In kleinen Schritten zur Frauen-Vierschanzentournee?
14. Dezember 2023Die Gleichberechtigung von Männern und Frauen im Sport schreitet voran. Am Ziel sind die meisten Sportlerinnen aber noch lange nicht. Ein gutes Beispiel dafür sind die Skispringerinnen, die neben ihrem sportlichen Wettkampf seit Jahren mühsam den Kampf für Gleichstellung führen. Immerhin gab es in der vergangenen Saison erstmals ein Skifliegen der Frauen, das auch in die Weltcupwertung einging. Im Gegensatz dazu müssen die Skispringerinnen weiter auf eine komplette Vierschanzentournee warten.
"Es ist bitter und schon langsam enttäuschend, dass wir noch keine Vierschanzentournee haben. Ich hoffe, dass das noch kommt", sagte die deutsche Erfolgsspringerin Katharina Schmid vor dem Saisonstart der Frauen. Die 27-Jährige, die im vergangenen Winter vor ihrer Hochzeit noch als Katharina Althaus mit ihrem Dreifach-Gold in Planica WM-Geschichte schrieb, wird aber mit ihren Kolleginnen im Rahmen der Vierschanzentournee zumindest teilweise mit von der Partie sein.
Uneinigkeit zwischen Deutschland und Österreich
Die Frauen werden in Garmisch-Partenkirchen und Oberstdorf mit der "Two Nights Tour" an den Start gehen - allerdings in umgekehrter Reihenfolge zu den Männern, die die Vierschanzentournee in Oberstdorf beginnen. Für Katharina Schmid ist das allerdings eine besondere Fügung, denn so wird das Neujahrsspringen - bei den Männern traditionell in Garmisch-Partenkirchen - an ihrem Geburtstag in ihrer Heimat Oberstdorf stattfinden. "Das ist schon genial, wenn alle Freunde und die Familie an der Schanze stehen können. Zu Hause so ein Springen am Neujahrstag zu haben, ist etwas ganz Spezielles", sagte die siebenfache Weltmeisterin.
Im Gegensatz zu den beiden ersten Tournee-Springen in Deutschland wird es von den Wettbewerben in Österreich in Innsbruck und Bischofshofen keinen Ableger der Frauen geben. Dennoch sieht Katharina Schmid den Anfang gemacht. "Wir haben noch keine Tournee, ja, das stimmt", so die deutsche Vorzeigespringerin. Dies sei "natürlich schade, aber das ist ein guter Anfang".
Der Österreichische Skiverband (ÖSV) hatte sich im Gegensatz zu seinem deutschen Pendant DSV gegen Frauen-Wettbewerbe bei seinen beiden Tournee-Springen entschieden. Vor drei Jahren war es genau umgekehrt: Während es in Österreich die Bereitschaft zur Vierschanzentournee-Premiere der Frauen gab, stellte sich damals der DSV quer. "Es wurden in den letzten Jahren sicher Fehler von beiden Seiten gemacht", sagte DSV-Sportdirektor Horst Hüttel. Man habe jetzt die beiden Springen in Garmisch und Oberstdorf, nun fehle nur noch die andere Seite. Er wisse, so Hüttel, "dass man sich in Österreich Gedanken macht" und baue auf Gespräche im Winter. "Wir hoffen sehr, dass Österreich nachzieht."
Premiere dann 2025?
Es scheint nur eine Frage der Zeit, denn die Forderungen nach der "Schanzengleichheit" werden mehr und lauter. "Es geht um Gleichberechtigung. Wir durften im vergangenen Winter ja zum ersten Mal Skifliegen, aber die Vierschanzentournee wäre für uns und die Zuschauer schon das große Highlight", sagte die deutsche Springerin Selina Freitag.
An der grundsätzlichen Bereitschaft des ÖSV muss nicht gezweifelt werden, allerdings ist die umgekehrte Reihenfolge der beiden deutschen Springen wohl der Hauptkritikpunkt auf österreichischer Seite.
"Eine Frauen-Tournee in der gleichen Reihenfolge der Orte wie bei den Männern wäre sicher für die Damen die Ideallösung - auch wenn die Umsetzung logistisch am schwierigsten ist", glaubt auch DSV-Sportdirektor Hüttel und verweist auf die bereits erreichten Erfolge. Beispielsweise, dass die beiden Springen der Frauen in Garmisch und Oberstdorf von den Fernsehsendern ARD und ZDF übertragen werden. Außerdem habe der internationale Skiverband FIS die Termine zwischen dem 4. Januar und 6. Januar 2025 im Kalender der Frauen bislang freigelassen. Die Zeichen stehen auf eine Vierschanzentournee der Frauen.