Vom Lehrling zum Chef der Deutschen Bank
8. April 2018Erstmals seit dem früheren Bankchef Rolf Breuer sitzt mit Christian Sewing wieder ein Manager in der Topetage der Frankfurter Zwillingstürme, der das Geldhaus von Beginn seiner Karriere an kennt. Bis auf ein zweijähriges Intermezzo bei der Deutschen Genossenschafts-Hypothekenbank verbrachte Sewing sein Berufsleben bei der Deutschen Bank. Von der Ausbildung als Bankkaufmann über ein berufsbegleitendes Studium an der Bankakademie in Bielefeld und Hamburg führte ihn sein Weg bis in das oberste Führungsgremium.
Seit 2015 sitzt der Manager im Vorstand des Instituts. Im vergangenen März wurde er ebenso wie Marcus Schenck, der das Investmentbanking verantwortet, zum stellvertretenden Vorstandschef befördert. Erfahrungen im Ausland sammelte der begeisterte Tennisspieler unter anderem in Singapur, Toronto, Tokio und London. Sewing arbeitete im Risikomanagement und kennt daher auch das Investmentbanking - aktuell das Sorgenkind des Konzerns. Gemeinsam mit Postbank-Chef Frank Strauß verantwortet Sewing auch die Integration der Bonner Tochter in das Privat- und Firmenkundengeschäft des Konzerns, nachdem ein ursprünglich geplanter Verkauf im vergangenen Jahr kassiert worden war.
Nicht erste Wahl?
Dabei schreckt der gebürtige Westfale nicht vor harten Einschnitten zurück. Die endgültigen Zahlen stehen zwar noch aus, aber ohne Stellenabbau wird es nicht gehen, das hat Sewing bereits klar gemacht. Neben dem Firmen- und Privatkundengeschäft zählt zu seinem bisherigen Bereich auch das lukrative Geschäft mit Vermögenden (Wealth Management). Der Fan des Bundesliga-Serienmeisters Bayern München wohnt unter der Woche in Frankfurt und pendelt am Wochenende zu seiner Familie, die derzeit in Osnabrück lebt.
Einige Großaktionäre hatten an einer internen Lösung immer wieder Zweifel geäußert, das Duo aus Sewing und Schenck sei noch nicht reif für den Chefsessel. Trotz dieser Bedenken schaffte es Sewing auf den ersten Platz der Kandidatenliste von Aufsichtsratschef Paul Achleitner. Denn der Westfale sei bei der Umsetzung seiner Aufgaben gut vorangekommen, wie beispielsweise der Schließung von Deutsche-Bank-Filialen und der Integration der Postbank.
Nach drei Verlustjahren in Folge muss der neue Mann an der Spitze zahlreiche Baustellen in Angriff nehmen, wie etwa das schwächelnde Investmentbanking in den Griff zu bekommen und die Postbank weiter in den Gesamtkonzern zu integrieren. Er erbt von Cryan eine verunsicherte Bank, deren Mitarbeiter und Aktionäre verlustreiche Jahre und mehrere Strategiewechsel hinter sich haben. Im Vergleich zur Konkurrenz steht die einstige Vorzeigebank in vielen Bereichen schwächer da als vor der Finanzkrise.
hb/rb (dpa/rtr)