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Vielfältige Theaterlandschaft Deutschland

Anastasia Boutsko

"Ich glaube an die Unsterblichkeit des Theaters", sagte der berühmte deutsche Theaterregisseur Max Reinhard. Die deutsche Theaterszene wird als "Theaterparadies Europas" bezeichnet. Für diese Einschätzung spricht vieles.

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Szene aus Woyzeck am Hamburger Thalia-Theater
Szene aus "Woyzeck" am Hamburger Thalia-TheaterBild: AP

"Das Theater ist der seligste Schlupfwinkel für diejenigen, die ihre Kindheit heimlich in die Tasche gesteckt und sich damit auf und davon gemacht haben, um bis an ihr Lebensende weiterzuspielen", so das Zitat von Max Reinhard weiter.

Das Berliner Ensemble
Das Berliner EnsembleBild: PA/dpa

Es gibt wohl nirgendwo so viele Häuser in öffentlicher Hand wie im "Theaterparadies Deutschland": Rund 150 Theater werden mit staatlichen Mitteln unterstützt. Ein Drittel davon sind klassische "Dreispartenhäuser", also Musik-, Tanz- und Sprechtheater unter einem Dach.

Millionen Besucher

Daneben gibt es in Deutschland etwa 280 Privattheater jeglicher Größe, künstlerischer Ausrichtung, Provenienz und Tradition. Rund 35 Millionen Zuschauer aller Altersgruppen besuchen Jahr für Jahr fast 110.000 Theateraufführungen und 7000 Konzerte.

Als wohl das kleinste Theater Deutschlands gilt das "Theader" im Kurphälzischen Freinsheim: Die Bühne bietet Platz für gerade mal vier Schauspieler, in die Mini-Halle passen 20 Zuschauer. Zu den größten Häusern des Landes zählen das Deutsche Theater in Berlin mit seinen 1600 Sitzplätzen und über 300 Vorstellungen pro Jahr oder die Bayrische Staatsoper.

Katharina und Eva Wagner, Leiterinnen des Festspielhauses in Bayreuth
Katharina und Eva Wagner, Leiterinnen des Festspielhauses in BayreuthBild: AP

Darüber hinaus gibt es etwa 40 Festspiele, rund 150 Theater- und Spielstätten ohne festes Ensemble und um die 100 Tournee- und Gastspielbühnen ohne festes Haus, sowie eine kaum unübersehbare Anzahl freier Gruppen.

Fürstenhäuser und Bildungsbürger

Seine einmalig vielfältige Theaterlandschaft hat Deutschland weitgehend seiner Geschichte zu verdanken: Erst waren es die zahlreichen Fürstenhäuser, die ein Hoftheater als "Statussymbol" führten, danach sah das Bildungsbürgertum im Theater ein Identifikationsmittel.

Stücke wie Goethes "Faust" oder Büchners "Woyzeck" machten das deutsche Theater zum Mittelpunkt des geistigen Lebens des Volkes. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es nur 16 Stadttheater in kommunaler Verantwortung, dafür 360 Privattheater.

Von der Geschichte gebeutelt

Die Zeit des Nationalsozialismus hat die deutsche Theaterlandschaft schwer gezeichnet. Viele Regisseure, Dramatiker und Schauspieler - darunter Max Reinhardt oder Bertolt Brecht - mussten vor den Nazis fliehen.

Verleihung des Deutschen Theaterpreises "Der Faust" 2007
Verleihung des Deutschen Theaterpreises "Der Faust" 2007Bild: picture-alliance/ dpa

Eine erneute Herausforderung stellte die Wiedervereinigung Deutschlands: besonders spürbar waren ihre Folgen in Berlin. Viele - insbesondere ostdeutsche - Häuser, mussten ums Überleben kämpfen oder schließen.

Neue Preise, große Ehren

Seit 2007 hat die deutsche Theaterwelt ihren "Oscar": "Der Faust" wird in neun Kategorien verliehen, darunter für die besten Darsteller und die beste Inszenierung. Das "Theater des Jahres" ist ein weiteres wichtiges Barometer des deutschen Theaterlebens. Der begehrte Titel wird von der Zeitschrift Theater heute jährlich verliehen. Theater des Jahres 2007 ist das Hamburger Thalia Theater.