Visionärer Künstler: Keith Haring
Keith Haring, früh verstorbene Ikone amerikanischer Pop-Kunst, ist ein Künstler für das Jahr 2020. Das zeigt eine Ausstellung im Folkwang-Museum in Essen.
Phantasiereich, engagiert: Keith Haring
Spontaneität war eines seiner Markenzeichen. Der 1958 in Pennsylvania geborene Keith Haring war einer der prägenden Künstler der 1980er Jahre. Und wäre Haring nicht so früh 1990 an den Folgen der Immunschwächekrankheit AIDS gestorben, würde er wohl heute noch eine bedeutende Rolle in der internationalen Kunstwelt spielen. Seine dezidierte Gesellschaftskritik wäre in der Ära Trump sicher gefragt.
Haring ging ein Licht auf...
Einfache Linien und Formen, oft nur Schwarz auf Weiß, übersichtliche Bildtableaus - und doch wirken Keith Harings Zeichnungen und Bilder zeitlos, fast schon klassisch. Haring gab seinen Kunstwerken nur selten einen Titel, auch dieses Bild, entstanden 1981, firmiert unter dem Titel "Untitled". Auch nach 40 Jahren gäbe es vielfache Interpretationsmöglichkeiten: Geht der Menschheit ein Licht auf?
Im Untergrund: Keith Haring
Die erste Hälfte der 1980er Jahre war geprägt von Harings "Subway Drawings". In der New Yorker U-Bahn fertigte er in dieser Zeit mehrere Tausend Bilder an. Auf kleinen schwarzen Flächen, die eigentlich für Werbung vorgesehen waren, zeichnete er seine Figuren und Symbole - einfache "Geschichten", mit denen auch das schnell vorbeihastende Publikum in den U-Bahnen etwas anfangen konnte.
Der Mensch als Spielball...
Auch dieses Bild von 1982 trägt keinen Titel. Haring arbeitete mit Lack und Neonfarben auf Metall. Der Künstler hielt sich mit Interpretationen seiner Werke stets zurück. Was wollte Haring dem Publikum damals mitteilen? Und was kann es dem Besucher der aktuellen Essener Ausstellung heute erzählen? Ist die rote Figur ein Tier, dass Rache am Menschen nimmt, weil es gequält und ausgebeutet wurde?
Symbolik und Andeutung
Manche Motive tauchen in Harings Bilderwelt immer wieder auf. So entstanden Bilder, auf denen Menschen mit Löchern im Körper zu sehen sind - Haring fing damit nach dem Mord an John Lennon an. Der Tod des berühmten Beatle hatte für den Künstler eine enorme Lücke hinterlassen - im wahrsten Sinne des Wortes. Hier kombiniert Haring das Motiv mit religiöser Symbolik - einem menschlichen Kreuz.
Schrift, Bilder, Botschaften
In einigen Bildern wurde Haring, der sich immer eindeutig und mit klarer Haltung gegen Rassismus, Homophobie und Menschenverachtung aussprach, schon deutlicher. Vor allem dann, wenn Schrift seine gezeichneten Motive ergänzte. Haring, der irgendwann wusste, dass auch er am tödlichen HIV erkrankt war, engagierte sich vehement gegen das Verschweigen und Verdrängen der Krankheit.
Keith Haring, 1990 verstorbene Künstler-Ikone der amerikanischen Pop-Art, war ein Visionär. Seine explizit politischen Arbeiten, oft einfach Strichzeichnungen, haben nichts von ihrer Aktualität verloren. Das zeigt eine umfassende Ausstellung im Folkwang-Museum in Essen (21.8.- 29.11.2020). Gerade in der Ära von US-Präsident Donald Trump zeigt sich, wie aktuell und nachhaltig relevant das Werk des berühmten Künstlers, der mit nur 31 Jahren starb, noch heute ist.