Verzweifelter Hilferuf für Syrer in Not
26. Oktober 2013"Worte können kein Bild der grausamen Wirklichkeit in Syrien zeichnen", sagte Valerie Amos vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York. Die UN-Nothilfekoordinatorin verlangte von dem Gremium, "nachhaltigen Druck" auf die Bürgerkriegsparteien auszuüben, um die so dringend gebrauchte Hilfe ins Land zu lassen. Sie berichtete, dass wegen der Kämpfe zwischen mittlerweile rund 2000 bewaffneten Gruppen viele Wege für humanitäre Hilfe unpassierbar seien.
Außerdem dürften nur 15 internationale Hilfsgruppen in Syrien arbeiten, so Amos. Und auch die hätten Schwierigkeiten Visa zu bekommen. Immer wieder würden Helfer verschleppt und LKW mit Hilfsgütern entführt.
Zahllose Menschen stürben einen "stillen Tod", weil sie keine Medikamente mehr gegen Krankheiten wie Krebs oder Diabetes bekämen. "Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit", sagte die UN-Koordinatorin. Drei Wochen seien ohne Ergebnis verstrichen, seit der Sicherheitsrat die Bürgerkriegsparteien aufgefordert hat, bessere Zugangsbedingungen für humanitäre Hilfe zu schaffen. "Während wir hier verhandeln, sterben dort unnötigerweise Menschen."
Exodus aus Aleppo
Nach Angaben der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" hat aus der umkämpften Provinz Aleppo eine Massenflucht eingesetzt. Seit Beginn neuer Kämpfe und Luftangriffe Anfang Oktober seien rund 130.000 Bewohner geflohen. Das sei "fast die gesamte Zivilbevölkerung der Stadt Al Safira und der umliegenden Flüchtlingslager, in denen wir Hilfe leisten", teilte die Organisation in Paris mit. Insgesamt sind Schätzungen zufolge rund fünf Millionen Syrer in ihrem eigenen Land auf der Flucht. Sie kämen meist in Gebiete, in denen sich bereits viel Vertriebene aufhielten und "sehr wenige Hilfsorganisationen mit einer großen Notlage konfrontiert" seien, so Ärzte ohne Grenzen.
Vor wenigen Tagen bestätigte die Weltgesundheitsorganisation WHO, dass in der Provinz Deir al-Sor vermutlich die hochansteckende Kinderlähmung ausgebrochen sei. Zwei Proben seien positiv gewesen. Insgesamt würden 22 Patienten behandelt. Sollten sich die Verdachtsfälle endgültig bestätigen, seien in der Region rund 100-tausend Kinder unter fünf Jahren einem erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt, so ein WHO-Sprecher. Es müsste eigentlich schnell eine Impfkampagne gestartet werden, allerdings sei völlig unklar, wie eine solche Vorbeugemaßnahme in dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Land durchgeführt werden kann.
Anschlag auf Moschee
Bei einem Attentat in der Stadt Suk Wadi Barada 40 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Damaskus sind mindestens 40 Menschen getötet worden. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte waren unter den Opfern auch mehrere Kinder. Zahlreiche Menschen seien verletzt worden.
Die amtliche Nachrichtenagentur Sana berichtete, es sei eine Autobombe explodiert, als "Terroristen" vor einer Moschee Sprengstoff in einen Wagen geladen hätten. Als Terroristen bezeichnet die Regierung von Machthaber Baschar al-Assad alle Aufständischen. Weil keine ausländischen Berichterstatter in Syrien zugelassen sind, lassen sich Informationen aus dem Land so gut wie gar nicht überprüfen.
mak/sc (rtr, afp, ap, dpa, nyt)