Anlass zu Belästungen geben, die entwürdigend sind oder den Namensträger lächerlich machen. So wird man in deutschen Telefonbüchern vergeblich nach "Traktora", "Borussia" oder "Fürchtegott" suchen.