Vor Java und Sumatra drohen weitere Tsunamis
24. Dezember 2018Indonesien hat für die Suche nach weiteren Opfern und Überlebenden des Tsunamis Tausende Soldaten und Polizisten in die Katastrophengebiete an den Küsten der Inseln Java und Sumatra geschickt. Die Zahl der Toten stieg auf 373 - das bestätigte die Behörde für Katastrophenschutz. Sprecher Sutopo Nugroho rechnet damit, dass sie sich weiter erhöhen werde. Mehr als 1500 Menschen wurden durch die Flutwellen in der als Sundastraße bekannten Meerenge zwischen Java und Sumatra verletzt, weitere 128 galten als vermisst.
Auch Freiwillige von Organisationen wie dem Roten Kreuz und Ärzte ohne Grenzen halfen bei der Versorgung der Menschen in den besonders betroffenen Provinzen Lampung im Süden Sumatras und Banten auf Westjava mit. Die Regierung in Jakarta stellte zudem sieben Bagger und anderes schweres Gerät bereit, um die Rettungs- und Bergungsarbeiten zu beschleunigen.
Die indonesische Agentur für Meteorologie, Klimatologie und Geophysik (BMKG) bestätigte, dass eine Eruption des in der Sundastraße rund 50 Kilometer von der Küste entfernt gelegenen Vulkans Anak Krakatau den Tsunami indirekt ausgelöst habe. Eine vulkanische Erschütterung, die einem Erdbeben der Stärke 3,4 gleichkam, habe zu einem Teilkollaps des Kraters geführt, wobei Gesteinsmassen in das Meer gerutscht seien. Dies habe dann den Tsunami ausgelöst, erklärte die Chefin der Agentur, Dwikorita Karnawati. Der Experte Richard Teeuw von der Universität Portsmouth warnte, es gebe eine "hohe" Wahrscheinlichkeit für weitere Tsunamis, solange die derzeitige Aktivität des Vulkans anhalte. Denn diese könne zu weiteren Erdrutschen unter Wasser führen - die
Flutwarnung wurde um einen Tag bis Mittwoch verlängert.
Video zeigt den Tsunami bei Auftritt einer Rockband
Die Eruption ereignete sich am Abend des 22. Dezember um 21.03 Uhr Ortszeit (15.03 Uhr MEZ), 24 Minuten später sei der Tsunami auf Land getroffen. Es habe aber lediglich eine Warnung vor hoher Flut und nicht aber vor einem Tsunami, sagte eine Sprecherin der Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC). Daraufhin seien 5000 Menschen in der Provinz Lampung auf Sumatra in höher gelegene Gebiete gebracht worden. Sie sprach von Tsunami-Wellen mit einer Höhe von 30 bis 90 Zentimetern, die verstärkt durch die hohe Flut im Zuge des Vollmondes auf die Küsten getroffen seien. "Das klingt nicht nach viel (...) doch wir wissen, dass selbst knöchelhohes Wasser einen Erwachsenen umhauen kann".
Ein dramatisches, im Internet veröffentlichtes Video zeigt eine Wasserwand, die in ein Konzert der Popband Seventeen krachte, die Band von der Bühne schleuderte und sich ins Publikum ergoss. Frontmann Riefian Fajarsyah schrieb auf Instagram, dass der Bassist und der Road Manager der Band getötet worden seien und seine Frau vermisst werde.
Bislang keine Deutschen unter den Opfern
Ein örtlicher Regierungsvertreter sagte dem TV-Sender Metro TV, auf der Insel Sebesi, die dem Vulkan am nächsten liegt, sei die erste Welle zwischen zwei und drei Meter hoch gewesen. Ihr sei eine weitere, etwa vier Meter hohe Welle gefolgt.
Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hieß es am Montag, dass nach bisherigen Erkenntnissen weiterhin keine deutschen Staatsbürger unter den Opfern seien. Ein Sprecher des Touristikkonzerns Tui sagte, das Unternehmen habe in der Region überhaupt keine Gäste. Wichtigstes Ziel in Indonesien sei die Insel Bali. Auch von Alltours hieß es, dass sich keine Gäste in dem Tsunami-Gebiet befänden.
nob/rb (dpa,rtr)