Vom kleinen Bus zum Massenevent
2010 nahm die Geschichte der Loveparade ein trauriges Ende. Dabei hatte alles nur mit "Friede, Freude, Eierkuchen" und 150 Partylustigen begonnen. Ein Rückblick.
Ein DJ, 3 Autos, 150 Feiernde
Am Anfang waren vier DJs, die Lust auf eine friedliche Party auf den Berliner Straßen hatten: Matthias Roeingh, besser bekannt als Dr. Motte, meldete 1989 die erste Loveparade an. Es sollte eine Demo für Frieden werden. Mit 150 weiteren Technomusikbegeisterten und drei Autos zog er über den Berliner Ku'Damm. Das Motto der Demo: "Friede, Freude, Eierkuchen".
Ganz Europa von der Liebe angesteckt
Innerhalb kurzer Zeit entwickelte sich die Veranstaltung von einem Szenetreff zu einem der größten musikalischen Events in ganz Europa. Die Teilnehmerzahlen stiegen rasant und immer mehr Veranstalter wollten sich mit einem Wagen, auch "Lovemobil" oder "Float" genannt, beteiligen.
Ins Herz der Hauptstadt
Nachdem sich 1995 knapp eine halbe Million Menschen am ursprünglichen Veranstaltungsort in Ekstase tanzten, wurde es dort bald zu eng. Im folgenden Jahr fand der Umzug auf der Straße des 17. Juni im Herzen Berlins statt. Siegessäule, Brandenburger Tor und Tiergarten boten die perfekte Kulisse für das Megaevent. Die Beliebtheit stieg weiter an - sowohl bei Ravern als auch bei anderen Feierlustigen.
Mehr Stress als Liebe
Doch mit ihnen kamen auch der Ärger und der Dreck. Immer mehr Berliner beschwerten sich. Vor allem im Tiergarten sammelten sich riesige Müllberge an. Die Kosten für Entsorgung, Reinigung und die Sicherheitskräfte trug der Staat, da die Veranstaltung noch immer als politische Demonstration angemeldet und bewilligt wurde.
Zu viel Kommerz
Ein Skandal - befanden viele angesichts der offensichtlichen Kommerzialisierung der Riesenparty. Mit Lizenzen, Werbung und dem Verkauf von Fanartikeln machten die Veranstalter viel Geld. Schon bald distanzierten sich Anhänger der Techno-Szene von der Loveparade. Gegenbewegungen entstanden, darunter auch die bis 2014 jährlich stattfindende Fuckparade (siehe Foto).
Keine politische Aussage
Im Jahr 2001 wurde der Loveparade dann auch vom Bundesverfassungsgericht das Demonstrationsrecht aberkannt. Eine klare politische Aussage fehlte. Die sei jedoch dringend nötig für eine Demonstration. Da die Veranstalter die Kosten für Reinigung und Sicherheit zunächst nicht tragen wollten, fiel die Loveparade 2004 und 2005 aus.
Die Liebe ist wieder da
Unter dem Motto "The Love is back" wurde dann 2006 mit über einer Million Besuchern eine der bis dahin größten Loveparades gefeiert. Aber es sollte auch die letzte in der deutschen Hauptstadt werden. Im selben Jahr übernahm der Fitnessstudiobetreiber Rainer Schaller die Geschäftsleitung des Unternehmens, das die Loveparade ausrichtete. Sein Plan: Die Loveparade ins Ruhrgebiet bringen.
Besucherrekorde in der Ruhrmetropole
Mit über einer Million Besucher 2007 in Essen und angeblich 1,6 Millionen im Jahr 2008 in Dortmund feierte die Loveparade sich nach ihrem Umzug auch im Westen Deutschlands. Die Besucherzahlen wurden jedoch von vielen Seiten stark bezweifelt. Man vermutet, dass sie für Marketingzwecke viel zu hoch eingeschätzt wurden.
Bochum will keine Loveparade
Berauscht von den gelungenen Veranstaltungen in Essen und Dortmund, wollte man im Jahr 2009 die Parade der Liebe nach Bochum bringen. Sicherheitsbedenken von Seiten der Stadt verhinderten das jedoch. 2009 musste die Megaparty deswegen ausfallen. Die Entscheidung wurde von vielen Seiten kritisiert.
Das schreckliche Ende
Umso größer sollte die Loveparade dann im Jahr 2010 in Duisburg zurückkehren. Es war das Jahr der Europäischen Kulturhauptstadt, man erwartete über eine Million Besucher. Doch die Party endete in einer Tragödie. Bei einer Massenpanik im engen Eingangsbereich starben 21 Menschen. 500 weitere Menschen wurden bei dem Gedränge im Tunnel verletzt.
Nie wieder Loveparade
Schon am gleichen Tag verkündete der Veranstalter, dass es keine weiteren Loveparades mehr geben wird. Bis heute ist nicht geklärt, wer schuld ist an den schrecklichen Ereignissen. Am 24.7.2015 gedenkt nicht nur die Stadt Duisburg, sondern ganz Deutschland der Opfer.