40 Jahre Greenpeace
15. September 2011Alles begann am 15. September 1971. Eine kleine Gruppe Friedensaktivisten startet vom kanadischen Vancouver mit einem kleinen Boot Richtung Aleuten-Inseln. Vor der Küste Alaskas wollen sie einen Atomtest der USA verhindern. Ihrer Expedition geben sie den Namen Greenpeace, der "grün" und "Frieden" verbindet. Die bunt gemischte Truppe schafft den weiten Weg zwar nicht, doch ihre ungewöhnliche Aktion macht die Naturschutzgruppe berühmt.
Gewaltloser Kampf
Es ist ein Kampf wie David gegen Goliath. Mit einfachsten Mitteln kämpft Greenpeace gegen die weltweite Umweltzerstörung, gegen die Abholzung der Regenwälder, den Walfischfang, Umweltgifte, den Klimawandel und die atomare Gefahr. Die medienwirksamen Aktionen zeigen ihre Wirkung.
Vor allem das brutale Vorgehen der Gegner löst immer wieder Empörung und Entsetzen aus. Weltweit bekannt wurde Greenpeace durch einen Bombenanschlag des französischen Geheimdienstes. Am 10. Juli 1985 befestigten französische Taucher eine Bombe am Rumpf des Greenpeace-Schiffs "Rainbow Warrier", das gegen die französischen Atomtests im Pazifik im Einsatz war. Dabei wurde der portugiesische Greenpeace-Fotograf Fernando Pereira getötet.
Medienwirksame Aktionen
Frechheit, Überraschungseffekte sowie leicht verständliche Bilder und Symbole sind Markenzeichen der Proteste und Kampagnen von Greenpeace geworden. Schornsteine von Chemiefabriken, Kohle und Atomkraftwerken werden besetzt und dort Transparente entrollt, die auf die Gefahren hinweisen. Schiffe werden mit Schlauchbooten vor laufenden Kameras am Walfischfang oder an der Giftmüllverkappung behindert. Spektakulär war auch die Besetzung der Shell Bohrinsel "Brent Spar" 1995. Greenpeace demonstrierte gegen deren Versenkung in der Nordsee und rief Autofahrer zum Tankstellenboykott auf. Mit diesen eindruckvollen Aktionen erregt Greenpeace Aufmerksamkeit und bewirkt ein Umdenken bei Bürgern, Politikern und Konzernen.
Geachtete Expertenstimme
Greenpeace, früher ein loses Netzwerk von Umweltaktivisten, ist inzwischen eine international agierende Umweltschutzorganisation. Greenpeace International hat seinen Hauptsitz in Amsterdam und 40 Mitgliedsverbände auf allen Kontinenten. Bei den Vereinten Nationen hat Greenpeace Beobachterstatus, der unabhängige Rat der Umweltexperten ist inzwischen auch bei Klima- und Umweltkonferenzen gefragt. Greenpeace zählt mittlerweile zu den international anerkannten Akteuren. Kaum ein Konzern und kaum ein Politiker kann sich heute leisten, die Organisation zu ignorieren.
Millionen Spender sichern Unabhängigkeit
Finanziert wird die Organisation allein von Spenden. Gelder aus der Industrie und von der Politik nimmt Greenpeace nicht - auch deshalb ist ihre Glaubwürdigkeit so groß. 2010 sammelte die internationale Organisation weltweit 230 Millionen Euro ein. Finanzstärkster Mitgliedsverband ist mit über 500.000 Fördermitgliedern Deutschland, der rund ein Fünftel der Gesamterträge erwirtschaftet. In Deutschland werden damit über 150 Vollzeitstellen finanziert.
Es geht auch anders
Typisch ist für Greenpeace das Aufzeigen von Alternativen. So listet Greenpeace auf, mit welchen Maßnahmen der globale Klimawandel abzubremsen ist. Und mit wissenschaftlichen Studien zeigt es die Strategien für den Umstieg auf Erneuerbare Energien auf. Dass es in vielen Bereichen auch anders geht, zeigen handfeste Demonstrationsobjekte. So bauten Ingenieure z.B. im Auftrag von Greenpeace ein normales Auto mit einfachen Maßnahmen zu einem klimafreundlichen Spritsparmodell um. Auch solche Fakten wirken und setzen Politik und Industrie unter Druck.
Wächter der Verbraucherinteressen
Einen hohen Stellenwert hat auch der Verbraucherschutz. Greenpeace warnt vor Giften in Spielzeugen und Lebensmitteln, führt eigene Analysen durch und klärt mit Ratgebern die Bürger auf. Verbraucher, Lebensmittelkonzerne und Bauern nehmen die Warnungen inzwischen sehr ernst. So wurde aufgrund der Greenpeacekampagnen die Pestizidbelastung in europäischen Lebensmitteln erheblich gesenkt und gentechnisch veränderte Lebensmittel führen die europäischen Supermärkte weiterhin nicht.
Lobby für die Umwelt
Zum Alltagsgeschäft der Umweltprofis gehört heute der Lobbyismus. So versuchen z.B. die 16 Greenpeaceangestellten in Brüssel auf die EU-Umweltpolitik Einfluss zu nehmen. Im Vergleich zur mächtigen Lobby der Auto-, Chemie-, Kohle- und Atomindustrie mit mehreren tausend Mitarbeitern passt aber auch bei Greenpeace in Brüssel weiterhin das alte Bild. Trotz beachtlicher Erfolge ist und bleibt es ein Kampf mit sehr ungleichen Mitteln. Wie vor 40 Jahren, noch immer der Kampf David gegen Goliath.
Autor. Gero Rueter
Redaktion: Helle Jeppesen