Von diesen Kulturschaffenden nahmen wir 2019 Abschied
Karl Lagerfeld, Toni Morrison oder Doris Day - sie und viele andere haben die öffentliche Bühne dieses Jahr für immer verlassen. Ein Rückblick in Bildern.
Rosamunde Pilcher († 6. Februar, 94 Jahre)
Fragte man sie nach ihrem Erfolgsgeheimnis, so antwortete Pilcher: "Ich schreibe leichte Lektüre für intelligente Damen." Besonders beliebt war sie beim deutschen Publikum. Das ZDF verfilmte über 100 ihrer romantischen Liebesgeschichten, die sie im pittoresken Cornwall ansiedelte. Auch Margaret Thatcher und die Queen waren Fans. Insgesamt verkaufte Rosamunde Pilcher über 60 Millionen Bücher.
Tomi Ungerer († 9. Februar, 87 Jahre)
Berühmt wurde Ungerer mit seinen Bilderbüchern für Kinder, wie dem "Mondmann". Später brachte er deftige Karikaturen und pornografische Satiren für Erwachsene heraus. In den USA zeichnete Ungerer auch Filmplakate, u.a. für Stanley Kubricks "Dr. Seltsam". Tomi Ungerer, der aus dem Elsass stammte, war überzeugter Europäer und setzte sich intensiv für die deutsch-französische Freundschaft ein.
Bruno Ganz († 16. Februar, 77 Jahre)
Ganz galt im deutschsprachigen Raum als einer des besten seines Fachs, spielte in rund 100 Filmen und zahlreichen Theaterinszenierungen mit. Seine wohl schwierigste Rolle war die des Adolf Hitler in "Der Untergang", für die es viel Anerkennung gab. Ebenso glänzte er in Wim Wenders' "Der Himmel über Berlin". Für sein Spiel in "Die Ewigkeit und ein Tag" erhielt er 1998 die Goldene Palme in Cannes.
Karl Lagerfeld († 19. Februar, 85 Jahre)
Er kreierte Mode und Accessoires für die renommiertesten Modehäuser der Welt - darunter Fendi oder Chloé. Aber besonders Chanel ist untrennbar mit seinem Namen verbunden. Knapp 40 Jahre lang entwarf Lagerfeld als Chefdesigner die Kollektionen des französischen Modeunternehmens. Legendär sind auch seine Auftritte mit Katze Choupette, seine unverblümten Äußerungen und sein unverwechselbarer Look.
Agnès Varda († 29. März, 90 Jahre)
Sie stand lange im Schatten ihrer Kollegen Godard oder Truffaut. Dabei ist Agnès Varda die eigentliche Begründerin der Nouvelle Vague: Schon in ihrem Filmdebüt "La Pointe Courte" (1955) waren die Merkmale des Genres angelegt. 2017 erhielt sie den Oscar für ihr Lebenswerk. Erst 2019 brachte die Filmemacherin mit "Varda par Agnès" ihre filmische Autobiografie heraus - gewohnt klug und ironisch.
Hannelore Elsner († 21. April, 76 Jahre)
Von 1994 bis 2006 war Hannelore Elsner in der TV-Serie "Die Kommissarin" zu sehen. Erst mit Ende 50 stieg sie zu einer der größten Charakterdarstellerinnen Deutschlands auf. In preisgekrönten Kinodramen wie "Die Unberührbare" (Bild) oder "Kirschblüten - Hanami" zeigte sie, was in ihr steckt. Jenseits des Filmsets engagierte sich Elsner im Kampf gegen das Vergessen des Holocaust.
Michael Wolf († 24. April, 64 Jahre)
Massenkonsum, Privatsphäre und Bevölkerungsdichte - diese Themen ziehen sich wie ein roter Faden durch Wolfs fotografisches Œuvre. Megastädte wie Tokio, Chicago oder Hongkong, wo Wolf ab 1994 lebte, waren seine Inspirationsquelle. Wolfs Arbeiten über die Lebensbedingungen in Metropolen erschienen in über 30 Fotobänden und sind u.a. im MoMA zu sehen. 2005 erhielt er den World Press Photo-Award.
Doris Day († 13. Mai, 97 Jahre)
Kritiker warfen Doris Day ihr Image als biedere Sauberfrau vor. Dabei hatte sie viele Talente. Als Sängerin verkaufte sie zig Millionen Platten und bewies etwa in Hitchcocks "Der Mann, der zuviel wusste" (1956), dass sie mehr als die züchtige Ehefrau drauf hatte. "Bettgeflüster" (Bild) brachte ihr eine Oscarnominierung ein. 1968 beendete Doris Day ihre Karriere und engagierte sich im Tierschutz.
Ieoh Ming Pei († 16. Mai, 102 Jahre)
Der Umgang mit simplen geometrischen Formen und das Spiel mit Licht waren typische Merkmale der Arbeit des chinesisch-amerikanischen Architekten. Mit der gläsernen Louvre-Pyramide vollendete Pei sein schwierigstes Werk. In Deutschland erweiterte er das Deutsche Historische Museum in Berlin und verband auch hier gelungen alte mit moderner Baukunst. 1983 erhielt Pei den renommierten Pritzker-Preis.
