Von Schlecker bis Stadler: Spektakuläre deutsche Wirtschaftsprozesse
Schmiergeld, Preisabsprachen, Manipulation: Jetzt muss sich Ex-Audi-Chef Rupert Stadler vor Gericht verantworten. Es ist bei weitem nicht die erste Strafprozess gegen große deutsche Unternehmen. Eine Auswahl.
Der Dieselskandal
Vor ziemlich genau fünf Jahren flog der Dieselskandal von Volkswagen in den USA auf. Jetzt steht ab Mittwoch mit Rupert Stadler erstmals ein Ex-Autoboss vor Gericht: Er war von 2007 bis 2018 Chef der Volkswagen-Tochter Audi und saß wegen Verdunkelungsgefahr bereits vier Monate in Untersuchungshaft. Der Prozess ist auf zwei Jahre angesetzt.
Die Schlecker-Pleite
Im Prozess um die Pleite der einst größten Drogeriemarktkette Europas werden die Kinder (Meike links, Lars rechts) des Firmengründers Anton Schlecker (Mitte) 2019 rechtskräftig zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt - unter anderem wegen Insolvenzverschleppung. Sie hatten sich kurz vor der Pleite noch Gewinne in Millionenhöhe ausgezahlt. Anton Schlecker selbst kam auf Bewährung frei.
Der Siemens-Sumpf
Der milliardenschwere Schmiergeldskandal bei Siemens war im November 2006 mit einer Razzia der Münchner Staatsanwaltschaft ins Rollen gekommen. Über Jahre hinweg sollen insgesamt 1,3 Milliarden Euro in schwarze Kassen geflossen sein, um lukrative Auslandsaufträge an Land zu ziehen. Den Elektrokonzern kostete die Aufarbeitung des Skandals 2,5 Milliarden Euro, etliche Beteiligte verloren ihren Job.
Das MAN-Desaster
Der Hersteller von Nutzfahrzeugen gerät 2009 ins Visier von Korruptionsermittlern. Am Ende zwingt der Skandal fast die gesamte Führungsriege zur Aufgabe, der Konzern zahlt ein Bußgeld von 150 Millionen Euro. Im Geschäft mit Lastwagen und Bussen etwa wurden im In- und Ausland Bestechungsgelder gezahlt, um den Verkauf anzukurbeln.
Die Mannesmann-Übernahme
Einer der spektakulärsten Wirtschaftsprozesse in Deutschland geht 2006 ohne Urteil zu Ende. Die wegen schwerer Untreue oder Beihilfe dazu angeklagten Manager und Gewerkschafter müssen insgesamt 5,8 Millionen Euro zahlen und gelten nun als unschuldig. Im Zentrum des Prozesses standen Millionenabfindungen bei der Übernahme von Mannesmann durch den britischen Mobilfunkkonzern Vodafone im Jahr 2000.
Das Flowtex-Schneeballsystem
Die Firma aus Ettlingen hatte in den 1990er Jahren mehr als 3000 Horizontalbohrmaschinen für den unterirdischen Leitungsbau verkauft, die zumeist nur auf dem Papier existierten. Das Schneeballsystem flog im Jahr 2000 auf. Folgen waren ein Insolvenzverfahren mit Gläubiger-Forderungen von 1,2 Milliarden Euro, mehr als 120 Ermittlungsverfahren und eine Serie von Straf- und Zivilprozessen.
Der Kirch-Breuer-Streit
Der Bundesgerichtshof beendet 2019 die juristische Dauerfehde zwischen dem Medienunternehmen von Leo Kirch und Verantwortlichen der Deutschen Bank mit der Bestätigung von Freisprüchen. Kirch hatte 2002 Insolvenz anmelden müssen und machte dafür eine Aussage von Bankchef Rolf Breuer (rechts) verantwortlich. Dieser hatte in einem TV-Interview die Kreditwürdigkeit Kirchs in Zweifel gezogen.