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Volkswagen will wendiger werden

13. April 2018

Neue Führungsämter, neue Strukturen: Europas größter Autobauer Volkswagen verpasst sich einen grundlegenden Umbau. Der neue Chef Diess soll den Wandel vorantreiben.

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Herbert Diess Markenvorstand von Volkswagen bei der NAIAS
Bild: picture-alliance/dpa/U. Deck

Als neuer Konzernchef bei Volkswagen will Herbert Diess den größten Autobauer der Welt zu einem integrierten Mobilitätsanbieter umkrempeln. Das Unternehmen müsse Tempo aufnehmen und deutliche Akzente bei Elektromobilität, Digitalisierung von Fahrzeugen und Verkehr sowie mit neuen Dienstleistungen setzen, sagte der Manager.

"Es geht um eine Weiterentwicklung und keine Revolution", sagte Diess am Freitag in Wolfsburg. Das Management wolle künftig schneller entscheiden. Er wolle "auf einen losen Verband von Schiffen" setzen statt auf einen Tanker, beschrieb Diess seine Idee. "Unser Ziel ist, Volkswagen in Ertragsstärke, Innovationskraft und Nachhaltigkeit zu einem der führenden in der Industrie zu machen", so Diess.

Neue Struktur

Am Vorabend hatte der VW-Aufsichtsrat nach einer Sitzung bekanntgegeben, dass der bisherige Leiter der Kernmarke VW Pkw die Führung des gesamten Konzerns übernehmen soll und mit sofortiger Wirkung den bisherigen Vorstandschef Matthias Müller ablöst.

Zudem beschloss das Gremium einen neue Konzernstruktur. Die acht Pkw-Marken werden in drei Gruppen gebündelt: Volumen (VW samt Transportern, Seat und Skoda), Premium (Audi) und Superpremium (Porsche, Bentley, Bugatti und Lamborghini). Die Nutzfahrzeugmarken MAN und Scania werden für einen Börsengang vorbereitet.

Die Chefs der Markengruppen - Diess für Volumen, Audi-Chef Rupert Stadler für Premium und Porsche-Chef Oliver Blume für die Superpremiumgruppe - werden zugleich Konzernressorts führen. Diess übernimmt auch Forschung und Entwicklung, er wird durch einen operativen Chef für das Tagesgeschäft der Marke VW unterstützt. Dieser Posten soll in naher Zukunft besetzt werden. Stadler wird Konzernvertriebschef, Blume die Produktion auf Konzernebene steuern.

Laut Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch soll die Neuordnung die Entscheidungen bei dem riesigen Autokonzern beschleunigen und Strukturen verschlanken.

Unterstützung der Arbeitnehmerseite

Der mächtige Betriebsratschef Bernd Osterloh, der im Rahmen des Sparprogramms "Zukunftspakt" noch Kritik an Diess geäußert hatte, kündigte in einem Brief an die Belegschaft die volle Unterstützung der Arbeitnehmerseite an.

Diess' Vorgänger Matthias Müller wandte sich in einem Brief ebenfalls an die Mitarbeiter und wünschte seinem Nachfolger "viel Erfolg und das nötige Glück".

Müller hatte Volkswagen nach dem Sturz seines Vorgängers Martin Winterkorn über den Dieselskandal im September 2015 aus der Krise geführt.

Deutschland VW Herbert Diess und Matthias Müller
Konzernchef Herbert Diess (l.) und sein Vorgänger Matthias MüllerBild: imago/IPON/S. Boness

"Wir haben die Dieselkrise in weiten Teilen hinter uns gelassen", sagte Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch. "Volkswagen ist operativ und strategisch robuster als jemals zuvor." Das sei nicht zuletzt auch Müllers Verdienst.

Und Dieselgate?

Über den neuen Konzernchef sagte Aufsichtsratschef Pötsch, Diess habe "bei der Marke Volkswagen erfolgreich bewiesen, mit welchem Tempo und welcher Konsequenz er tiefgreifende Transformationsprozesse umsetzen kann." Daher sei er für das Amt des Konzernchefs "prädestiniert" gewesen. Es war Diess gelungen, die Effizienz der im Vergleich zur Konkurrenz lange Zeit ertragsschwachen Kernmarke zu verbessern.

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Der neue VW-Chef Diess muss eine lange To-Do-Liste abarbeiten. Er muss endlich die Dieselaffäre aufklären und reinen Tisch machen. Andernfalls haftet der Vorwurf der Geheimniskrämereien und Klüngelei auch in Zukunft an VW."

Der Konzern müsse auch auf die Kunden zugehen. Volkswagen lehnt in Europa hohe Entschädigungen wie in den USA unter Verweis auf ein anderes Rechtssystem ab.

bea/dk (dpa, reuters)