Judith Kerr († 22. Mai, 95 Jahre)
Kerr war neun Jahre alt, als sie mit ihrer Familie vor den Nazis nach London floh. Die Flucht, die für sie eher wie ein großes Abenteuer war, schilderte sie später in ihrem Jugendroman "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" (1971) - ein Klassiker der Emigrantenliteratur. Bis ins hohe Alter saß Kerr am Zeichentisch, schrieb und gestaltete über 20 Kinderbücher - darunter auch den Kater Mog.
Guillermo Mordillo († 29. Juni, 86 Jahre)
Ohne jegliche Französischkenntnisse zog Mordillo 1963 von Argentinien nach Paris. Damit erklärte er später, dass seine Figuren stets wortlos blieben: Seine typischen Figuren mit Knollennase kennen keine sprachlichen Grenzen und werden dadurch überall verstanden. Mordillo zählt zu den bekanntesten Comiczeichnern der Welt und erhielt für seine herausragende Leistung zahlreiche Auszeichnungen.
Artur Brauner († 7. Juli, 100 Jahre)
Artur Brauner verlor zahlreiche Verwandte im Holocaust. Trotzdem zog es den gebürtigen Polen nach Kriegsende nach Berlin, wo er sich mit den CCC-Studios sein eigenes Filmimperium aufbaute. "Winnetou", "Die Ratten", aber vor allem Stoffe, die an den Holocaust erinnerten, produzierte Brauner. Für "Der Hitlerjunge Salomon" gab es einen Golden Globe, für "Der Garten der Finzi Contini" den Oscar.
Agnès Heller († 19. Juli, 90 Jahre)
Heller studierte zunächst Physik und Chemie und wechselte nach einem Vortrag des Philosophen Georg Lukács zur Philosophie. In den 70ern emigrierte sie und erhielt 1986 die Hannah-Arendt-Professur an der New Yorker "New School for Social Research". Agnès Heller überlebte den Holocaust nur knapp. Bis zuletzt übte sie scharfe Kritik an Ungarns Präsidenten Orbán und kämpfte gegen Nationalismen.
Jesper Juul († 25. Juli, 71 Jahre)
Seine Erziehungsratgeber, die Titel wie "Nein aus Liebe" oder "Elterncoaching: Gelassen erziehen" tragen, wurden fast alle zu Bestsellern. Jesper Juul brach mit dem Glaubenssatz, dass sich Kinder ihren Eltern unterordnen müssten und trat für eine Balance zwischen Grenzen und Freiheiten ein. Juul, der aus Dänemark stammte, gründete außerdem zwei Institute für Familientherapie und Elternberatung.
Toni Morrison († 5. August, 88 Jahre)
Mit ihren Werken, in denen sie den Rassismus in den USA anklagte, wurde Toni Morrison zum "Gewissen Amerikas". Die Nobelpreis-Jury lobte ihre "visionäre Kraft" und verlieh ihr 1993 als erster Afroamerikanerin den Literaturnobelpreis. Erfolgsromane wie "Sula", "Teerbaby" oder "Paradies" verkauften sich millionenfach. Für den Sklavenroman "Menschenkind" erhielt Toni Morrison 1988 den Pulitzer-Preis.
Peter Lindbergh († 3. September, 74 Jahre)
Lindbergh beschritt neue Wege in der Modefotografie: Models waren für ihn nicht etwa bloß "Kleiderständer"; vielmehr rückte er sie mit seinen natürlichen Schwarz-Weiß-Arbeiten als Individuen in den Vordergrund und stellte von der Modeindustrie vorgegebene Schönheitsideale infrage. Claudia Schiffer, Naomi Campbell oder Kate Moss halfen Lindberghs Fotos beim Aufstieg in die Liga der Supermodels.
Robert Frank († 9. September, 94 Jahre)
Mit seinem spontanen und unverstellten Stil galt der gebürtige Schweizer als Wegweiser der realen Dokumentarfotografie. Auf den "American Dream" antwortete er mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die die teils raue Lebensrealität der USA zeigen - körnig, ohne Filter, roh und nah. Neben Fotos machte Robert Frank rund 30 Filme: alle unabhängig und ohne Budget. Er gilt daher als Pionier des Independent-Kinos.
Luigi Colani († 16. September, 91 Jahre)
Mit seinen geschwungenen Fernsehern und Stühlen sowie futuristischen Gefährten wurde Colani in den 1970ern zum Popstar des Designs. Verkaufsrenner waren v.a. seine Brillen und die ergonomisch geformte Spiegelreflexkamera Canon T90. Von sich selbst behauptete der Visionär, in keine Zeit gepasst zu haben und beschimpfte seine Kollegen als erzkonservativ. Luigi Colani war bis ins hohe Alter kreativ.
Karel Gott († 1. Oktober, 80 Jahre)
Kaum einer stand so lange auf der Bühne wie Karel Gott. Allein in Deutschland veröffentlichte er an die 900 Lieder, verkaufte weltweit rund 30 Millionen Tonträger. Die Deutschen feierten ihn als die "goldene Stimme aus Prag" und "Sinatra des Ostens". Sein Lied von der "kleinen, frechen, schlauen Biene Maja", der Titelsong der Fernsehserie "Die Biene Maja", ist bis heute ein Hit bei Jung und Alt.