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Palin im Interview

12. September 2008

Sarah Palin gab nach ihrer überraschenden Nominierung zur US-Vizekandidatin nun ihr erstes großes Fernsehinterview. Sie hält sich für fähig genug, den Posten der Nummer zwei im Weißen Haus zu übernehmen.

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Sarah Palin (Quelle: AP)
Seit zwei Wochen an McCains Seite im Kampf um das Weiße Haus: Sarah PalinBild: AP

Palin verteidigte in dem Interview ihre Qualifikationen für das Amt. Dem Fernsehsender ABC, der das Interview ausstrahlte, sagte sie, dass sie auch bereit wäre, das Amt des Präsidenten zu übernehmen, sollte John McCain etwas zustoßen. Sie habe auch schon zur Vizekandidatur ohne zu zögern "Ja" gesagt. "Wenn wir so privilegiert sind, gewählt zu werden, um diesem Land zu dienen, werde ich bereit sein. Ich bin bereit", versicherte die Gouverneurin von Alaska.

Nur wenig Erfahrung in Außen- und Sicherheitspolitik

Sarah Palin auf Truppenbesuch (Quelle: Picture-Alliance / DPA)
Palin auf Truppenbesuch in Kuwait im Juli 2007Bild: picture-alliance/ dpa

ABC-Moderator Charles Gibson zielte in seinem Interview vor allem auf die Außen- und Sicherheitspolitik der USA ab. Auf diesem Gebiet hat die Kandidatin bisher nur wenig vorzuweisen. Palin sagte, dass sie bis auf einen Besuch bei US-amerikanischen Soldaten in Kuwait und Deutschland im vergangenen Jahr, bisher nur in Mexiko und Kanada gewesen sei. Sie habe auch noch nie einen ausländischen Staatschef getroffen. "Aber wenn Sie zurück in die Geschichte gehen und diese Frage vielen Vizepräsidenten stellen würden, hätten die vielleicht genau das gleiche geantwortet", sagte Palin.

Sie betonte jedoch, dass sie Erfahrung darin habe, das Land unabhängig von ausländischen Energielieferungen zu machen. In Alaska war sie Vorsitzende der Kommission für Öl und Gas. Nationale Sicherheit umfasse zwar mehr als Energiefragen, aber die Energiesicherheit sei eine Grundlage der nationalen Sicherheit, so Palin.

Irak-Krieg doch keine "Aufgabe Gottes"

Ein wenig ins Schleudern kam Palin, als Gibson sie nach ihrer Unterstützung für die "Bush-Doktrin" fragte. "In welcher Hinsicht, Charlie?" entgegnete sie. Gibson klärte auf, dass diese Doktrin das Recht zu präventiven Angriffen der USA auf andere Länder meine. Palin reagierte mit Kritik an der Planung des Irak-Einsatzes durch den republikanischen Präsidenten George W. Bush. Sie unterstütze zwar den Kurs, die "Welt von Extremisten zu befreien". Doch habe es auf dem Weg "Fehlleistungen" gegeben, sagte die Gouverneurin.

Eine frühere Äußerung, in der sie den Irak-Krieg als "Aufgabe Gottes" bezeichnet hatte, relativierte Palin. "Ich weiß nicht, ob es eine Aufgabe Gottes ist", sagte sie nun. Palins Sohn zog am Donnerstag (11.9.2008) als Soldat in den Irak.

Präventiver Erstschlag nicht ausgeschlossen

Palin befürwortete in dem Interview einen präventiven Erstschlag gegen ein anderes Land, sollten die USA unmittelbar bedroht sein. Sie würde auch einen Militärschlag Israels gegen den Iran unterstützen, sollte die israelische Regierung für nötig halten. "Wir können nicht die Schritte infrage stellen, die Israel für notwendig erachtet, sich selbst zu schützen", so Palin. Außerdem forderte sie den Beitritt Georgiens und der Ukraine zur NATO. Auf die Frage, ob sie einen Krieg im Konflikt um die georgischen Provinzen Südossetien und Abchasien unterstützen würde, antwortete sie "vielleicht". Eine Mitgliedschaft in der NATO bedeute schließlich, dass die Verbündeten einander unterstützen.

Palin stiehlt Demokraten die Show

Sarah Palin und John McCain (Quelle: AP)
Sarah Palin und John McCain auf dem Nominierungsparteitag der Republikaner in St. Paul Anfang SeptemberBild: AP

Das Interview Palins, das ABC in mehreren Teilen ausstrahlt, war mit besonderer Spannung erwartet worden. Es war die erste Gelegenheit für die Bevölkerung der USA, Einblicke ins Palins Vorstellungen zu erhalten. Seit sie vor zwei Wochen von Spitzenkandidat John McCain zum Vize ernannt wurde, hatte sie nur Wahlkampfreden gehalten und war sorgfältig von Journalisten abgeschottet worden. Anders als in ihren bisherigen Reden ließ sie im Interview zwar Unsicherheiten erkennen, vermied jedoch einen Fauxpas.

Den Demokraten dürfte Palin damit mit dem Interview erneut die Schau gestohlen haben. "Sarah Palin hat ganz offensichtlich die Wirkung erziehlt, die John McCain durch ihre Nominierung erhofft hatte", urteilt der Demoskop Peter Brown vom Umfrageinstitut der Universität Quinnipiac in New York. Seit ihrer Nominierung haben Meinungsforscher ungewöhnlich starke Umschichtungen in der Wählergunst entdeckt. Mit Palin machen die Republikaner den Demokraten die weibliche Stammwählerschaft streitig. (dsc)

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